Der Partei DIE LINKE steht das Wasser offenbar bis zum Hals. Anders ist es kaum zu erklären, dass die Vorsitzende der Partei, Janine Wissler, einen Ladenhüter aus dem Hut zaubert, indem sie in einem Gastbeitrag für den „Tagesspiegel“ Hausaufgaben für alle Schüler abgeschafft haben will. Wisslers Begründung: Hausaufgaben seien Stress und das Gegenteil von „quality time“, sie belasteten das Familienklima und spalteten die Schülerschaft nach sozialer Herkunft.
Hausaufgaben sind zudem ein Teil der Erziehung zu Eigenverantwortung und Selbständigkeit, Schüler lernen damit ein eigenständiges Arbeiten. Es sollte dies eigentlich ein besonders wichtiges Ziel schulischer Bildung und Erziehung sein. Dafür muss die Erledigung der Hausaufgaben freilich gut geplant erledigt werden. Werden die Hausaufgaben nur schnell hingeknallt, zwischen Abendessen und Zu-Bett-Gehen gequetscht oder im Schulbus oder in der Schulpause abgeschrieben, dann bringen sie wenig.
Die Vorstellung, die Hausaufgaben durch rein schulisches Arbeiten etwa in kleinen Gruppen zu ersetzen, ist naiv: Dass Schüler sich untereinander den Lernstoff erklären, kann in Maßen durchaus sinnvoll sein. Ob sie den Schulstoff verstanden haben und beherrschen, wird aber sowohl ihnen als auch Lehrern erst dann deutlich, wenn sie sich auch einmal ohne jede Assistenz von Eltern oder Mitschülern oder Lehrern damit auseinandersetzen. Denn erfahrungsgemäß „verstecken“ sich gerade schwächere Schüler in der Gruppenarbeit gerne hinter stärkeren Schülern. Müssen die Schüler dann zum ersten Mal in einer Klassenarbeit oder Klausur etwa einen bestimmten Rechenweg ganz alleine anwenden, ist das zu spät.
Fazit: Ohne außerschulisches Einüben und ohne eigenständiges Anstrengen ist Schulerfolg nicht zu haben. Im Übrigen wäre schon viel gewonnen, wenn Schüler zu Hause nicht nur stundenlang vor Bildschirmen säßen und in sozialen Netzwerken unterwegs wären, sondern wenigstens einen Teil davon auf Schularbeiten verwendeten.