Liebe Leser! Pardon: Liebe Leserinnen und Leser! Liebe LeserInnen! Liebe Leser_innen! Liebe Leser*innen! Liebe Leser/innen! Liebe Leserixe! Liebe Lesa! Liebe Lesende!
Fühlt sich jetzt jede*r/jedix mit diesen von führenden GenderlinguistInnen empfohlenen, „entpatrifizierten“ Anreden angesprochen? Dann kann ich ja endlich starten mit meiner ganz großen Bitte um ganz viel Geduld für das Nachfolgende. Sie müssen es wirklich geduldig lesen, und Sie müssen jeden Tobsuchtsanfall, auch jeden Lachkrampf gewaltsam unterdrücken, sonst wird Ihnen nicht klar, welche Blüten mittlerweile Deutschlands Bildungs- und Forschungs(un)wesen treibt. Und Sie dürfen auch nicht glauben, dass es sich hier um den Rohentwurf einer Büttenrede handelt. Nein, es ist Realität, was ich Ihnen hier präsentiere. Realsatire eben!
Wussten Sie, dass es an deutschen Universitäten und Fachhochschulen 212 Professuren mit Schwerpunkt oder Teilschwerpunkt Genderforschung gibt? Wussten Sie, dass dies mehr Professuren sind, als Deutschland Pharmazieprofessuren hat, nämlich 191? Wussten Sie, dass es damit etwas doppelt so viele Gender-Professuren gibt wie Professuren für alte Sprachen (nämlich 113), also Professuren für unsere sprachlichen und kulturellen Wurzeln? Sie glauben es nicht? Dann präsentiere ich Ihnen ein paar „Dominationen“ (ja, man sagt wirklich so) dieser Professuren sowie ein paar Titel von Dissertationen und Habilitationsschriften.
Genderismus-Blüten
Fangen wir mit Professuren und Universitätsinstituten an! Beispiel Humboldt-Universität Berlin: Dort gibt es zum Beispiel eine Professur für Gender und Globalisierung an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät; eine Juniorprofessur für Wissensgeschichte und Gender Studies am Institut für Kulturwissenschaft; eine Professur für Gender und Science/Naturwissenschafts- und Geschlechterforschung am Institut für Geschichtswissenschaften. An der Technischen Universität München haben wir eine Professur für Gender Studies in den Ingenieurwissenschaften. Ja, ganze Institute gendern: Die Humboldt-Universität Berlin hat ein „Zentrum für interdisziplinäre Geschlechterstudien“; die Universität Bremen ein „Zentrum für feministische Studien – Gender Studies“, Hildesheim ein „Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung“ als gemeinsame Einrichtung der Uni und der FH; die Universität Marburg ein „Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung“. Reicht das als Beleg?
Idiocrazy
Machen wir weiter mit Themen von Gender-Dissertationen und begnügen wir uns hier mit fünf von ein paar hundert Themen: „Auserwähltes Wissen zum Verhältnis von feministischer Theorie und Praxis bei Gender Mainstreaming in Kommunen“ oder „Doing Gender im Chemieunterricht. Zum Problem der Konstruktion von Geschlechterdifferenz – Analyse, Reflexion und mögliche Konsequenzen für die Lehre von Chemie“ oder „Comic – Film – Gender. Zur (Re-)Medialisierung von Geschlecht im Comicfilm“ oder „Klimawandel und Gender: Untersuchung der Bedeutung von Geschlecht für die soziale Vulnerablität in überflutungsgefährdeten Gebieten“ oder „Denken der sexuellen Differenz. Eine dritte Position im Streit zwischen Lacan und den Historisten“.
Sie verstehen, liebe Leser, nur Bahnhof? Macht nix. Wir toppen das Ganze mit beliebig ausgewählten Themen von Habilitationsschriften. Zum Beispiel: „Pink. En/Gendering a Color“ oder „The Gendered Body: Female Sanctity, Gender Hybridity and the Body in Women’s Hagiography“ oder „Queer G(r)ifts? Development Politics, LGBTIQ Rights an the Trajectories of Transnational Queer Solidarity“ (jeweils an einer deutschen Universität). Warum man hierfür die deutsche Sprache nicht benutzt, weiß keiner. Vielleicht schämt man sich doch ein wenig, diese Art von „Studies“ zu demokratisieren, das heißt, unters Volk zu bringen.
Wer nun glaubt, all dies seien Auswüchse einiger Einzelgänger, der sieht sich getäuscht. Für sowas gibt es Forschungsgelder, notfalls von der EU. Und die Universitätsoberen sehen es gerne, wenn sich ihre Hochschule auf diese Weise profiliert. Die Universität Leipzig zum Beispiel hat aus der Genderei sogar die Konsequenz gezogen, dass es dort – sprachlich – nur noch Professorinnen gibt. Dort gilt seit 2013 als Anrede auch für männliche Professoren: „Herr Professorin“! So kann man mit einem Federstrich eine Frauenquote von hundert Prozent erwirken!
Aber noch mal zurück zur „Forschung“: Bald nach ihrem Amtsantritt als Kanzlerin, im Jahr 2006, gab Merkel als Zielmarke aus, dass drei Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung in Forschung und Entwicklung fließen müssten. Da sollte sie bitte mal Bilanz ziehen und einen Anstoß geben, dass wuchernder Wildwuchs beseitigt wird. Dann könnte sich die Forschung Dingen widmen, die keinen Gewinn an Ideologie und kein Beschäftigungswunder für Gender-„Forscher“ darstellen, sondern einen echten Gewinn an Erkenntnis und Anwendungswissen brächten.
Josef Kraus war Oberstudiendirektor, Präsident des deutschen Lehrerverbands, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als „Titan der Bildungspolitik“ bezeichnet. Er hat Bestseller zu Bildungsthemen verfasst und sein jüngstes Werk Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt erhalten Sie in unserem Shop: www.tichyseinblick.shop