Die Süddeutsche Zeitung zeigt Humor. Heute nicht nur in der alltäglichen Kolumne „Streiflicht“, sondern auch auf dem Rest der Titelseite. Womöglich hat die Komikerin Kebekus, die im Bild neben der Zeile „Schon komisch“ zu sehen ist, auf die Münchner Blattmacher abgefärbt. Allerdings muss man wohl davon ausgehen, dass sie es durchaus ernst meinen mit ihrer Überschrift für den Aufmacher und die Komik eher unfreiwillig entstand.
„Die Inflation soll wieder zurückgehen“ steht da über dem Artikel. Während also die Nachrichten über stark steigende Preise sich überschlagen und nach Energie und Rohstoffen jetzt mit der „Brötcheninflation“ auch dem letzten Verbraucher schmerzlich klar wird, was das Fremdwort für ihn bedeutet, bleibt die Süddeutsche nicht in der Gegenwart und Wirklichkeit stehen. Nicht was ist, interessiert die Münchner Blattmacher, sondern was sein soll.
Erst bei näherer Lektüre des dazugehörigen Artikels erfährt der Leser dann, dass es gar nicht um die Wünsche oder Anweisungen von Lagarde, Scholz oder des Zeitgeistes geht, sondern einfach nur um eine Gemeinschaftsprognose der deutschen Konjunkturforschungsinstitute. Allerdings könnte die Missverständlichkeit der Überschrift auch darauf hinweisen, dass zwischen Vorhersagen der Ökonomen einerseits und den Wünschen der Regierenden und des Zeitgeistes womöglich gar kein so fundamentaler Unterschied existiert.
Wenn dann das Brötchen doch bald mehr als einen Euro kostet und Rentner ihre Stromrechnung nicht mehr zahlen können, wird der Satz „Die Inflation soll wieder zurückgehen“ vermutlich einen eindeutigeren Sinn erhalten als auf der heutigen Titelseite der Süddeutschen Zeitung. Für diese Prognose muss man kein Konjunkturforscher sein.