Ohne Zweifel hat die Fridays-for-Future-Bewegung den dahinsiechenden Klimakult für den Moment wiederbelebt. Zumindest in den virtuellen Debatten lebensferner politmedialer Filterblasen, da sie trotz im Grunde geringer Mobilisierungserfolge die Sympathie vieler Journalisten und Politiker genießt. Doch um diese Aufmerksamkeit mit Schülern zu gewinnen, deren Unterricht weder Fragen des Strahlungs- und Wärmetransports in der Atmosphäre noch solche nach der Struktur unserer Energieversorgung behandelt, bedarf es einer entlarvenden Simplifizierung der Argumentation. Mit der die demonstrierenden Jugendlichen den wahren Kern der Klimahysterie enthüllen. Die Idee von der Notwendigkeit des Klimaschutzes entspringt eben nicht verwinkelt konstruierten Gedankengebäuden, in denen soziale, ökonomische und technische Zusammenhänge mit einer vernunftgetriebenen Interpretation naturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse verwoben werden. Sondern primär der Furcht, unsere Lebensweise werde zum Verlust so bezeichneter „natürlicher Lebensgrundlagen“ führen. Dies belegen die jungen Aktivisten, wenn sie ihre unbeholfen gestalteten Pappschilder mit der Parole durch die Straßen tragen, es gäbe keinen „Planeten B“. Das ist zwar trivial korrekt, aber ohne Belang. Schließlich existiert auch kein „Planet A“.
Jedenfalls fand der vor einigen Millionen Jahren in Ostafrika durch nicht-anthropogene klimatische Veränderungen aus seinem angestammten Lebensraum vertriebene Primat keinen solchen vor. Statt in den Kronen von Urwaldbäumen musste er sich plötzlich in einer trockenen Savanne zurechtfinden. Aus dem scheinbaren Paradies eines nur eine Armlänge entfernten großen Kalorienangebots war er in die Hölle einer kargen Landschaft voller gieriger Raubtiere vertrieben worden.
Wir sehen also unser Äffchen den aufrechten Gang erlernen, um Feinde frühzeitig zu entdecken. Wir sehen es an Ausdauer gewinnen, um fliehen, wir sehen es stärkere Kiefer entwickeln, um Fleisch in Form von Aasresten verschlingen zu können, die andere verschmähten. Wir sehen es erste Werkzeuge gestalten, die sogar das Mark zurückgebliebener Knochen als Nahrungsquelle erschließen. All dies jedoch nutzte am Ende wenig. Australopithecus ist nicht mehr. Sein Nachfolger, Homo Erectus, wechselte die Seiten und wurde vom Gejagten zum Jäger. Doch Kleidung, Feuer und Speere genügten noch immer nicht. Man könnte sie nun alle nacheinander aufzählen, die vielen Angehörigen des verzweigten Stammbaums der Gattung Homo, die sich als Jäger, als Sammler, als Vegetarier oder Karnivoren durchgeschlagen haben. Man könnte Habilis nennen, Rudolfensis, Ergaster oder Neanderthalensis. Sie alle haben es versucht. Sie alle sind gescheitert. Sie alle sind in aus geologischer Perspektive sehr kurzen Zeiträumen wieder verschwunden.
Die Natur offeriert keinen Raum für das Leben, sondern einen für das Sterben. Selbst eine perfekte Anpassung an die vorgefundene Umwelt verlängert nur die Frist bis zum Untergang der eigenen Spezies. Dies gilt für alle Arten gleichermaßen, von der Kieselalge im Ozean bis zur Tanne in der Taiga, von der Amöbe in der Wasserpfütze bis zum Tiger im Dschungel. Auch in seiner modernen Form vegetierte der Mensch die meiste Zeit am Rande des Aussterbens dahin. Bis er schließlich lernte, die Gegebenheiten zu seinen Gunsten zu verändern, statt sich ihnen zu unterwerfen. Die Domestizierung der ersten Tiere und die Kultivierung der ersten Pflanzen stellten die Weichen in eine Gegenwart, in der Homo Sapiens nur noch den Regeln folgt, die er selbst aufstellt.
Weizen, Reis und Mais, wie wir sie heute anbauen, Milchkuh und Hausschwein, wie wir sie heute züchten, Stahl, Zement, Glas, Keramik und Kunststoffe, Benzin, Diesel, Kerosin und Strom gehören ebenso wenig zum „natürlichen“ Angebot des „Planeten A“, wie Motoren oder Computer. Wir hatten das schon selbst in die Hand zu nehmen. Und mit immer besseren Werkzeugen und Verfahren Atome neu zu ordnen und das genetische Programm des Lebens neu zu schreiben. Damit wir das Schicksal unserer evolutionären Vorläufer eben nicht teilen müssen. Heute fahren wir dort, wo unsere Urahnen einst jeden Tag ums Überleben kämpften, mit Jeeps umher, fotografieren Löwen, die gelernt haben, uns besser nicht mehr nachzustellen, und genießen den Sonnenuntergang bei einem Cocktail auf der Terrasse eines luxuriösen Hotels.
„Klimakrisen“ oder „Klimanotstände“ existieren daher nur in der Phantasie realitätsblinderWeltuntergangssektierer. Die an „natürliche Lebensgrundlagen“ glauben, obwohl es solche in Wahrheit nie gegeben hat. Tatsächlich haben wir die Fundamente unserer Zivilisation auf einem überaus ungastlichen „Planeten A“ selbst errichtet. Eine vernünftige, an den Bedürfnissen der Menschen orientierte Politik würde sich allein an der Frage orientieren, ob diese in jeder Hinsicht stabil genug sind, um denkbaren klimatischen Veränderungen zu trotzen. Die Antwort darauf liegt nicht in der Erhöhung von Deichen oder dem Einbau von Klimaanlagen. Die Antwort darauf liegt ganz bestimmt nicht in einem planwirtschaftlichen Umbau unseres Wirtschaftswesens, durch den unsere Verletzlichkeit gegen destruktive natürliche Kräfte wieder auf ein mittelalterliches Niveau ansteigen würde. Nein, die Antwort darauf bieten die neuen Instrumente und Verfahren der Informations-, Gen-, Mikro- und Nanotechnologien, mit denen wir unsere Lebensumstände immer effektiver gestalten können. Es gilt, dem Klima auch die letzten verbliebenen Mitspracherechte noch zu entziehen. Dann werden den Schnellrestaurants, in denen sich die Fridays-for-Future-Demonstranten nach ihren Turnübungen stärken, Hackfleisch und pappige Brötchen niemals ausgehen, ganz gleich, ob die Temperaturen der bodennahen Luftschichten in den kommenden Jahrzehnten um zwei, drei oder vier Grad im globalen Mittel ansteigen. Sechzehn Stunden täglich für das Existenzminimum auf dem Feld zu schuften hat sich für den grünen Nachwuchs jedenfalls endgültig erledigt. Nicht obwohl, sondern weil wir Kohle, Erdöl und Erdgas nutzen.