Die Nachrichten kommen nicht nur fast gleichzeitig, sondern tragen auch dieselben Botschaften in die Weltöffentlichkeit. Iran und China, zwei autoritäre, freiheitsfeindliche Regime, die sich selbst als große Gegenentwürfe zur offenen Gesellschaft des Westens verstehen, haben gleichzeitig auf jeweils zentralen Politikfeldern der Unterdrückung nachgegeben.
Chinas Regime vollzieht – in nur leichter Verschleierung – eine Lockerung seiner völlig überzogenen Null-Covid-Radikal-Maßnahmen. Und die Mullahs im Iran wollen die „Sittenpolizei“ abschaffen. Beide Institutionen sind Sinnbilder und Spitzen der gesteigerten Irrationalität und des Totalitarismus (also des Anspruchs auf den „ganzen“ Menschen) dieser Regime. In beiden offenbaren sich autoritäre Ansprüche von Gewaltherrschaften, die längst den Bezug zu den Wünschen der Menschen verloren haben, für deren Sitten- und Seelenheil beziehungsweise Gesundheitsschutz sie zu stehen beanspruchen: Polizisten durch die Straßen patrouillieren zu lassen, die Frauen das Kopftuch zurechtrücken und sie bei Zuwiderhandeln totprügeln; ganze Stadtteile mit Barrikaden abzuriegeln und Menschen dadurch dem Feuertod zu überlassen, weil die Regierenden sich nicht trauen, die Irrationalität ihres Versprechens einzuräumen, ein Virus auszurotten.
Die Völker sind auf die Straßen gegangen, im Iran wochenlang, in China genügten wenige Tage. In beiden Fällen wurde aus akutem Zorn über eine konkrete, ganz besonders empörende Tat beziehungsweise Unterlassung des Regimes schließlich der generelle Ruf nach dessen Ende.
Beide Regime zeigen durch ihr Nachgeben – auch wenn es Finten sein sollten –, dass sie die Botschaft ihrer Völker durchaus vernommen haben und verunsichert sind. Kaum eine Gewaltherrschaft kann auf Dauer komplett gegen die Bedürfnisse des eigenen Volkes regieren.
Die Nachrichten aus dem Iran und China sind im Rückblick auf dieses dramatische Jahr 2022 immerhin ein Hoffnungsschimmer für die Menschen in den beiden Ländern und für alle Freunde der Freiheit weltweit. Vielleicht können sie auch ein Mut machender Lichtblick sein: Für die Freiheit zu demonstrieren und sein Recht darauf gegen Machthaber einzufordern, ist nicht vergeblich – zumindest wenn genug Freiheitsfreunde zusammenkommen und wenn sie auch gegen Gewaltmaßnahmen Mut zeigen, zusammenhalten und hartnäckig sind.
Chinas völlig irrationalisierte, bizarre Corona-Politik und der Protest dagegen offenbaren hoffentlich unseren heimischen Null-Covid-Politikern und ihrem sozial-medialen Vorfeld den Wahn, dem sie sich selbst ausgeliefert. Das Vorhaben, eine Virus-Erkrankung durch politische Isolationsmaßnahmen auszumerzen, wie es auch hiesige Eiferer betrieben, ist größenwahnsinnig mit Neigung zum Totalitären. Die Peinlichkeit, die die chinesischen Freiheitsdemonstranten ihnen bereiteten, war vielen Medienberichten über die chinesischen Proteste anzumerken.
Noch peinlicher muss jenen westlichen Apologeten des Kopftuchs und anderer Symbole des politischen Islams (etwa des Muezzinrufes) der Anblick all der mutigen Iranerinnen sein, die das Tuch öffentlich herunterrissen und verbrannten. Nun tragen immer mehr Frauen in Teheran und anderen Städten ihr Haar offen zur Schau, nicht nur bei Demonstrationen, sondern auch im öffentlichen Alltag, wie viele Bilder der letzten Tage belegen. Die kopftuchfreien Iranerinnen müssen Pseudo-Feministinnen wie Claudia Roth beschämen, die einst freiwillig mit Kopftuch im Iran auftrat.