Die Haltung Deutschlands im Ukraine-Krieg ist um eine Absurdität reicher. Man sei, so sagt der Sprecher der Bundesregierung, zu „Sicherheitsgarantien“ für die Ukraine im Falle eines Friedensschlusses bereit. Bundeskanzler Olaf Scholz habe nach mehreren Telefonaten mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der danach gefragt habe, „eine generelle Bereitschaft signalisiert“. Das klingt ganz nach der im politisch-medialen Betrieb so vielgeschworenen „Solidarität“ mit der Ukraine. Aber die Erläuterungen aus „Regierungskreisen“, von denen in der Presse heute zu lesen ist, offenbaren die wirklichkeitsfremde Vorstellung von Sicherheit in Berlin: An umfassende militärische Beistandsgarantien denke man dabei nicht, sondern an Garantien, die anderen als militärischen Charakter hätten.
Umso zynischer müssen in Kiew die Berliner Erläuterungen angekommen sein. Die Haltung der Bundesregierung macht vor allem eines deutlich: Nicht die Ukraine hat in Berlin wirkliche Priorität, sondern der Erhalt eigener Lebenslügen bei gleichzeitig maximierter moralischer Selbstdarstellung. Die Parole von „Frieden schaffen ohne Waffen“, mit denen der Bundeskanzler und die anderen derzeit Regierenden politisch groß geworden sind, und die das wirre Kapitel „Außen, Sicherheit, Verteidigung, Entwicklung, Menschenrechte“ im Koalitionsvertrag (Seiten 113 ff.) prägen, scheinen eine Beharrungskraft zu besitzen, der auch Putins Angriffskrieg wenig anhaben kann.
Von einer echten „Zeitenwende“ ist man in der Bundesregierung offenkundig noch meilenweit entfernt, sondern redet sich selbst unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges noch ein, dass es eine nichtmilitärische Sicherheitspolitik gebe. Dass also Entwicklungshilfezahlungen und die Offenheit für Flucht- und Armutszuwanderung auf die Verteidigungs- und Sicherheitspolitik anrechenbar beziehungsweise ein zeitgemäßer Ersatz dafür sind. In jüngerer Zeit kommt noch der Traum hinzu, mit der Energiewende zur Eindämmung von Putins „fossilem Krieg“ beizutragen.