Kesseltreiben gegen eine islamkritische Frankfurter Professorin
Josef Kraus
Wenn „Studierende“ und „diskriminierungskritische Pädagog*innen“ gegen ein Kopftuchverbot für Kinder stänkern.
Verfassungstext und Verfassungswirklichkeit sind in Deutschland längst zwei Paar Stiefel. Wir wissen das spätestens seit dem Spätsommer 2015. Nun hat diese Unterscheidung wieder mal die Universität Frankfurt erreicht. Dort gibt es ein Kesseltreiben gegen eine Professorin, die es sich „erlaubt“, am 8. Mai eine Konferenz zum Thema „Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung?“ zu veranstalten.
Die angekündigte Konferenz ist hochkarätig besetzt. Organisiert und geleitet wird sie von Professor Dr. Susanne Schröter. Sie ist Direktorin des „Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam (FFGI)“ der Universität Frankfurt und bekannt als mutige Frau, die den Schalmeienklängen der Islamophilen nicht aufsitzt. Als Referenten für den 8. Mai hat sie unter anderem Alice Schwarzer, Gründerin und Herausgeberin der Frauenzeitschrift Emma, und Necla Kelek, Soziologin, Autorin und Vorstandsfrau TERRE DES FEMMES, vorgesehen. Schwarzer wird sprechen über das Thema „Von Teheran bis Neukölln. Der Siegeszug des politisierten Islam, nicht zuletzt dank einer falschen Toleranz“; Necla Kelek über das Thema „TERRE DES FEMMES Petition: Den Kopf frei haben. Kinderkopftuchverbot in der Schule und Ausbildungsstätten“.
Gewissen selbsternannten Vertretern der Alma Mater Frankfurt („Studierenden“) passt das gar nicht in den Kram. Sie posaunen hinaus: „Wir Studierenden …. sind schockiert, dass Prof. Dr. Susanne Schröter eine Konferenz … stattfinden lassen kann ….Wir können das nicht weiter dulden und fordern deshalb, dass die Veranstaltung ….. abgesagt wird und Prof. Dr. Susanne Schröter ihrer Position enthoben wird.“ Das Pamphlet endet ohne Rücksicht auf Interpunktion und ohne Rücksicht auf die Semantik des Begriffs Rassismus mit den Sätzen: „Für eine Universität an der Alle bedenkenlos studieren können! Kein Platz für Anti-Muslimischen Rassismus an unserer Uni!“
So weit, so gut, so weit, so schlecht. Das Erbärmliche daran ist, dass diese „Studierenden“ (Studierberechtigte sind übrigens nicht immer Studierwillige und Studierbefähigte) indirekt Flankenschutz und Schützenhilfe von 114 „Erstunterzeichnern“ einer „migrationspädagogischen Stellungnahme“ gegen ein Kopftuchverbot bekommen. „Diskriminierungskritische Pädagog*innen“ haben dazu ein „Bekenntnis“ (sic!) von sich gegeben.
Eine Münze kleiner geht es nicht, und offenbar wird nicht nur das Abiturzeugnis inflationär verramscht, sondern auch der Titel „Professor“. Man muss den drohenden Gähnfaktor mal überwinden und die 114 Leute näher anschauen: 50 von den 114 kommen aus einer Fachhochschule (pardon: University of Applied Sciences), 11 von ihnen sind NGO-Aktivisten, inkl. Frank Bsirske, Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, sechs sind Exponenten einer Pädagogischen Hochschule, fünf einer katholischen oder evangelischen Hochschule. Nun ja!
Es ist jedenfalls sehr seltsam, was hier abläuft und welcher Provenienz respektive Gesinnung diese 114 „diskriminierungskritischen Pädagog*innen“ sind. Freiheit von Forschung und Lehre – das dürfte bei diesen Leuten allenfalls noch Verfassungstext, aber nicht mehr Verfassungswirklichkeit sein. Diese 114 sägen, weil sie zum größten Teil vom Steuerzahler alimentierte Professuren haben, jedenfalls am eigenen Ast, der da in Artikel 5, Absatz 3 des Grundgesetzes unter anderem lautet: „… Forschung und Lehre sind frei.“ Vermutlich gehört diese Art akademischer Elite aber nicht zu den Mitgliedern des Deutschen Hochschulverbandes (DHV), der sich vor kurzem zu Recht gegen „Denk- und Sprechverbote“ an Universitäten ausgesprochen und gefordert hat: „Die freie Debattenkultur muss verteidigt werden.“
Zwei Pikanterien zum Schluss: Schirmherr der Konferenz ist der hessische Minister für Soziales und Integration Kai Klose. Er ist Vorsitzender der hessischen Grünen. Man darf gespannt sein, ob er eine schützende Hand über die Veranstaltung hält. Oder ob dies seine grüne Co-Vorsitzende Angela Dorn tut, ist sie in Hessen doch Ministerin für Wissenschaft und Kunst. Und zweitens: Ausgerechnet der linke „FREITAG“ vom 24. April 2019 meint: „Wer noch nicht einmal bereit ist, seiner oder ihrer Meinung nach falsche Meinungen auszuhalten, der ist an einer Universität eindeutig am falschen Platz.“ Es kommt äußerst selten vor, dass man diesem Blatt beipflichten kann.
Und noch interessanter wäre zu erfahren, was unsere Allerobersten und offenbar schon den Vorruhestand Genießenden im Schloss Bellevue und im Kanzleramt von dieser Sache halten. Ob wieder mal Kapitulation angesagt ist? Wetten, dass wir von dieser Seite nichts wirklich „Hilfreiches“ vernehmen werden!
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