Tichys Einblick
Tiefpunkt der politischen Kommunikation

„Auswirkungen der Klimakatastrophe“: Göring-Eckardt instrumentalisiert Hochwasser-Opfer

Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt, aber auch CDU-Chef Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder missbrauchen die Überschwemmungskatastrophe für politische Zwecke.

Katrin Göring-Eckardt

IMAGO / Christian Spicker

Es war zu erwarten, dass sich die Grünen diese Chance nicht entgehen lassen würden. Nachdem 19 Menschen infolge des extremen Starkregens im Westen Deutschlands umkamen, bis zu 70 Menschen noch vermisst werden und zahlreiche Menschen mit überfluteten Kellern oder gar zerstörten Häusern und anderen Hochwasserfolgen konfrontiert sind, leitet die Co-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckhardt das Wasser auf grüne Mühlen. Im „NTV Frühstart“ sagte sie: „Natürlich, das sind schon Auswirkungen der Klimakatastrophe. Und das ist ein weiterer Aufruf, sich klarzumachen: Das ist schon da, das ist schon hier bei uns.“ Sie forderte, nun „dringend Veränderung herbeizuführen“ und „ins Handeln zu kommen“. Wobei man dazu sagen muss, dass der NTV-Moderator ihr schon die passende Vorlage lieferte: „Ist das jetzt der Klimawandel, der Deutschland in seiner vollen Härte trifft?“

Die deutsche Stimme der Fridays-For-Future-Bewegung, die Studentin Luisa Neubauer, twitterte sinngemäß denselben Humbug und nutzte dies sogar für einen Angriff auf FDP-Chef Christian Lindner, dem sie offenbar fehlende Einsicht ankreidet:

Sowas nennt man normalerweise „Instrumentalisierung“: Das Leid von Menschen wird ausgenutzt für eigene politische oder sonstige Interessen. Göring-Eckardt kennt den Begriff und den Vorwurf. Die Grünen geizen in der Regel nicht mit ihm, wenn Gewaltverbrechen von Zuwanderern thematisiert werden, oder wenn die AfD den Unmut vieler Menschen über die Corona-Politik artikuliert.

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Umso perfider ist es nun, die aktuelle Überschwemmungskatastrophe zu nutzen, um die Angst, die im Zentrum des grünen Wahlkampfes steht, anzuheizen. Es ist auch absurd: Dieser Sommer ist bislang eben gerade nicht durch das gekennzeichnet, was in den vergangenen Sommern als Folge des Klimawandels interpretiert wurde: Hitze und Trockenheit. Und nun will uns Göring-Eckardt weismachen, dass das Gegenteil – nämlich vergleichsweise kühle Temperaturen und extreme Regenfälle – ebenso ein Ergebnis des Klimawandels sei. Das ist allerdings eher zweifelhaft.

Besonders erschreckend ist, dass die politische Konkurrenz in Person von Armin Laschet und Markus Söder nicht etwa die Inkompetenz oder Dreistigkeit der Grünen-Politikerin aufspießt, sondern beide dieselbe Angstbotschaft verbreiten. Zunehmende Starkregen- und Hitzereignisse seien mit dem Klimawandel verbunden, verkündete Laschet. Deshalb sei nun mehr Dynamik beim Klimaschutz und der nötigen Anpassung an den Wandel erforderlich. Und Söder in derselben Tonlage: „Der Klimawandel wird uns weiter beschäftigen. Deswegen ist es einfach notwendig, dass wir bei diesem Thema nicht nur Klima-Anpassungsmaßnahmen und Klima-Hilfen machen, sondern vorausschauenden Klimaschutz betreiben.“

Ein einzelnes Wetter-Ereignis als unmittelbare Folge des Klimawandels zu deuten, widerspricht jeder wissenschaftlichen und damit auch politischen Redlichkeit. Wer ernsthaft vom Klimawandel spricht, spricht nicht vom aktuellen Wetter, sondern von wachsender oder sinkender Wahrscheinlichkeit bestimmter Wetterphänomene.

Und Starkregen im Juli in Deutschland gehört eher nicht zu den Phänomenen, die laut gängigen Deutungen mit dem aktuellen oder bevorstehenden Klimawandel häufiger werden. Beim Umweltbundesamt heißt es zum Beispiel, es sei „sehr wahrscheinlich, dass Hitzewellen wie jene im Sommer 2003 in Zukunft immer mehr zur Regel werden“. Und: „Im Zuge des Klimawandels ist mit längeren und häufiger auftretenden Trockenheitsphasen und Niedrigwasserperioden in den Sommermonaten zu rechnen. Zudem kommt es mit steigenden Temperaturen zu einer insgesamt höheren Verdunstung, so dass weniger Wasser versickern und ins Grundwasser infiltrieren kann. Dies hat Folgen für die Grundwasserneubildung. Im Vergleich zum langjährigen Mittel werden Monate mit unterdurchschnittlich niedrigen Grundwasserständen signifikant häufiger. Vor allem über mehrere Jahre hintereinander auftretende Niederschlagsdefizite führen zu sinkenden Grundwasserständen.“ Von zunehmenden Niederschlägen ist da auch die Rede, allerdings im Winter. Wörtlich: „In Folge des Klimawandels ist eine Verschiebung der Niederschläge vom Sommer in den Winter zu erwarten.”

Was viele Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gerade erleiden und viele das Leben kostete, ist eine Naturkatastrophe. Politiker, die so tun als sei das Leid der Flutopfer ein Argument für ihre klimapolitischen Vorhaben, halten ihre Zuhörer und potentiellen Wähler offensichtlich für vollkommen unwissend und durch Angst zu beeindrucken.

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