Tichys Einblick
Ramadan 2018

Wieder werden Tausende junger Leute in den Schulen zusammenklappen

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat soeben vor dem Fasten der jungen Leute gewarnt und sie und deren Eltern aufgefordert, doch auch tagsüber für genügend Flüssigkeitszufuhr zu sorgen. Die Moscheevereine und die Muslimverbände schweigen mutig.

© Carsten Koall/Getty Images

Das Schuljahr 2017/2018 biegt auf die Zielgerade ein. Je nach Bundesland sind es noch sechs bis maximal neun Schulwochen bis zu den Sommerferien. In dieser Zeit ist in den Schulen noch einiges los, und den Schülern wird noch manches abverlangt. Die letzten Prüfungen stehen an, dazu kommen, zwar weniger stressig, aber doch körperlich belastend: Sportfeste, Schulfeste, Fahrtenwochen und anderes mehr. Da sind noch einmal Leistungswille und Durchhaltevermögen gefragt. Fit und motiviert zu sein ist angesagt.

Fit und motiviert sein? Viele streng muslimisch erzogene Schüler werden das nicht sein können. Denn ihre Eltern wollen, dass sie sich während der vier Ramadan-Wochen vom 16. Mai bis zum 14. Juni an das Fastengebot halten. Manche Schüler wetteifern gar untereinander darum, wer das Fastengebot am konsequentesten einhält.

Lernen oder fasten
Ramadan und Schule passen nicht zusammen
Was heißt das medizinisch? Es heißt, dass viele junge Leute, darunter immer mehr Grundschulkinder, zwischen Beginn der Morgendämmerung, also etwa 5 Uhr, und Sonnenuntergang, also etwa 21 Uhr, nichts essen und nichts trinken. Und die Folgen? Die jungen Leute können im Unterricht nicht mitarbeiten, sie sind unkonzentriert, sie laufen bzw. sitzen blass herum. Viele haben nicht ausgeschlafen, schließlich sind sie wegen des „Iftar“, des späten Abendessens nach 21 Uhr, viel zu spät ins Bett gekommen. In vielen Fällen müssen sie am nächsten Schultag einem Arzt vorgestellt werden, weil sie zusammengeklappt sind oder weil sie starke Kopf- und Bauchschmerzen haben.

Dieses Ramadan-Problem nimmt von Jahr zu Jahr größere Ausmaße an. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat soeben vor dem Fasten der jungen Leute gewarnt und sie und deren Eltern aufgefordert, doch auch tagsüber für genügend Flüssigkeitszufuhr zu sorgen. Schulen wenden sich in entsprechenden Briefen an die Eltern. Aber in vielen Fällen prallt das alles ab. Die Moscheevereine und die Muslimverbände halten sich vornehm zurück. Als die heutige Bundesfamilienministerin und damalige Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) vergangenes Jahr 20 Moscheevereine zum Runden Tisch geladen hatte, um in der Ramadan-Frage einen abgestimmten Verhaltenskodex für Eltern und Schüler zu erarbeiten, unterschrieben nur zwei Imame.

Was hier geschieht, ist zumindest geduldete Kindesmisshandlung. Aber so ist das eben in einem Land, in dem man sich schon längst nicht einmal mehr über Genitalverstümmelungen an Heranwachsenden und über Kinderehen aufregt.

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