In den frühen Morgenstunden des 24. Februar 2022 wurde die deutsche, national angelegte Energiewende durch Außeneinfluss beendet. Der „Übergangs“-Energierohstoff Erdgas wird nicht mehr in Menge und Preis den Hoffnungen entsprechen. Gaskraftwerke mit 23 bis 40 Gigawatt installierter Leistung (die heutigen Kohlekraftwerke bringen reichlich 40 Gigawatt ein) wurden bis 2030 errechnet, es wird aber nur wenige neue geben.
Insbesondere der Fachkräftemangel wird uns limitieren. War die Generation der Babyboomer noch mit dem Schinder-Gen ihrer Kriegs- und Nachkriegs-Elterngeneration versehen, setzen Teile der jetzt ins Berufsleben Tretenden andere Prämissen. Es gibt heute im Land mehr Studierende der Theaterwissenschaften als Auszubildende im Fliesenlegerhandwerk. Berufswünsche sind heute Blogger, Influencer, Model (wenn möglich) oder was mit Medien.
Work-Life-Balance steht im Vordergrund, viel Geld verdienen ist nicht mehr wichtig. Konkrete Arbeit an der Infrastruktur schreckt ab, bringt sie doch zuweilen Lärm, Hitze und Dreck mit sich. Und Schichtarbeit rund um die Uhr: Das ist nicht verlockend für Jugendliche, die gern Stuhlkreise besetzen, hüpfen und den Alten die Weltzerstörung vorwerfen. Während nicht weit von uns die Kanonen donnern, werfen sie Tomaten auf die FDP und kleben sich sinnfrei auf Straßen fest.
Nun ist wieder Krieg in Europa, bisher kaum vorstellbar.
„Die gesamte Energiewende wird damit schlagartig einem Realitätscheck und einem Stresstest unterzogen“, sagt Sachsens Ministerpräsident Kretschmer und bestätigt damit, dass es den Realitätscheck bisher nicht gab. Gleichzeitig zweifelt er den vorgezogenen Kohleausstieg 2030 an, nicht jedoch den 2038 und den Fahrplan dahin. Die FDP steigt aus dem Mustopf, der energiepolitische Fraktionssprecher Michael Kruse will den Rückbau des Kraftwerks Moorburg aussetzen. Zur Info: Das Personal ist weg, das Interieur zum Teil schon verkauft und Betreiber Vattenfall wird das genau so wenig tun, wie die KKW-Betreiber die Laufzeiten verlängern würden. Die Realitätsferne deutscher Politiker ist Weltspitze.
Klimaminister Habeck meinte indes, die beste Antwort auf die Importabhängigkeit sei der Ausstieg aus der Kohle, also auch der heimischen, preislich kalkulierbaren und reichlich vorhandenen Braunkohle. Importabhängigkeit verringern durch Aufgabe eigener Ressourcen, das ist die grüne Logik.
Steigende Gaspreise will er ausgleichen, auf russisches Gas könne man verzichten. Der Eon-Vorstandsvorsitzende Leonhard Birnbaum warnt indes vor Gasengpässen und Stilllegungen bei Industriekunden. Habeck will notfalls die Schuldenbremse aussetzen, weil die (vorher absehbare) Energie-Situation der wirtschaftlichen Notsituation der Pandemie entspräche. „Am Ende ist es nur Geld“, sagt er. Bezeichnend für einen Wirtschaftsminister, der aus dem Klima kommt.
Die Frage, wie die Energieversorgung zu jeder Zeit und Wetterlage künftig aufrechterhalten werden kann, wird uns zunehmend beschäftigen. Dabei wird das Thema Kälte den Hype um die „Erderhitzung“ verdrängen. Vorerst setzt die Regierung noch andere Prioritäten. Einen Tag nach Kriegsbeginn kündigte Justizminister Buschmann (FDP) eine Ablösung des Transsexuellengesetzes durch ein Selbstbestimmungsgesetz an.
Interessant wird die Diskussion um eine eventuelle Aktivierung der Wehrpflicht werden, sie ist ja nur „ausgesetzt“. Eine unbequeme Stichtagsregelung wäre unvermeidbar und natürlich müsste sie alle Geschlechter umfassen.
Alle Studien mit Grafiken, die in gerader Linie sinkend die deutschen CO2-Emissionen bis 2045 zur Nulllinie führen, sind seit dem 24. Februar ein Fall fürs Altpapier oder die Löschtaste.