Düsseldorf-Oberkassel auf dem linken Ufer des Rheins gelegen, ist ein bürgerlicher, überdurchschnittlich wohlhabender Stadtteil. In der Bezirksvertretung des linksrheinischen Düsseldorf ist die CDU mit Abstand stärkste Partei (CDU: 8, Bündnis 90/Die Grünen: 5, SPD: 2, FDP: 2, Die Linke: 1, AfD: 1). Bei der jüngsten Wahl des Oberbürgermeisters war Oberkassel eine Hochburg des Siegers Stephan Keller, CDU.
Düsseldorf hat nicht nur einen CDU-Bürgermeister, sondern auch zwei direkt gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete (darunter TE-Gastautorin Sylvia Pantel). Und nicht zuletzt ist Düsseldorf die Hauptstadt des vom christdemokratischen Kanzlerkandidaten Armin Laschet als Ministerpräsident regierten, größten Bundeslandes.
Kurz gesagt: Es ist wahrlich nicht aussichtslos, hier für die CDU und Armin Laschet Wahlkampf zu machen.
Auf einem Spaziergang in der Mittagspause auf der Lueg-Allee vom Belsenplatz zur Oberkassler Rheinbrücke rauf und runter zähle ich an kleinen Plakaten: eins von der ÖDP, zwei von „Volt“, zwei von der Linken, fünf von der SPD, neun von der „Klimaliste“, 13 von den Grünen, 14 von der FDP – und nur sechs von der CDU.
Auf keinem der CDU-Plakate ist Laschet zu sehen, auf allen der Direktkandidat für Düsseldorf-Nord, Thomas Jarzombek. Am Lueg-Platz, an der Straßenbahnhaltestelle direkt vor der Rheinbrücke, ist Platz für große Plakate. Hier sind die FDP mit einem über Akten brütenden Christian Lindner (und der Lokalmatadorin Marie-Agnes Strack-Zimmermann) dreifach, die SPD mit Olaf Scholz doppelt, Grüne, Linke und CDU mit je einem Großplakat vertreten.
Vermutlich steckt hinter dieser Nichterwähnung irgendeine schlaue Idee aus dem Konrad-Adenauer-Haus oder der mit den Plakaten beauftragten Agentur. Aber die Nicht-Präsenz des Namens des CDU-Kanzlerkandidaten passt zur geringen Präsenz der CDU-Plakate insgesamt: ausgerechnet in diesem CDU-affinen Teil der Stadt.
Man könnte den Eindruck haben, die CDU sei nicht nur nicht besonders stolz auf ihren Spitzenkandidaten. Es könnte hier in Düsseldorf-Oberkassel auch der Verdacht aufkommen, dass der CDU ganz einfach die eifrigen Plakate-Aufhänger und Wahlkämpfer fehlen. Jene Leute also, denen Politiker an Wahlabenden stets als ersten danken. Im Wahlkampf braucht jede Partei genug Freiwillige, die Freizeit fürs Plakate-Kleben aufzuwenden bereit sind.
Die Klimaliste scheint in Düsseldorf mehr von der Sorte mobilisieren zu können als Laschets CDU. Und das ausgerechnet dort, wo junge CDU-Mitglieder dies sozusagen direkt unter den Augen des Chefs tun und sich so Meriten erwerben könnten.
Plakate prägen sich ein. Präsenz ist, was zählt, die Texte sind, naja, Bullshit. Wer nicht auf Wahlplakaten zu sehen ist, verschwindet erst aus dem Straßenbild und dann aus dem Bewusstsein. Und Plakate werden meist von einfachen Parteimitgliedern geklebt. Kleben die nicht, argumentieren sie auch nicht. Und wer nicht wirbt unter Freunden, am Stammtisch, am Arbeitsplatz, produziert keine Stimmen. Die über 400.000 Mitglieder der CDU fallen als Botschafter offenbar weitgehend aus.
Der innerliche Zerfall der Volkspartei CDU, der in den langen Jahren unter Merkel rapide voranschritt, blieb durch die Fassade der Macht lange verdeckt. Wie ein alter Baum oft noch äußerlich imposant wirkt, obwohl sein Inneres längst morsch ist.
P.S.: Wenn Sie in Ihrer Nachbarschaft oder auf dem Weg zum Arbeitsplatz oder wo auch immer ähnliche oder ganz andere Beobachtungen über die Zahl und Art der Wahlplakate gemacht haben, lassen Sie uns das bitte wissen!