Albert Einstein wird folgender Spruch zugeschrieben: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Nun, es war Einstein selbst, der bewiesen hat, dass das Weltall nicht unendlich ist. Also bleibt wahrlich nur noch die Unendlichkeit der Dummheit.
Bedurfte es dafür eines weiteren Beweises, so hat ihn soeben der Duden-Verlag mit einem neuen „Duden“ geliefert. Oder heißt er/sie/es jetzt die Duda, Dudin, Dud/in, DudIn, Dud-In, Dud_in, das Duden, das Dudix? Für 12 Euro sind 120 Seiten mit folgendem Titel zu haben: „Richtig gendern: Wie Sie angemessen und verständlich schreiben“. Die 120 Seiten Text verfasst haben – ganz und gar nicht gendergerecht tituliert – Anja Steinhauer („Autor“, sic!) und Gabriele Diewald (ebenfalls „Autor“).
Eingeführt wird der Nutzer der 120 Seiten mit dem Versprechen, dass er zukünftig „angemessen und verständlich“ schreiben könne und dass sich damit eine gendergerechte Sprache etabliere, wie sie die moderne Gesellschaft im Sinne einer Realisierung von Gleichstellung einfordere. Ja sogar das Grundgesetz wird bemüht – und zwar mit Artikel 3, Absatz 2: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ In kleinerer Münze geht es nicht. Allerdings erklären uns die Autorinnen nicht, was das mit Gendersprache zu tun hat.
Es folgen dann bereits in der Einleitung verheißungsvoll einige Fragen: „Gendern ist in vielen Institutionen und Firmen zum Standard geworden, aber wie macht man es richtig? Männer, Frauen und wie viele Geschlechter noch? Welche sprachlichen Möglichkeiten gibt es für das Gendern? Welche wähle ich für meine Institution, Firma, für meinen Text? Wie vermeide ich, dass der Text zu sperrig wird?“ Außerdem will der Band Hilfestellung leisten, damit ein Text durch die vielen Binnen-I, Sternchen und Unterstriche in und zwischen den Wörtern nicht »zu sperrig wird«. Getoppt wird der Band schließlich mit einen „Abriss über Geschichte und Funktion des Genderns“. Ein Verriss wäre wohl intellektuell anspruchsvoller gewesen.
Das „Neue Deutschland“, Ausgabe vom 16. Dezember 2017, ist begeistert: „Der Ratgeber ist dringend notwendig, denn die Zahl der Geschlechter hat zugenommen. Es gibt mittlerweile mindestens 32 Zuordnungen, vom einfachen Mann (Mann), Frau (Frau) und Bigender (also jene, die Mann und Frau in sich vereinen) über Transgender (Menschen, deren Geschlechtsidentität von der abweicht, die ihnen bei der Geburt aufgrund körperlicher Merkmale zugewiesen wurde) bis zu Demiboys und Demigirls (Personen, die sich teilweise als Mann/Junge oder Frau/Mädchen identifizieren, egal welches Geschlecht bei der Geburt bestimmt wurde). Es gibt zahlreiche Zwischenstufen; etwa mehrere Ausprägungen des »fließenden Geschlechts« (Genderfluid), bei denen sich das Geschlecht manchmal, sehr oft oder nur sehr selten ändert (auch mehrmals am Tag). Die Skala ist nach oben hin offen.“ Wow, jetzt wissen wir Bescheid! Allerdings reichen für 32 Geschlechter keine 120 Seiten gendersensiblen Sprachdiktats aus!
In Frankreich hat man diesen Käse gerochen. Dort geht man massiv gegen eine gegenderte Sprache vor. Kompliment!
Und hier noch ein Lesetipp: Wer einen messerscharfen Anti-Gender-Duden lesen möchte, der besorge sich Tomas Kubeliks Buch “Genug gegendert! Eine Kritik der feministischen Sprache“. Der Autor dieses Bändchens hat anlässlich der Leipziger Buchmesse 2016 den mit 2.500 Euro dotierten Jürgen-Moll-Preis für verständliche Wissenschaft erhalten.