Manche inbrünstigen Behauptungen erinnern eher daran, dass es an ihrem Wahrheitsgehalt große Zweifel gibt. „Uns kann man Deutschland anvertrauen“, sagte Robert Habeck kürzlich. Aber es ging da gar nicht um Deutschland, sondern nur um das kleinste Bundesland Bremen, wo seinen Grünen am 14. Mai ein kleines Wahl-Debakel droht.
Es scheint ein Muster grüner Kommunikation und Politik zu sein: Eine Krise wird nicht zum Anlass genommen, sich selbst zu hinterfragen, sondern den Anspruch zu vergrößern. Wenn man im konkreten Fall, vor Ort, im tatsächlichen eigenen Verantwortungsbereich scheitert oder zu scheitern droht, erhöht man eben den Einsatz. Was kümmern Grüne noch irgendwelche heimischen Landschaften oder Vogel-Arten, wenn sie mit Windrädern die globale Klimakatastrophe abwehren? Was kümmert sie Bremen, was kümmert sie Deutschland, wo es doch um die Verhinderung der Klimakatastrophe, also um die Welt geht.
So kündigte Baerbock als Gastgeberin auf dem Petersberger Klimadialog für die im November stattfindende Weltklimakonferenz COP28 in Dubai eine Debatte darüber an, „ob wir auf der nächsten Klimakonferenz nicht zu einem Erneuerbaren-Ziel kommen sollten und kommen können“. Der Rest der Welt soll also Deutschland folgen, wo bis zum Jahr 2030 mindestens 80 Prozent des Stroms aus Wind-, Solarkraft oder anderen regenerativen Quellen kommen müssen. Eine deutsche Ministerin gibt als Ziel nicht weniger vor als „unsere Lebensversicherung als Weltgemeinschaft“, so nennt sie den „1,5-Grad-Pfad“. Also letztlich die Rettung der Welt – darunter macht es Baerbock nicht. Selten, zumindest nach 1945, offenbarte sich deutscher Größenwahn so unversteckt wie in den Worten dieser grünen Ministerin.
Im nicht von Grünen regierten Rest der Welt kann man deren Hybris derweil entspannt zur Kenntnis nehmen. Selbst wenn Baerbocks gewünschte Debatte tatsächlich stattfinden sollte, wird sie mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit sehr schnell dahin führen, dass alle wichtigen Akteure (inklusive der wichtigsten EU-Partner) die Kernkraft als klimaneutrale Energiequelle auf eine Stufe mit den Erneuerbaren stellen werden, so wie es Frankreich in der EU bereits praktiziert. Somit könnte Baerbocks Initiative die energiepolitische Geisterfahrer-Rolle des grün regierten Deutschland nur noch deutlicher machen. Dass dies an der Politik der Grünen in Deutschland etwas ändert, kann man getrost für unwahrscheinlich halten.