Tichys Einblick
„Bildungsnation Deutschland“

Land der Defizite: Viertklässler, vor allem Mädchen, fallen in Mathe zurück

Einmal mehr hat eine ernstzunehmende Studie der vormaligen Bildungsnation ein miserables Zeugnis ausstellt. Auch die volkswirtschaftlichen Folgen werden nicht ausbleiben.

Symbolbild

IMAGO / wolterfoto

Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) und die Joachim Herz Stiftung stellen mit ihrem „MINT Nachwuchsbarometer 2023“ den deutschen Grundschulen ein schlechtes Zeugnis aus. Die Studie wurde betreut von einem der führenden deutschen Bildungsforscher: Professor Olaf Köller vom Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) der Universität Kiel. Empirische Basis waren die IQB-Studien der Jahre 2011, 2016 und 2021 zu den Schulleistungen der Viertklässler. (IQB = Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen.)

Hier die wichtigsten Kernbefunde aus der 32 Seiten umfassenden Studie:

Bildungsforscher Olaf Köller ist alarmiert und sieht gravierende volkswirtschaftliche Schäden. Er verweist auf eine bildungsökonomische Simulation des „ifo Instituts“ in München. Dieser zufolge steht die Größe der Risikogruppe in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Wirtschaftswachstum. Köller wirbt für einen Wandel. „Dass wir viele Mädchen früh für die MINT-Bildung verlieren, sollten wir – schon wegen des Fachkräftemangels – nicht hinnehmen“, sagte er der FAZ. Der MINT-Bereich werde von vielen, häufig unbewusst und ungewollt, als eher männlich wahrgenommen. „Es sollten Anstrengungen unternommen werden, um diese wirkmächtigen Geschlechterstereotype zu überkommen.“ Köllner verlangt von den Ländern eine Erhöhung der Mathematikstunden, wirksame Förderangebote, sogenannte Lernferien mit Ferienkursen für schwache Schüler. Das „MINT Nachwuchsbarometer“ verweist hier auf signifikante Erfolge durch einen Ferienkurs in Mathematik für Viertklässler.

Dem nicht genug: Bei dieser Studie handelt es sich um eine innerdeutsche Diagnose. Nicht berücksichtigt ist dabei, dass Deutschland in internationalen Schulleitungsvergleichen bestenfalls im Mittelfeld abschneidet und deshalb im globalem Wettbewerb mehr und mehr hinter die eifrigen und fleißigen Ostasiaten zurückfällt. Siehe das TE-Interview vom 5. Juli 2021 mit dem am 16. Februar 2023 verstorbenen Demographieforscher Gunnar Heinsohn.

Anzeige
Die mobile Version verlassen