Nein, einen bundesweiten Blackout wird es nicht geben, wenn am kommenden Samstag die letzten drei Kernkraftwerke Deutschlands abgeschaltet werden sollen. An Samstagen ist der Stromverbrauch sowieso geringer als an Werktagen, wenn die verbliebenen Fabriken noch produzieren. Dies wird das Energiedesaster freundlich kaschieren.
Damit endet nach rund 60 Jahren die Nutzung der Kernkraft für die Produktion von Strom. Vorerst – wenn die Energienöte zu groß werden, dürfte sich das Blatt schnell wieder wenden. Nur ist bereits jetzt nahezu sämtliche kerntechnische Kompetenz aus dem Land verschwunden, in dem Kernspaltung entdeckt und sogar eine nukleare Kreislaufwirtschaft entwickelt wurde. Das künftige energiehungrige Deutschland wird Kernkraftwerke aus dem Ausland kaufen und hierzulande betreiben lassen müssen.
Fast zwei Drittel der Deutschen spricht sich in Umfragen kernkraftfreundlich für einen weiteren Betrieb aus. Sehr spät dämmert das heraufziehende Desaster auch der Wirtschaft. Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer, befürchtet einen Standortnachteil für Deutschland, steigende Kosten und Probleme bei der Energieversorgung. »Das in Deutschland bislang unbekannte Risiko von Ausfällen oder Einschränkungen der Energieversorgung ist ein Standortnachteil, der in einem Industrieland durch nichts ausgeglichen werden kann«, so Adrian gegenüber der Rheinischen Post. Deshalb würden weite Teile der deutschen Wirtschaft darauf setzen, funktionsfähige Atomkraftwerke bis zu einem Ende der Krise in Betrieb zu lassen.
Auch Bild fragt bang: Wo soll künftig der Strom herkommen? Der derzeitige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält den sogenannten Ausstieg für »unumkehrbar« – natürlich ist nichts unumkehrbar – und meint, die Versorgungssicherheit in Deutschland sei gewährleistet. Zu den Kernkraftwerken in der Ukraine hat er noch gemeint, ‚weiterlaufen lassen‘, »die Dinger sind ja gebaut«. Mehr Idiotie geht kaum.
Vor einer Zunahme des Kohlendioxidausstoßes nach dem sogenannten Atomausstieg warnt jetzt auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) unter der grünen Kerstin Andreae. Gegenüber der Rheinischen Post sagte sie, die Gefahr länger laufender Kohlekraftwerke nehme zu. Immerhin erspart ein Kernkraftwerk mit einer Leistung von 1 GW gegenüber einem Kohlekraftwerk mit 1 GW etwa 10 Millionen Tonnen CO2.
Auf die paar Gigawatt Leistung aus den letzten drei Kernkraftwerken komme es jetzt auch nicht mehr an, meinte noch der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber. In einem Interview sagte er vor kurzem: »In der gesamten europäischen Energieversorgung machen die gut vier Gigawatt Leistung der drei letzten deutschen Kernkraftwerke keinen Unterschied«. Die Politik habe entschieden, dass Ende April abgeschaltet werde. »Wir setzen das nun um.«
Klar ist: An Kernkraftwerken haben die deutschen Energieversorger die Lust verloren, zu wild ging es hin und her, das ist schlecht fürs Geschäft, vor allem, da es sich bei Kernkraftwerken um große Industrieanlagen handelt, die man nicht eben nach Belieben ein- oder ausschalten kann wie einen Teekocher. RWE beispielsweise hat erkannt: Für Windräder gibt es so unfassbar viel Geld vom Staat, dann werden eben Windräder »noch und nöcher« (Claudia Kemfert) gebaut und daran wird prächtig zulasten der deutschen Stromverbraucher verdient. Für Krebber steht übrigens fest: Deutschland wird Energieimportland bleiben.
Fest steht: Noch nie hat ein Land freiwillig seine Energieversorgung abgeschaltet und zerstört. Das, was fremde Armeen zuerst in Feindesland tun, nämlich die Energieversorgung anzugreifen und lahmzulegen, erledigen „Grüne“ im eigenen Land. Nach dem politischen Geplänkel ist die Frage, wie schnell grüne Truppen die Kühltürme in die Luft sprengen wie dies Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann getan hat, als der letzte Block des Kernkraftwerkes Philippsburg abgeschaltet wurde. Es sollen so schnell wie möglich Fakten geschaffen und verbrannte Erde hinterlassen werden. Die Nachfahren der grünen zerstörerischen Hardcore-Ideologen sollen es möglichst schwer haben, wieder eine halbwegs funktionierende Energieversorgung aufzubauen. Sie träumen von Beschlüssen für die Ewigkeit, der Begriff »unumkehrbar« taucht nicht zuletzt deswegen so häufig auf. Doch unvorstellbar, dass ein Land auf Dauer auf die Nutzung einer der vier Naturkräfte verzichten kann.
Wobei – dies muss präzisiert werden –, es waren nicht nur die Grünen, sondern die CDU, die letztlich das Werk der Kernkraftwerksvernichter besorgt hat. Die Grundlagen für die Nutzung der Kernkraft wurden unter anderem 1955 gelegt, als das Bundesministerium für Atomfragen gegründet wurde, dem Vorläufer des Forschungsministeriums. Übrigens wollten seinerzeit auch die Sozialdemokraten Kernkraftwerke. Der Mensch solle sein Leben im atomaren Zeitalter erleichtern, von Sorgen befreien und Wohlstand für alle erschaffen, so schrieben sie 1959 in ihr Godesberger Programm, wenn er die Macht über die Naturkräfte nur für friedliche Zwecke einsetzen.
Der Ausstieg hat allerdings viele Mütter und Väter. Bereits 1998 beschlossen die Grünen, in deren DNA „Atomkraft – nein, danke“ angelegt ist, in einem Grundsatzpapier, die Kernkraftwerke sollen abgeschaltet werden. Im Jahr 2000 unterschrieb dann mit Gerhard Schröder als Chef der rot-grünen Bundesregierung ein anderer Sozialdemokrat die Ausstiegsvereinbarung mit den Stromerzeugern. 2008 dann wollte wieder eine Mehrheit, dass die Kernkraftwerke weiter betrieben werden. Der damalige CDU-Generalsekretär Pofalla bezeichnete die Atomkraft gar als »Ökoenergie«. Nicht nur die Kernkraftwerke, sondern auch die Kohlekraftwerke sollen gleich mit abgeschaltet werden – diesmal aus angeblichen Klimaschutzgründen. Am 3. Juli 2020 dann im Bundestag der Beschluss, die sogenannte Kohleverstromung zu verbieten, also die Verbrennung der Kohle in Kraftwerken, um Strom und teilweise Fernwärme zu erzeugen.
Gepflastert war der Weg mit »Ethikkommissionen«. Die »Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung« sollte für Merkel den Atomausstieg rechtfertigen. Anlass: jener Tsunami, bei dem auch die japanische Kernkraftwerksanlage Fukushima beschädigt wurde.
Die drei verbliebenen Kernkraftwerke weisen eine elektrische Leistung von 4,5 GW auf. Die lieferten sie konstant ab, rund um die Uhr, mit einer hohen Verfügbarkeit. Allein das KKW Neckarwestheim liefert knapp 18 Prozent des Strombedarfes von Baden-Württemberg. Dieser Anteil soll wegfallen. Woher demnächst der Strom kommen soll, weiß in dem von Grünen und CDU regierten Baden-Württemberg niemand und hofft darauf, dass das Ausland genügend Strom liefert. Dort aber wird es auch knapp. Der gut funktionierende Block 1 des Kernkraftwerkes wurde bereits in aller Hast unmittelbar nach Fukushima abgeschaltet. Der gesamte Ort Neckarwestheim lebt übrigens nahezu vollständig von den Einnahmen durch das Kernkraftwerk.
Zusätzlich hat das Kernkraftwerk noch eine Bahnstromanlage, die rund 140 MW an die Bahn liefert. Und der fehlt es bereits jetzt mitunter an Strom, sodass schwere Güterzüge mit energiefressenden Elektrolokomotiven auf Abstellgleise geschickt werden müssen. Es ist eine gigantische Wertvernichtung, die Rot-Grün betreibt. Die Anlagen sind abgeschrieben und produzieren sehr preiswert Strom, Betreiber deutscher Kernkraftwerke fuhren hohe Gewinne ein.
Rund 8000 Volllaststunden in einem Jahr mit seinen 8760 Stunden liefert ein Kernkraftwerk seine Leistung – Windräder im Land nur rund 1800 Stunden pro Jahr. Das KKW Neckarwestheim 2 mit seiner Nennleistung von 1400 MW hat im Jahr 2021 11,2 TWh Strom erzeugt. Oder 11.200.000 MWh. Nach dem Landesumweltamt Baden-Württemberg hat Windkraft im Jahr 2020 insgesamt 2,95 TWh Strom erzeugt bei einer installierten Leistung von ca. 1650 MW im Netz von TransnetBW. Das Kernkraftwerk Neckarwestheim hat damit 3,8-mal so viel Strom geliefert wie rund 750 Windräder im Land.
Lustvoll Kraftwerke abschalten und gleichzeitig von mehr Wärmepumpen, Elektroautos und Verbot von Öl- und Gasheizungen zu träumen, ist eine denkbar schlechte Kombination. Mindestens 500.000 Wärmepumpen sollen gebaut werden – ein weiterer sensationeller Industrieerfolg von Herstellern Viessmann & Co. Wärmepumpen kommen allerdings auch vielfach von asiatischen Herstellern und benötigen erhebliche Mengen an Strom. Sogar den Beratern des Beratungsunternehmens McKinsey wird offenbar mulmig, sie warnen vor einer Versorgungslücke zu Spitzenlastzeiten, die von 4 GW im Jahr 2025 auf 30 GW 2030 ansteigt.
In vergleichsweise wenigen Jahren haben Ideologen ein Stromversorgungssystem, das in über 120 Jahren von klugen Ingenieuren aufgebaut wurde und ein Land mit preiswerter und immer verfügbarer Energie versorgten, zerstört. Damit haben Rot-Grün-Schwarz-Gelb Deutschlands Stromversorgung in eine fundamentale Krise gestürzt, und nur die wenigsten haben die volle Tragweite begriffen.
Das trifft auch die chemische Industrie ins Mark, bei der Erdgas immer mehr das Rohöl als Rohstoff ersetzte. Statt wie bisher die Kohlenwasserstoffketten des Erdöls zu cracken, werden immer mehr Produkte aus den Kohlenwasserstoffmolekülen des Erdgases zusammengebaut. Synthetisieren anstelle von Cracken ist eine elegante Lösung in dem molekularen Legospiel bei BASF, Bayer und Co. Doch wenn Erdgas fehlt, fehlt nicht nur die Energiequelle, sondern auch der Rohstoff. Dass mit Windrädern und Photovoltaikanlagen fehlendes Öl, Gas oder Kohlekraft oder Kernkraft ersetzt werden kann, können nur Hardcore-Grüne glauben.
Nein, es passt nichts mehr zusammen. Da sind einstürzende Kraftwerke und Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke nur der letzte Tropfen auf dem heißen Stein.