Tichys Einblick
Sprengung Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg

Was „Rote“, „Grüne“ und „Schwarze“ am liebsten tun: Kraftwerke zerstören

Das erste Kesselhaus des brandneuen Kohlekraftwerks Moorburg stürzte durch die Sprengung am Sonntag zwar ein, doch das zweite blieb stehen. Fast scheint sich das Kraftwerk-Haus mit Macht gegen rot-grünen Irrsinn zu wehren.

Die Sprengung der zwei Kesselhäuser des Kohlekraftwerks Moorburg war nur zum Teil erfolgreich, 23.03.2025

Die Sprengung der beiden nagelneuen Kesselhäuser des ehemaligen Kohlekraftwerks Moorburg in Hamburg hat nicht wie vorgesehen geklappt. Das erste Kesselhaus stürzte am Sonntag zwar ein, doch das zweite blieb aufgrund technischer Probleme stehen. In den vergangenen Wochen wurden rund 1.850 Löcher in die Stahlbetonstützen der Kesselhäuser gebohrt; pro Gebäude sollten 600 Kilogramm Sprengstoff die Konstruktion einstürzen lassen.

Die Hamburger machen das, was „Rote“, „Grüne“ und „Schwarze“ am liebsten tun: Kraftwerke zerstören. Das Kraftwerk Moorburg war mit einem sehr hohen Wirkungsgrad von 45 Prozent eines der modernsten Kohlekraftwerke Deutschlands. 2007 hatte Vattenfall mit dem Bau des über drei Milliarden Euro teuren Kraftwerks begonnen, das 2015 an das Netz ging. Nicht, ohne dass es vorher noch zu teuren Auseinandersetzungen mit grün durchsetzten Institutionen kam.

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So hat der Gerichtshof der EU 2011 verfügt, Deutschland habe bei der Genehmigung des Kraftwerks gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie verstoßen, da die negativen Auswirkungen auf die Wasserqualität der Elbe nicht ausreichend geprüft worden wären. Das „Urteil“ zwang Vattenfall und die Hamburger Behörden dazu, die Kühltechnik umzurüsten: Anstelle der ursprünglich geplanten Durchlaufkühlung musste auf eine teurere Nasskühlung mit Kühltürmen umgestellt werden. Die Millionenkonzerne BUND und Greenpeace hatten einen entscheidenden Anteil daran.

Parallel strengte Vattenfall im Rahmen des Energiecharta-Vertrags ein internationales Schiedsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland an. Das Unternehmen forderte eine Entschädigung in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro, da sich die Projektkosten durch die nachträglichen Umweltauflagen und Verzögerungen deutlich erhöht hatten. Das Schiedsverfahren wurde 2011 außergerichtlich beigelegt – über die genaue Einigung und etwaige Zahlungen wurden keine Details veröffentlicht. Nur sechs Jahre später legten Bund und Rot-Grün in Hamburg das Kraftwerk still, das für eine Laufzeit von mehreren Jahrzehnten geplant war.

Zuvor hatte der Bund mit dem Kohleausstiegsgesetz im Jahr 2020 festgelegt, dass auch moderne Steinkohlekraftwerke abgeschaltet werden können. Die grün geführte Bundesnetzagentur hat dann das Stilllegungsverfahren ausgeführt, der Hamburger Senat gejubelt und die „Decarbonisierung“ beklatscht und BUND und Greenpeace haben Moorburg als „Fossil“ der alten Energiewirtschaft beschimpft und massiven Druck ausgeübt.

Erstaunlich die Haltung der Hamburger Industrie: Die begrüßt ebenfalls die Illusion einer „Wasserstoffwirtschaft“ in Moorburg, der Staat müsse nur für die passenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sorgen. Im Klartext: Wenn der Steuerzahler die horrenden Kosten bezahlt, hat auch die Wirtschaft nichts dagegen und greift gern Steuermittel mit ab.

Betreiber Vattenfall wurde mit hohen CO2-Preisen und politischem Druck gezwungen, das Kraftwerk Moorburg trotz moderner Technik abzuschalten. Der damalige grüne Umweltsenator und Vielflieger Jens Kerstan sprach jedoch von einem Meilenstein für den „Klimaschutz“ in Hamburg.

Der rot-grün dominierte Hamburger Senat wollte das Kraftwerk ebenfalls möglichst schnell stilllegen. Es wurde als eine der größten CO2-Quellen Norddeutschlands hingestellt. Betreiber Vattenfall bekam zwar eine Entschädigung, die nicht offengelegt wurde. Die aber soll nicht die Kosten gedeckt haben.

Woher künftig die hohen Strommengen für die Region mit viel Industrie und Hamburger Hafen kommen sollen, interessiert nicht.

In Zeiten, in denen Milliarden keine Rolle mehr spielen, soll jetzt dort Wasserstoff erzeugt werden. Woher der Strom dafür kommen soll, weiß zwar niemand. Denn die Anlage soll mit Strom aus Windrädern betrieben werden. Windräder drehen sich lediglich maximal 3.000 Stunden pro Jahr, das 8.760 Stunden hat. Solche Beckmesserei empfinden sie als kleinkariert. Schon gleich gar, wenn man die Leistung von 1.600 MW der alten Kohleblöcke gegen die mickrigen 100 MW des „Elektrolyseurs“ stellt.

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Jedenfalls träumen sie hochschwebend in Hamburg von einem sogenannten Elektrolyseur, der Wasser in seine beiden Elemente zerlegt, Wasserstoff und Sauerstoff. Die hängen nun ziemlich fest aneinander, deswegen ist Energie notwendig, um die Bindung zu spalten. Die kann elektrischer Strom liefern, so wie das Lehrer früher gern demonstriert haben.

Grüner Wasserstoff ist extrem stromintensiv. Um beispielsweise ein Kilogramm Wasserstoff herzustellen, braucht man ca. 50 bis 55 kWh Strom. Bei einer 100-MW-Anlage wie in Moorburg wird also sehr viel sogenannter „Ökostrom“ verbraucht, der an anderer Stelle – etwa für direkte Elektrifizierung wie E-Autos oder Wärmepumpen – wiederum fehlt.

Wenn Kosten keine Rolle spielen, kann man dies gern tun. Schulden werden ja bereits in die Wege geleitet. Wenn es auf Effizienz und Kosten ankommt, benutzt man Erdgas, um Wasserstoff zu erzeugen. Das ist effektiver und billiger.

Die Hamburger träumen weiterhin von der Stadt als Drehscheibe für Wasserstoff-Importe. Aus Südamerika oder Namibia soll Wasserstoff in der Form von Ammoniak angeliefert werden. Der lässt sich wieder zurück in Wasserstoff verwandeln; kann man auch machen, wenn wieder Kosten keine Rolle spielen. Während der gesamten Kette geht so viel Energie verloren, dass kaum noch etwas übrig bleibt. Früher hätten Hamburger Kaufleute, die noch rechnen konnten, abgewunken als ‚lohnt nicht‘.

Moorburg jedenfalls geht als eines der teuersten Abenteuer rot-grüner Kapitalvernichtung in die Geschichtsbücher ein. Ein auf 30 bis 40 Betriebsjahre ausgelegtes Hightech-Kraftwerk wird nach sechs Betriebsjahren unwiederbringlich dem Erdboden gleichgemacht.

Im vergangenen November wurde bereits der 140 Meter hohe doppelte Schornstein gesprengt. Warum das zweite Kesselhaus nicht zusammenfiel, wird untersucht, ein Termin für eine neue Sprengung steht noch nicht fest, vielleicht müssen Abbruchbagger ran.

Fast scheint sich das Kraftwerk-Haus mit Macht gegen rot-grünen Irrsinn zu wehren.


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