Die staatliche Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) ist eigentlich nicht bekannt für Alarmrufe. Doch nun spricht sie in einer Analyse mit Blick auf Deutschlands Zukunft von einer „Zeitenwende“, „andauernden Wohlstandsverlusten“ und „Verteilungskonflikten“. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung vorab. „Das Fundament für weiteres Wohlstandswachstum bröckelt“, heißt es in der Analyse. Als Gründe werden unter anderem die schwache Produktivitätsentwicklung in den Unternehmen und nicht zuletzt der Rückgang des Fachkräfteangebots genannt.
Die Warnung vor der ökonomischen „Zeitenwende“ ergänzen die KfW-Autoren – und da verlassen sie das enge Feld der rein ökonomischen Analyse – mit der Folgerung, dass in jener neuen Ära Konflikte um die Verteilung und Nutzung von knappen Ressourcen zu erwarten wären. Kurz gesagt: Der soziale innere Friede ist gefährdet.
Diesen Alarmruf der KfW-Experten kann man nun einer wenige Tage alten Einlassung eines Mannes gegenüberstellen, der in dieser KfW künftig einer der mächtigsten Männer sein wird. Der macht nämlich deutlich, dass in der politischen Führung der KfW, nämlich der Bundesregierung, die Prioritäten offenkundig andere sind.
Der Grünen-Politiker Sven Giegold, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, hat kraft dieses Amtes, wie er in einer Rundmail an „Freundinnen und Freunde“ und „Interessierte“ verkündet, ab dem 16. Januar 2023 den Sitz des Ministeriums im Aufsichtsrat der KfW IPEX-GmbH übernommen und ist der ständige Vertreter von Minister Robert Habeck im Verwaltungsrat, dem Präsidial- und Nominierungsausschuss sowie im Vergütungskontrollausschuss der KfW.
Von der Bewahrung des Wohlstands ist da keine Rede. Auch in der gleichzeitig veröffentlichten Pressemitteilung des Ministeriums nicht, in der Giegold so zitiert wird: „Wir brauchen Banken, die den Weg zur Klimaneutralität aktiv mitgestalten. Insofern sehe ich meine Aufgabe darin, die KfW IPEX-Bank als verlässlichen Begleiter beim Wandel zu einer nachhaltigen und ökologischen Wirtschaftsentwicklung in Deutschland, Europa und weltweit gut aufzustellen.“