Tichys Einblick
Wofür bei Hart aber Fair kein Klima war

Daniel Stelter: Was ich gerne gesagt hätte

Auf seine Teilnahme bei Hart aber Fair hat sich Daniel Stelter vorbereitet. Hier zeigt er uns wie. Die anderen Teilnehmer können hier nachlesen, was bei Plasberg keinen Platz hatte.

imago images / Horst Galuschka

Gestern Abend hatte ich das Vergnügen, erneut bei der ARD-Talk-Sendung hartaberfair mitzuwirken. Thema war die Klimapolitik und weitere Teilnehmer waren Wirtschaftsminister Peter Altmaier, SPD-Energieexperte Mathias Miersch, die „Fridays for Future“-Aktivistin Leonie Bremer, die ZEIT-Journalistin Petra Pinzler und Boris Herrmann, der Greta Thunberg nach New York gesegelt hat. Für Unterhaltung war also gesorgt.

Ich versuche, mich möglichst gründlich auf eine solche Sendung vorzubereiten und meine Argumente entsprechend zu strukturieren. So auch diesmal. Hier meine Gedanken:

Effektivität und Effizienz

Auch beim Thema Klimaschutz gelten die Regeln von Effektivität und Effizienz. Damit ist gemeint:

Die 80/20-Regel besagt, dass man 80 Prozent des Ergebnisses mit 20 Prozent des Einsatzes erreicht und die letzten 20 Prozent des Ergebnisses für 80 Prozent des Einsatzes stehen. Übersetzt bedeutet dies, dass es sich oftmals nicht lohnt, mit erheblicher Anstrengung an einem 100-Prozent-Ergebnis zu arbeiten.

Um ein Beispiel aus dem Klimaschutz zu nehmen: In seinem Interview mit dem Deutschlandfunk hat der SPD-Politiker und aktive Klimaschützer Burkhard Drescher erläutert, dass diese Regel (bei ihm sogar 90/10) auch beim Thema der Gebäudeisolierung gilt: „Wir sagen (…), du musst jetzt nicht das ganze Dach erneuern für 30.000 Euro im Einfamilienhausbereich, es reicht, wenn du den Dachboden dämmst, den du nicht brauchst. Dann hast du zwar nicht 100 Prozent CO2-Einsparung über diese Maßnahme, sondern nur 90 Prozent, aber dann machen die Leute das auch, weil sich das in fünf Jahren, sechs Jahren oder sieben Jahren rechnet statt in 20 Jahren (…). Unter einem Prozent energetische Modernisierungsrate haben wir in Deutschland, wir in Bottrop seit insgesamt acht Jahren inzwischen über drei Prozent jedes Jahr. Daran kann man sehen, dass offensichtlich wir die besseren Instrumente haben. Und das ist der entscheidende Punkt: Die Förderinstrumente des Bundes sind fehlgeleitet.“

Die Highlights des Interviews habe ich hier besprochen: https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/zu-billig-in-einer-stadt-den-klimanotstand-auszurufen/

Dies bestätigt eine Studie des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (DV) gemeinsam mit Mieterbund und dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW). Kernaussage: „Zurzeit wird das am stärksten gefördert, was am teuersten ist. Das ist grober Unfug. Es müsste das gefördert werden, was tatsächlich am meisten CO2 vermeidet.“

Wie gültig die 80/20 Regel ist, zeigt diese Darstellung (Kosten pro eingesparter kWh ist das entscheidende Kriterium):

Quelle: WELT https://www.welt.de/finanzen/immobilien/article200075640/Klimaschutz-Wohn-Verbaende-fordern-Milliarden-Zuschuesse.html

Die letzten Einsparungen sind zehnmal teurer als die Maßnahmen der ersten Stufe. Die Effizienz der von der Politik initiierten Maßnahmen (nicht nur, aber vor allem auch beim Klimaschutz!) lässt offensichtlich zu wünschen übrig. Oft fehlt es aber auch an der Effektivität.

Förderung der Sonnenenergie

Ein Beispiel für die geringe Effektivität ist die Solarindustrie.

Ziemlich viel Geld für einen kleinen Effekt.

Wenn wir in Zukunft so ineffizient vorgehen wie mit der Solarförderung, kostet uns die Realisierung des Ziels von Null- CO2 4.000 Milliarden (50* 80 Milliarden).

Aber man kann es auch anders interpretieren. Die deutschen Stromkunden haben einer wichtigen Industrie im Kampf gegen den Klimawandel den Weg bereitet. Wir haben die Anfangsfinanzierung gestellt, damit sich die Branche entwickeln konnte und legten damit die Grundlage dafür, dass PV heute deutlich billiger und günstiger ist als fossile Brennstoffe.

Aber dafür haben wir doch eine Zukunftsindustrie für Deutschland geschaffen und Arbeitsplätze gesichert? Nein, zwar wurde uns das von der Politik immer erzählt. In Wirklichkeit haben wir den Aufbau eines Industriezweiges in China finanziert – sollten wir eigentlich unter Entwicklungshilfe verbuchen. In Deutschland gibt es nach einer kurzen Scheinblüte praktisch keine Arbeitsplätze mehr:

Quelle: Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/163993/umfrage/beschaeftigte-in-der-deutschen-photovoltaikbranche/

Teurer Kohleausstieg

Ging es bei der Solarindustrie wenigstens noch um die Förderung einer neuen Technologie, wird beim Kohleausstieg das Geld vor allem dafür verwendet, eine alte Technologie abzuwickeln.

Beginnen wir mit der Effizienz:

An der Effektivität bestehen ebenfalls erhebliche Zweifel:

Fazit: Der Kohleausstieg ist teurer, politischer Aktionismus, der viel kostet, aber nichts bringt. Nach der Energiewende das nächste teure Projekt der Politik, die denkt, einem „reichen Land“ macht es nichts aus, wenn man den Wohlstand verschleudert. Besser wäre, dem Beispiel Großbritanniens zu folgen.

Was mich zu meinen grundlegenden Überlegungen führt:

Quelle: BDI/BCG

Quelle: BDI/BCG

Am meisten Sorgen macht mir, dass nun erneut Politiker vorhaben, die Welt zu retten. Sie haben bewiesen, dass sie den Wohlstand dieses Landes nicht mehren, sondern durch sprunghafte Entscheidungen vernichten oder aber die Mittel lieber in den heutigen Konsum statt in die Sicherung künftigen Wohlstands setzen.

Ausführlich erklärt und beschrieben im Märchen vom reichen Land, unter anderem hier zusammengefasst https://think-beyondtheobvious.com/stelter-in-den-medien/wie-die-politik-uns-ruiniert-zusammenfassung-fuer-neue-leser-von-bto/ und in der F.A.Z. so besprochen: https://think-beyondtheobvious.com/stelter-in-den-medien/ruiniertes-deutschland-warum-wir-nicht-so-reich-sind-wie-wir-denken/ .

Diese Politiker – und ich meine damit sowohl Regierung wie Opposition – sind nun drauf und dran, weitere Hunderte von Milliarden in sinnlose Projekte zu stecken und nach Energiewende und Kohleausstieg das nächste Desaster zu produzieren. Dem Klima wird es am Ende nichts bringen, nur unsere Fähigkeit, in Zukunft einen Beitrag zu leisten, unterminieren und zugleich die Grundlage für erhebliche soziale Konflikte legen. Denn vergessen wir nicht: In Bildung, Digitalisierung, Infrastruktur und Altersversorgung klaffen jeweils Milliardenlücken – Ergebnis der jahrelangen Misswirtschaft hierzulande. Das scheinen auch die Bürger zu spüren, wie diese Umfrage zeigt:

Quelle: Bild am Sonntag, 15.9.19

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