2017 besuchten 339.578 Personen einen Integrationskurs. Davon machten 289.751 am Ende beim Sprachtest mit. Von den Prüflingen wiederum erreichte nur knapp die Hälfte das Kursziel. Diese Zahlen gehen aus dem aktuellen „Bericht zur Integrationskursgeschäftsstatistik für das Jahr 2017“ des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hervor. Siehe hier.
Die Fakten
Konkret: Von den 339.578 Kursteilnehmern des Jahres 2017, darunter 30 bis 40 Prozent Kurswiederholer, beendeten laut BAMF 289.751 den Integrationskurs mit der geforderten Sprachprüfung. Dieser 2005 eingeführte Kurs besteht aus 600 Stunden Deutschunterricht und einem Orientierungskurs mit 100 Stunden. Die Teilnahmeberechtigten des Jahres 2017 (das sind rund 30 Prozent mehr als die realen Teilnehmer) verteilen sich wie folgt: 40,9 Prozent sind Neuzuwanderer; 26,4 Prozent sind Altzuwanderer, EU-Bürger und Deutsche; 26,0 Prozent sind ALG-II-Bezieher und 1,2 Prozent sind Spätaussiedler.
Der Deutsch-Test für Zuwanderer (DTZ) besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Die schriftliche Prüfung dauert 100 Minuten, die mündliche Prüfung umfasst die Untertests Hören, Lesen und Schreiben. Der DTZ wurde im Auftrag des Bundesministeriums des Innern unter anderem vom Goethe-Institut e. V. entwickelt. Siehe hier.
Gigantisch sind die Anforderungen im Integrationskurs nicht. Niveau A2 ist wie folgt definiert: „Kann Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, die mit Bereichen von ganz unmittelbarer Bedeutung zusammenhängen (z. B. Informationen zur Person und zur Familie, Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung). Kann sich in einfachen, routinemäßigen Situationen verständigen, in denen es um einen einfachen und direkten Austausch von Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht. Kann mit einfachen Mitteln die eigene Herkunft und Ausbildung, die direkte Umgebung und Dinge im Zusammenhang mit unmittelbaren Bedürfnissen beschreiben.“
Für Niveau B1, dem eigentlichen Ziel der Maßnahme, gilt: „Kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht. Kann die meisten Situationen bewältigen, denen man auf Reisen im Sprachgebiet begegnet. Kann sich einfach und zusammenhängend über vertraute Themen und persönliche Interessengebiete äußern. Kann über Erfahrungen und Ereignisse berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele beschreiben und zu Plänen und Ansichten kurze Begründungen oder Erklärungen geben. Siehe dazu hier.
Das Ärgernis
Die mangelnde Motivation vieler Teilnehmer hat auch der Bundesrechnungshof gerügt. Er hatte die Sprachkurse der Bundeagentur für Arbeit unter die Lupe genommen. Die Bilanz der Prüfer war vernichtend: „Es ist davon auszugehen, dass ein großer Teil der eingesetzten Mittel verpuffte, weil die Kurse von schwindenden Teilnehmerzahlen geprägt waren.“ Konkret seien „bei fast allen“ der 528 untersuchten Kurse mit der Zeit immer mehr Teilnehmer ferngeblieben. Als die Prüfer anrückten, trafen sie nicht einmal die Hälfte, sondern nur 43,3 Prozent der gemeldeten Teilnehmer an.
Kost‘ ja nix? Allein im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung 610 Millionen Euro für das Projekt Integrationskurs bereitgestellt. Um das Geschäft konkurrieren 1.736 Institutionen. Eine schöne Beschäftigungsmaßnahme. Fluchtindustrie wollen wir das mal nicht nennen. Vor allem Volkshochschulen, private Sprachschulen bieten ihre Dienste an, zudem die Caritas und die Arbeiterwohlfahrt. Für jede Unterrichtsstunde erhält der Anbieter 3,90 Euro je Teilnehmer. Bei zwanzig gemeldeten Teilnehmern sind das schon mal fast 80 Euro pro Stunde. 1,95 Euro je Stunde müssen die Teilnehmer theoretisch selbst bezahlen. Aber das ist Theorie, denn wer Hartz IV oder Sozialhilfe bezieht, muss nichts zahlen. Die übrigen Kosten trägt das BAMF.
All das ist die reale Antwort auf die im Halbjahr 2015/2016 euphorisierten Martin Schulzens, Katrin Göring-Eckardts, Dieter Zetsches und andere mehr. Schulz: „Was die Flüchtlinge uns bringen, ist wertvoller als Gold.“ Karin Göring-Eckhardt: „Wir kriegen jetzt plötzlich Menschen geschenkt.“ Zetsche: Flüchtlinge bringen uns ein „neues Wirtschaftswunder … Die meisten Flüchtlinge sind gut ausgebildet und motiviert. Solche Leute suchen wir.“ Als Buße sollten die drei und ihre Mitstreiter ein paar Wochen einen Deutsch- und Integrationskurs unterrichten müssen.
Josef Kraus war Oberstudiendirektor, Präsident des deutschen Lehrerverbands, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als „Titan der Bildungspolitik“ bezeichnet. Er hat Bestseller zu Bildungsthemen verfasst und sein jüngstes Werk Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt erhalten Sie in unserem Shop: www.tichyseinblick.shop