Diese Bilder zeigen das Drama, das sich derzeit auf den Äckern in großen Teilen Deutschlands abspielt: Die Halme liegen bereits am Boden, sie liegen umgeknickt auf den Äckern. Auf Bauer Willis Bildern sieht man, wie zwischen dem umgeknickten Getreide bereits gekeimter Weizen hervorkommt.
Schlimmer noch, das Korn beginnt bereits zu keimen. »Bauer Willi« zeigt Fotos, wie bereits grüne Keimlinge aus dem Korn wachsen. Die warmen Temperaturen beschleunigen diese Prozesse.
Das Korn wird dadurch wertloser; es kann nicht mehr für das Backen von Brot verwendet werden, weil im Korn bereits enzymatische Prozesse abgelaufen sind. Dieser Weizen kann nur noch als Tierfutter benutzt werden; die Tierhaltung soll ja eigentlich abgeschafft werden. Kremer-Schillings: »Zum Glück gibt es die Tierhaltung, die aus einem Getreide, das für die menschliche Ernährung nicht mehr zu nutzen ist, Essbares produziert. Wenn es keine oder deutlich weniger Tiere gibt, wohin dann mit dem nicht essbaren Getreide?«
In Norddeutschland, im Emsland beispielsweise, warten die Bauern ebenfalls auf trockenere Zeiten und müssen mit ansehen, wie auf den Feldern das Getreide vergammelt. Zwei Drittel der Ernte, so schätzt Willi Kremer-Schillings nach einer persönlichen Umfrage bei Landwirten, stehen noch auf den Feldern. In einigen Regionen wie in der Kölner Bucht ist die Ernte gelaufen.
Die Qualität allerdings war unterdurchschnittlich, berichtet Kremer-Schillings. Der Proteingehalt beim Weizen lag in seiner Region in der Kölner Bucht teilweise nur bei 10,5 Prozent, das reicht nur noch für Futterweizen. In diesem Jahr bezahlt die Genossenschaft ab einem Proteingehalt von 11,5 Prozent für Brotweizen, berichtet Kremer Schillings. Gute Qualitäten werden wohl europaweit knapp, schätzt er. Dazu kommen vermutlich massive Ernteausfälle in der Ukraine: Bei den russischen Angriffen auf ukrainische Hafenanlagen und Getreidesilos sind erhebliche Mengen an Weizen vernichtet worden.
Der wesentliche Grund neben dem Regen: Es durfte nur noch wenig Stickstoffdünger ausgebracht werden. Dies sind also erste Folgen jenes gefährlichen Green Deals, mit dem die EU über Düngeverordnungen der produktiven Landwirtschaft den Garaus machen will.
Das Frühjahr war zu trocken, die Pflanzen konnten nicht richtig wachsen. Die Regenmengen, die vor ein paar Wochen fehlten, scheinen jetzt nachgeholt zu werden. Mit allerdings sehr kritischen Folgen für die Landwirtschaft, wenn die Bauern mit ihren Traktoren nicht auf die aufgeweichten Böden fahren können.
Ebenso ist der Raps erntereif und müsste von den Feldern geholt werden. Kremer-Schillings geht von einem Vorernteverlust von rund 20 Prozent aus. Das würde bei einer Gesamtmenge an Raps, der noch nicht geerntet ist, von zwei Millionen Tonnen eine Erntemenge von 400.000 Tonnen bedeuten. Sein Schluss: »Diese mit dem aktuellen Preis von rund 450 €/t bewertet, fehlen der deutschen Landwirtschaft weiterer 180 Millionen €.« Dazu können noch Kosten kommen, wenn die Ernte getrocknet wird, um noch einen Teil der Ernte zu retten.
Die Feuchtigkeit wirkt sich auch in einem anderen Punkt als sehr schädlich aus: Sie befördert den Befall von Schwärzepilzen. Das sind Pilzkrankheiten ausgelöst durch eine Pilzart, die meist abgestorbene Pflanzenteile befallen und sich in feuchten Jahren explosionsartig vermehren.
Das zeigt, wie schwierig es ist, der Natur eine einigermassen gute Ernte abzutrotzen, die möglichst viele Menschen satt macht. Nur zu satt Gewordene können über ökologisch hohe Preise sinnieren und darüber, dass Lebensmittel scheinbar viel zu billig seien.