Tichys Einblick
Keine Impfpflicht mehr in der Pflege

Lauterbachs absurde Impf-Legende: Sie schütze „nicht mehr“ vor Ansteckung

Der Bundesgesundheitsminister warnt mal wieder – und strickt an seiner Impf-Legende: Sie schütze „nicht mehr“ vor Ansteckung – als ob sie das je getan hätte. Die Lockerungsvorhaben mancher Länder schimpft er „populistisch“.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach im Bundeskabinett im Kanzleramt, 18.11.2022

IMAGO / Bildgehege

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnt mal wieder. Er rechne für den Winter fest mit einer Coronawelle – und kritisiert die Lockerung der Maßnahmen in einigen Bundesländern: „Jetzt gibt es hier einen Überbietungswettbewerb: Welches Land kann zuerst lockern? Das ist ein Stück weit populistisch“, sagte Lauterbach im Sender BR24.

Konsequenterweise müsste Lauterbach auch seine jüngste eigene Kehrtwende als „populistisch“ bezeichnen: Nachdem er monatelang die Republik mit der Forderung nach einer allgemeinen Corona-Impfpflicht in Atem hielt und diese für Gesundheitsberufe durchsetzte, gab er am Mittwoch gegenüber dem ZDF eine bemerkenswerte Erklärung dafür ab, dass diese Impfpflicht nun auslaufen könne: „Die Impfung schützt nicht mehr vor der Ansteckung. Wenn sie nicht mehr vor der Ansteckung schützt, dann gibt es auch keinen Grund mehr dafür in diesen Einrichtungen.“

Das wichtigste Wörtchen in diesen zwei Sätzen ist „mehr“. Der Gesundheitsminister verbreitet also die Legende, dass die Impfung früher vor der Ansteckung geschützt habe. Das ist allerdings längst millionenfach widerlegt. Lauterbach gibt also eine offenkundige Unwahrheit von sich. Und er bekräftigt diese Lüge noch, indem er behautet, vor allem die „neuen Varianten“ des Coronavirus seien durch den jetzigen Impfstoff „nicht zu erfassen“. „Das heißt man kann sich dann trotzdem anstecken, das wird wahrscheinlich auch für die BQ1.1-Variante gelten.“

Dass man sich „trotzdem“ anstecken kann, haben Millionen mehrfach geimpfte Menschen allerdings auch schon mit den alten Corona-Varianten am eigenen Leib erlebt. Wenn Lauterbach auch nur halbwegs ehrlich und konsistent argumentieren wollte, müsste er zugeben: Es gab nie einen Grund für eine staatliche Impfpflicht.

Das ZDF zitiert dazu Gerald Gaß, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Krankenhausgesellschaft: „Heute wissen wir, dass die Impfstoffe zwar die Geimpften gut gegen schwere Verläufe schützen, unter den Omikron-Varianten aber die Ansteckung und Weitergabe nicht verhindern. Damit wäre ein solch schwerer Eingriff in die Selbstbestimmung schon längst nicht mehr gerechtfertigt gewesen.“

Was Lauterbachs neusten Alarmismus vor der Winterwelle angeht, vermeldete der Spiegel, der bekanntlich ein ganz besonderes Verhältnis zu Lauterbach (der Minister twittert auffallend oft Spiegel-Artikel) und zur Wahrheit hat, schon im ersten Satz seiner diesbezüglichen Meldung eigentlich alles, was man dazu wissen muss: „Die Corona-Infektionszahlen sinken, allerdings werden viele Infektionen nicht mehr erfasst.“ Nur schaffen es offenbar weder der Spiegel noch Lauterbach aus dieser Korrelation die naheliegende Erkenntnis zu ziehen: Immer mehr Menschen haben eben begriffen, dass eine Corona-Infektion für Menschen ohne Vorerkrankung keine tödliche Gefahr ist und darum in der Mehrzahl der Fälle der Gang zum Arzt nicht notwendig ist. Anders gesagt: Die hohe Dunkelziffer der angemeldeten Corona-Infektionen bestätigt nicht Lauterbachs Alarmismus, sondern das Gegenteil.

Lauterbach jedenfalls kann aus der bisherigen Geschichte seiner eigenen Rolle in der Corona-Pandemie vor allem eines gelernt haben: Selbst offenkundiger Unsinn und glatte Unwahrheiten aus seinem Munde rütteln nicht an seinem Ministerstuhl. Man muss sich also wohl auf weitere einstellen.

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