Auch wenn man kein Fan der BILD-Zeitung ist, muss man manchmal wirklich dankbar dafür sein, dass es sie gibt. Vor allem wenn sie Gesinnungsmachenschaften aufdeckt. So wie jetzt wieder in Berlin.
Was war geschehen? Ein Kind wird in Berlin von einer Waldorfschule abgelehnt, weil der Vater AfD-Abgeordneter im Berliner Abgeordnetenhaus ist. Übrigens obwohl dieses Kind bereits zuvor den Waldorfkindergarten besucht hatte. Nein, sagt die Schule, nachdem sich der Vater einer Art Kreuzverhör vor zwanzig Lehrern der Schule hatte stellen müssen. Die Begründung des Geschäftsführers des Trägervereins lautet: „Um eine einvernehmliche Lösung des Konfliktes wurde gerungen – sie konnte aber nicht erreicht werden“, teilte der mit. „Angesichts dieses Konfliktes sehe die Schule keine Möglichkeit, das Kind mit der nötigen Unvoreingenommenheit und Unbefangenheit aufzunehmen. Selbst Berlins Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) kritisiert den Entschluss.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), Heinz-Peter Meidinger, spricht in einem Interview mit BILD Klartext. Er kritisiert zwar zu Recht die dümmliche Aktion der AfD, indoktrinierende Lehrer bei der AfD zu melden und damit quasi öffentlich anzuprangern, statt den dienstlichen Beschwerdeweg zu gehen. Aber in dieser Sache kennt Meidinger kein Pardon.
Meidinger hält fest, dass die betreffende Schule hier ganz klar ihre Grenzen überschreite und ihren Bildungsauftrag verletze. Dass sich der Vater einer Art Kreuzverhör vor zwanzig Lehrern habe stellen müssen, ist für Meidinger die Vorstufe zur Gesinnungspolizei. Die Entscheidung der Schule gegen das Kind komme einer Art Sippenhaft gleich. Meidinger lehnt auch mit aller Entschiedenheit die „Schnüffel-Fibel“ der Amadeu-Antonio-Stiftung mit dem Titel „Ene, mene, muh – und raus bist du! Ungleichwertigkeit und frühkindliche Erziehung“ als „Gesinnungsradar“ ab. Darin bekommen Kita-Erzieher Anleitungen, die Gesinnung der Eltern quasi zu „erschnüffeln“.
Apropos „Waldorf“: Der Säulenheilige dieser Schulen ist der Anthroposoph Rudolf Steiner (1861 – 1925). Viele Waldorfschulen weltweit sind nach ihm benannt, sie gelten in bestimmten, gutsituierten Kreisen als das Nonplusultra angeblich kindgemäßer Erziehung. Was die Fans dieser Art von Pädagogik aber nicht wissen oder gerne vergessen: Rudolf Steiner war ein Hardcore-Rassist, würde man heute sagen. Mitte der 1990er Jahre wurde dies längst aufgedeckt und am Steiner-Denkmal gekratzt. Steiner katalogisierte nämlich die Rassen in Schwarze mit „Hinterhirn“ und „Triebleben“, in Gelbe mit „Mittelhirn“ und „Gefühlsleben“ und in Weiße mit „Vorderhirn“ und „Denkleben“. Wörtlich: „Diese Schwarzen in Afrika haben die Eigentümlichkeit, dass sie alles Licht und alle Wärme vom Weltenraum aufsaugen … Dadurch, dass er das tut, wirken über den ganzen Menschen hin die Kräfte des Weltenalls … Der Neger hat also ein starkes Triebleben.“ Nach Rudolf Steiner ist die Rassengliederung kosmologisch begründet und von den Atlantis-Mysterienführern ins Werk gesetzt. Sogar die „taz“ glänzte damals, konkret am 28. September 1996, mit der Überschrift: „Schluss mit Steiners Rassenlehre“.
Seitdem sind gut zwanzig Jahre ins Land gegangen. Wir haben bislang nicht vernommen, dass sich die Waldorfschulen von dieser wirren Ideologie distanziert hätten oder gar den Namen „Steiner“ abgelegt hätten.