Tichys Einblick
Thüringer Bürgerinitiative

Die Waldbürger auf Achse – für einen gesunden Wald ohne Windräder

Eine neue Bürgerinitiative versucht in Thüringen, den Wald zu erhalten und zu schützen. Enthusiasten und Umweltbewegte fanden sich zusammen und treten für die Aufforstung und den Schutz der Waldgebiete im grünen Herzen Deutschlands ein. Aber die Gefahr ist akut und real: Die Windritter wollen zugreifen.

IMAGO / blickwinkel

Die Deutschen lieben ihren Wald. Nicht nur in seinen natürlichen und wirtschaftlichen Funktionen, auch als Symbol und als Sinnbild naturverbundenen Lebens. Immer mehr Menschen verbünden und vernetzen sich zum Widerstand, je mehr die Windkraft-Raubritter mangels freier Flächen im Süden auf die bewaldeten Höhen zugreifen wollen. Für Politiker, Medien und die Lobby scheinen Wälder inzwischen entbehrlich. Abwertend ist die Rede von „Nutzholz“ (der brandenburgische Wirtschaftsminister Steinbach, SPD) oder von „baumbestandenen Industrieflächen“ (der grüne brandenburgische Umweltminister Vogel zum Tesla-Wald). Die Ampelregierung hat Wind- und Solarenergie zum Endstadium energietechnischer Entwicklung bestimmt. Das macht uns einsam in der Welt, bedient aber vollumfänglich die Wünsche der entsprechenden Lobbys. Zahlreiche Gesetzesänderungen machen den Weg frei für die Umwandlung Deutschlands in ein Wind- und Solarindustriegebiet.

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Als Grund wird „Klimaschutz“ genannt, das ist eine Irreführung. Die Regierung betreibt Anti-Atompolitik. Würde sie ernsthaft Emissionen senken wollen, hätte sie die Kernkraft ausgebaut und hätte zugelassen, dass saubere Kohletechnologien weiterentwickelt werden. Der wahre Kern ihrer interessengeleiteten Politik zeigt sich in der immer wiederkehrenden Forderung: „Wir brauchen mehr Erneuerbare“. Wem nutzt es?

Angst greift in der Bevölkerung um sich, Angst vor einer Naturzerstörung gigantischen Ausmaßes mit teils irreparablen Schäden. Die bereits vorhandenen Anlagen sollen nur der Anfang sein. In Norddeutschland sind die Windclaims weitgehend verteilt, die Regierung will aber Rotoren im ganzen Land. Im Süden ist es meist bergig und oft sind diese bewaldet. Die Anlagen in Täler zu bauen, macht keinen Sinn, bauen am Hang wäre unpraktisch und teuer, also verbleiben die Bergkuppen und Bergrücken.

Zum Angriff geblasen – einige Beispiele

Der riesige Altdorfer Wald (82 Quadratkilometer) in Baden-Württemberg ist größtenteils Staatswald, auch Urwald, ein großes Trinkwasserreservoir und ehemalige Heimat des Räubers Hotzenplotz. Der ist lange weg, nun wollen Holzräuber und Windritter tätig werden. 39 Anlagen vom Typ Vestas V172 mit je 7,2 Megawatt installierter Leistung, 199 Meter Nabenhöhe und 285 Meter Gesamthöhe sollen auf den Kamm gebaut werden, eine nicht nur visuelle Horrorvorstellung. Dass die Landesregierung mäßigend im Sinne des Natur- und Menschenschutzes eingreift, ist nicht zu erwarten. Grün wirkt. Obwohl die Höhenzüge 700 bis 800 Meter erreichen, ist die durchschnittliche Windgeschwindigkeit mit 5 bis 6 Metern pro Sekunde alles andere als günstig. Über das Referenzertragsmodell im Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) werden Anlagen an windschwachen Standorten extra gefördert, das ist volkswirtschaftlicher Unfug und wird im Altdorfer Wald wohl auch nicht reichen angesichts permanent steigender Anlagenpreise.

Im hessischen Reinhardswald, dem Märchenwald der Brüder Grimm, zerfahren die Harvester bereits den Waldboden und holzen, was das Zeug hält. Manche Bäume sind fast 200 Jahre alt. Ein halber bis ein ganzer Hektar an Bäumen muss weg, bevor Tausende Tonnen Stahlbeton in die Böden versenkt werden können. Mindestens 18 Anlagen, jeweils 240 Meter hoch, sollen errichtet werden – als erster Bauabschnitt.

Im Reinhardswald – hier wurde schon „beräumt“. Foto: Vernunftkraft

Auch im Naturpark Arnsberger Wald, „westfälisches Waldmeer“ genannt und eins der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands, will die Lobby aus bewegter Luft Geld machen. 12 Anlagen sind geplant, 60.000 Haushalte würden laut Werbeprospekt versorgt werden können. Auch hier der Dummenfang mit der Behauptung, Windkraftanlagen würden „versorgen“ können. Sie können nur Strom einspeisen – mal mehr, mal weniger, mal gar nichts.

In den Niederlausitzer Wald bei Neisse-Malxetal, südlich von Forst, will die EnBW 27 Anlagen stellen. 162 Meter Nabenhöhe und mehr als 250 Meter Höhe bis zur Flügelspitze sollen das flache Land dominieren, der Wald muss weichen. Gegen das Argument fehlender Versorgungssicherheit führt man einen Elektrolyseur ins Feld, wie groß er ist und wo er stehen soll, ist noch unklar. EnBW ist in grüner Hand, Rücksicht auf die Natur ist eher nicht zu erwarten. Auf Menschen auch nicht, die Anlagen sollen bis 700 Meter vor dem Dorf Jerischke stehen. Etwas weiter nördlich will der Energiekonzern LEAG auf ehemaligem Tagebaugelände 17 Anlagen der 6-Megawatt-Klasse vor die Ortschaft Briesnig an die Neisse setzen. Anstelle der früher vorgesehenen Renaturierung und Aufforstung bleibt es Industriegelände.

Das waren nur Beispiele. Nun steht auch der Thüringer Wald auf der Speisekarte der Grünkapitalisten. Der 170 Kilometer lange Rennsteig als Kammweg ist dabei das Filetstück. Das bringt die Leute auf die Bäume, aber auch zur Erkenntnis, dass etwas getan werden muss, um dauerhaften Schaden abzuwenden. Vor allem gilt es, durch Trockenheit und Schädlinge entstandene Schadflächen aufzuforsten, auch um der Lobby das Argument zu nehmen, auf den Flächen würden die Anlagen keinen Wald zerstören, da ja derzeit dort kein Wald sei.

Dies versucht die Waldbürger-Initiative „Der Wald ruft!“ – Thüringen mit Angeboten zu Waldpflege und Aufforstung zu erreichen. Sie ist ausdrücklich parteiunabhängig. Wer für einen intakten und freien Wald ist, will ihn natürlich auch windkraftfrei. Aus diesem Grund beteilige ich mich an einer Rundreise durch thüringische Städte, um mit möglichst vielen Bürgern ins Gespräch zu kommen. An jedem Ort kommen Mitglieder der Initiative dazu und unterstützen.

Auf Achse

Es geht los in Ilmenau, unser Pavillon steht auf dem Platz am Apothekerbrunnen. Die Waldbürger erklären Passanten ihr Anliegen und stellen einen Offenen Brief an die Landräte vor. Wenn es Fragen zur Windkraft gibt, gebe ich gern Auskünfte. Es geht um den Materialaufwand für die Windkraft, eine Materialschlacht. Ja, die Fundamente bringen es heute auf fast 3.500 Tonnen Stahlbeton und die Gondel (das Maschinenhaus mit Generator) einer 7,5-Megawatt-Anlage wiegt zusammen mit Nabe und Rotor etwa 660 Tonnen. Zum Vergleich: Ein ICE wiegt je nach Typ 410 bis 470 Tonnen.

Zudem sind die Anlagen in dem Sinne überdimensioniert, dass sie nur wenige Stunden im Jahr die volle Leistung erreichen, das heißt im Jahresdurchschnitt nur etwa 20 Prozent ihrer Nennleistung abgeben.

Auf dem Markt in Gotha, unterhalb vom prächtigen Schloss Friedenstein, ehemals gehörend den Adelsgeschlechtern von Sachsen-Gotha und Altenburg, später denen von Sachsen-Coburg und Gotha, stehen uns Mikro und Boxen zur Verfügung. So können wir über die Initiative und Probleme der Windkraft sprechen und der ganze Platz einschließlich der Gäste der Freiluft-Gastronomie kann zuhören. Interessenten bleiben stehen, es ergeben sich viele Gespräche.

Wie an den anderen Orten auch führt ein Thema zum anderen. Corona steckt noch tief im Gemüt, die teils falschen Maßnahmen auch. Das rigide Vorgehen des Staates und die fehlende Aufarbeitung hinterlassen gewaltigen Frust. Wer über Vertrauen zu Politikern spricht, das verloren gehen könnte, liegt falsch. Es ist schlicht nicht vorhanden.

Ist Windkraft nachhaltig, wird gefragt. Nein, wie kann etwas nachhaltig sein, was zeitweilig gar nicht da ist? Zudem sind sie materialintensiv bei einer Lebensdauer von nur 20 bis 30 Jahren. Kohlekraftwerke können über 50 Jahre lang laufen, Kernkraftwerke über 60.

Wir übernachten in Bischofroda, einem kleinen Dorf nördlich von Eisenach. Die Biobäuerin berichtet, dass sich das Wetter geändert hat, seit die Windkraftanlagen in der Nähe laufen. Es regne weniger. Der Windindustriepark Mihla steht in nur zwei Kilometern Entfernung, hinter einer Anhöhe, aber dennoch gut sichtbar. Auf Google Earth zähle ich 30 Großanlagen, die vor dem Ort den Wind bremsen.

Es geht weiter nach Eisenach. Die Waldbürger informieren über den Mix an Setzlingen, die sie pflanzen, um einen optimalen Mischwald für kommende Generationen zu schaffen. Auch hier sprechen jetzige und ehemalige Waldanwohner von verändertem Wetter. Dies änderte sich schlagartig mit der Inbetriebnahme von Windkraftanlagen in der Umgebung. Auch hier heißt es, es regne weniger. Jemand meint zu wissen, dass es beim Deutschen Wetterdienst (DWD) schon längst eine Abteilung gäbe, die sich damit beschäftigt. Aber ihre Tätigkeit sei intern und vertraulich.

Aber wo soll der Strom herkommen, wenn man keine Windmühlen baut? Gegenfrage: Wo kommt der Strom her, wenn kein Wind weht? Warum hatten wir früher solche Probleme nicht? Was machen die Nachbarländer? Aber ist Kernkraft nicht zu gefährlich? Nein, sie ist gemessen an der Kennziffer „Tote pro Terawattstunde“ sogar die sicherste Energietechnologie. Interessenten und Betroffene tauschen Nummern aus und vernetzen sich. Auch das ist ein Erfolg.

Am Rand des Marktplatzes im kleinen, aber feinen Schmalkalden wird der Pavillon aufgebaut. Die Waldbürger informieren zu den Waldferienlagern für Kinder, wo diese von Wildnispädagogen Spannendes über die Natur erfahren, Laubhütten bauen, kochen und Setzlinge pflanzen.

Führen Windkraftanlagen zu mehr Trockenheit? Im Prinzip ja, es wirken vier Faktoren: Der Energieentzug senkt die Windgeschwindigkeit, damit den Wolkenzug und verringert Niederschlag. Die Verwirbelung der Luft führt zum vertikalen Lufttransport, der Bodenfeuchte in die Höhe befördert und wegtransportiert, zudem bleibt der Boden wärmer. Durch den behinderten Druckausgleich zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten steigt tendenziell der Luftdruck und führt zu mehr trockenen Wetterlagen. Schließlich behindert die Bodenversiegelung durch Fundamente, Zufahrtstraßen und Montageplätze die Grundwasserbildung.

Holländische Touristen sind beeindruckt von der Karte, die die Verteilung der Windkraftanlagen in Deutschland zeigt. Sie haben selbst genug davon im Land, kennen Probleme und Nachteile. Ihre neuen Kernkraftwerke werden zu spät kommen, sagen sie. Ihr größeres Problem ist die Zerstörung ihrer Landwirtschaft, sie empfinden sich nur noch als Kolonie der EU. Ob die Neuwahlen Besserung bringen? Vielleicht. Jedenfalls gefällt ihnen Thüringen und sie hören sich gern Ratschläge zu anderen Reisezielen an. Ich empfehle, natürlich, den Spreewald. Die Abendsonne sticht kräftig, es ist heiß. Der Blick schweift über den Marktplatz – nein, keine Hitzetoten.

Auch in Meiningen im Werratal weckt das Projekt der Wald-Ferienlager Interesse. Wäre es nicht besser, den Wald sich selbst zu überlassen und auf die natürliche Regenerationsfähigkeit zu setzen? Nein, damit wäre die Artenvielfalt eines neuen Mischwaldes nicht zu erreichen.

An Dogmen muss man glauben
Die grünen Feinde der Natur
Was passiert mit Windkraftanlagen nach ihrem Lebensende, werden sie wirklich komplett entsorgt? Der größte Teil wie Turm, Gondel und Einbauten sind recyclebar, die Fundamente müssen laut Baugesetz aufwändig entfernt werden. Es liegt aber im Ermessen der Landesbehörden. So wird zum Beispiel in Schleswig-Holstein nur der Abtrag bis einen Meter unter Geländeoberkante verlangt. Die unterirdische Bodenversiegelung bleibt dann bestehen. Für die künftig anfallenden tausenden Tonnen alter Rotorblätter gibt es noch keine geeignete Technologie. Bisher wurden sie geschreddert und in Zement-Drehrohröfen mitverbrannt. Die so entsorgbaren Mengen sind deutlich begrenzt.

Am Dianabrunnen in Suhl gibt es viele Diskussionen, die auch über das Thema Wald und Windkraft hinausgehen. Die Umwelt-Ausschussvorsitzende im Thüringer Landtag informiert über den Zustand des Thüringer Waldes. Von 30.000 Hektar des geschädigten Staatsforstes sind nur 6.000 wieder aufgeforstet, die Forstämter sind mit dem Mengenproblem schlicht überfordert. Bisher stehen nur zwei der 861 thüringischen Windkraftanlagen im Wald, das schafft Begehrlichkeiten. Auf Infoveranstaltungen, so berichten Bürger, greifen Windkraftinvestoren in unterste Schubladen der Argumentation. „Wäre Euch ein Atomkraftwerk oben auf dem Berg lieber?“ – Dämlicher geht`s nicht.

Die „Reichweiten“ von Öl und Gas sind ein Thema, man ist sich einig, dass es länger reicht als angenommen. Zur Vertiefung wird das Buch „Biosphäre der heißen Tiefe“ von Thomas Gold empfohlen. Leider ist es derzeit nirgendwo zu bekommen.

Auch hier herrscht eine große Unzufriedenheit mit der Ampelregierung, manche sind sich sicher, dass der Klimalockdown kommt. Wie anderswo auch outet sich eine größere Zahl der Gesprächspartner als Nichtwähler.

Bei unseren Fahrten sehen wir viele verwüstete Flächen, Windbruch, Totholz und von Harvestern zerpflügten Boden. Die Stämme, die in Massen auf den Lichtungen liegen, haben größere Durchmesser und sehen gesund aus. Wollen hier der Landesforstbetrieb und auch private Waldbesitzer unter einem Vorwand gute Geschäfte machen?

Auf nach Sonneberg. Da war doch was? Richtig, der Landkreis mit dem einzigen demokratiezertifizierten Landrat Deutschlands. Wir stehen am PIKO-Platz, der an die Rolle Sonnebergs als Spielzeughauptstadt der DDR erinnert. Unwillkürlich schaue ich mir die Leute etwas genauer an. Steckt da irgendwo ein Huf im Schuh, verbirgt sich unter manchem Basecap ein Horn oder liegt ein leichter Schwefelgeruch in der Luft? Nichts von alledem, die Leute sehen aus wie anderswo auch. Die Freiluftgastronomie ist belegt von wenigen Touristen, vielen Rentnern und Menschen mit Migrationshinter- und Vordergrund.

Die Waldbürger informieren über ihr Programm im Sommer. Eine Dame meint, das Stromproblem ließe sich durch Sparsamkeit und Verzicht lösen. Ob sie das den Leuten in der Tafel-Schlange auch schon gesagt hat? Der Dialog weitet sich aus, aber einig werden wir uns nicht.

Eine Windbö schmeißt den Stehtisch um und weht einige unserer Flyer von der Bürgerinitiative und Vernunftkraft weg. Ein paar Jugendliche südländischer Abstammung sind schnell zur Stelle und helfen beim Aufräumen.

In der ehemaligen Residenzstadt Rudolstadt empfängt uns unterhalb der Heidecksburg wieder eine heiße Nachmittagssonne. Zahlreiche Unterstützer sind gekommen und es gibt vertiefende Gespräche. In den USA soll das sogenannte Geo-Engineering zur Bekämpfung des Temperaturanstiegs schon praktiziert werden. Ob sie dann auch mit den Geistern umgehen können, die sie riefen? Also den Risiken und Nebenwirkungen?

In der Stadt gibt es eine weitere Bürgerinitiative, die sich gegen eine geplante Freiflächen-PV-Anlage positioniert. Entstanden war sie, um eine Batterie-Recycling-Anlage in der Stadt zu verhindern. Das war von Erfolg gekrönt. Nun geht es hier darum, wie in Hohensaaten an der Oder auch, ökologisch tote PV-Flächen zu verhindern.

Weiter zum Finale in die Landeshauptstadt Erfurt. Auf dem Anger herrscht reger Fußgängerverkehr, aber die Ignoranz der Großstädter uns gegenüber ist groß. Der Bezug zum heimischen Wald ist hier natürlich weniger ausgeprägt.

Hochaktueller differenzierter Debattenbeitrag
Die Sache mit dem Wald – Ökosystem, Wirtschaftsfaktor, Sehnsuchtsort
Es gibt einen Gedankenaustausch mit waldaffinen Bürgern aus dem Harz und aus Baden-Württemberg. Wie viel CO2 spart eigentlich ein Windrad? Keines, denn das deutsche EEG und der europäische Emissionshandel (ETS) arbeiten gegenläufig. Die Zertifikate sind in der Menge gedeckelt, wenn deutscher Windstrom den Kohlestrom verdrängt, bleiben Zertifikate übrig und werden verkauft. Die Emissionen finden dann woanders statt. Windkraft im Wald bringt sogar eine negative CO2-Bilanz, denn mit den Bäumen werden CO2-Senken vernichtet.

Dennoch bleibt es bei häufigem Desinteresse. Auffällig, dass man meist mit Älteren ins Gespräch kommt. Jugendliche und Menschen mit Migrationshintergrund sind fast durchgängig ohne Interesse am Thema. Eine Frau mit sowjetisch-georgischem Hintergrund trägt sich in die Unterschriftenliste ein. Inzwischen gibt es auch einen Briefentwurf an die Revierförster.

Ein Stück weiter steht ein Pavillon vom WWF (World Wide Fund For Nature). Drei sehr junge Menschen verteilen Flyer. Ich bringe Flyer von uns hinüber und frage, ob sie die Folgen von Windkraft im Wald kennen und warum der WWF dies unterstützt. Als Antwort bekomme ich, dass der WWF eine international aufgestellte Organisation sei …

In strömendem Regen packen wir ein, so endet die Tournee. Am Abend dann ein Vortrag im „Hofbräu am Dom“ zum Thema Windkraft. Selbst wenn man das ganze Land einschließlich des Parks Sanssouci in Potsdam, des Englischen Gartens in München und des Tiergartens in Berlin vollstellen würde, es würde nie reichen.

Es gibt Unverständnis zum energiepolitischen Kurs der Bundesregierung(en). Was können wir tun, wird mehrmals gefragt. Da muss ich passen. Jeder muss sich selbst eine Meinung bilden und Konsequenzen ziehen. Das kann bedeuten, Vorräte anzulegen, über eine Notstromversorgung nachzudenken oder sich politisch einzumischen. Druck auf die örtlichen Landtags- und Bundestagsabgeordneten könnte helfen.

Dann ist eine erlebnisreiche, auch anstrengende Woche zu Ende. Meine Hochachtung gilt den Thüringer Waldbürgern, die voller Enthusiasmus und Zuversicht eine große Aufgabe angehen. Ich wünsche ihnen, dass sie wachsen, dass eine Bewegung mit vielen Aktiven und Unterstützern entsteht, die sich auch bundesweit vernetzen und so Wirkung zeigen kann. Das ist wichtig, damit aus Waldbürgern keine Wild- oder Wutbürger werden. Im Unterschied zu den sich radikalisierenden Klimaklebern sind sie aber kultiviert und an der Sache orientiert. Sie wissen, wie wichtig der Wald ist und sie lieben ihren Wald.


Fotos: Andreas Schuster, Frank Hennig

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