Wenn man sich die SPD anschaut, dann weiß man oft nicht mehr, ob man sich fremdschämen oder ob man diese Partei einfach als total verkommen abschreiben soll. Zudem ist es nicht nur die verklemmte Verbohrtheit, die diese Partei prägt, sondern auch ihre Sprunghaftigkeit.
Anlass diesmal: Am 20. August sollte ein kleiner Platz im Bielefelder Breedenviertel umbenannt werden – und zwar für den am 2. April 2010 sechs Kilometer westlich von Kunduz (Afghanistan) gefallenen deutschen Soldaten und Hauptgefreiten Martin Augustyniak. Er wurde nur 28 Jahre alt. Gefallen ist er beim „Karfreitagsgefecht“ im Kampf mit Taliban zusammen mit Hauptfeldwebel Nils Bruns (35) und dem Stabsgefreiten Robert Hartert (25). Alle drei gehörten zum Fallschirmjägerbataillon 373 in Seedorf.
Eine Bank mit Augustyniaks Namen wurde bereits aufgestellt. Auch die SPD war ursprünglich für die entsprechende Benennung des Platzes in der Heimatstadt des Soldaten, die Partei die Linke dagegen. Die Umbenennung des vorgesehenen kleinen Platzes wäre übrigens ohne großen Aufwand gewesen. Es gibt keine Bewohner mit dieser Adresse, die ihre Anschrift hätten wechseln müssen.
Nun hatte Bild den Skandal aufgegriffen, und die SPD lenkte ein – mit einer seltsam trotzigen, „Rationalität“ bemühenden Erklärung: „Wir werden unseren Beschluss überdenken und empfehlen unserer neuen Fraktion und der neuen Bezirksvertretung, den Gedenkplatz für Martin Augustyniak auch offiziell nach ihm zu benennen“, heißt es in einer aktuellen SPD-Pressemitteilung. Und weiter: „Die SPD Brackwede ist aus rationalen politischen Erwägungen zu ihrem Abstimmungsverhalten in dieser Frage gekommen. Uns trieb und treibt die Sorge um, dass dieser Platz dann nicht allein dem Gedenken von Martin Augustyniak dient, sondern politisch missbraucht wird.“ Und weiter: „Dafür entschuldigen wir uns.“
Eine verdammt späte Einsicht! Und was hörte man dazu aus Berlin? Nichts! Bild war für die „hohe“ Politik eingesprungen. Kein Bundespräsident schaltet sich ein, keine Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer (CDU), keine Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD), natürlich auch keine Kanzlerin. Letztere hatte bei der Trauerfeier vor zehn Jahren am Sarg der Gefallenen zwar noch gesagt: „Deutschland verneigt sich vor ihnen.“ Heute: Geschenkt!
Große Verteidigungsminister der SPD mussten sich in ihren Gräbern herumdrehen: Helmut Schmidt (Minister von 1969 bis 1972), Georg Leber (1972 – 1978), Hans Apel (1978 – 1982), Peter Struck (2002 – 2005). Peter Struck war es, der am 4. Dezember 2002 gesagt hatte: „Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.“ Martin Augustyniak hat das getan, er ist dafür gefallen. Die Bielefelder SPD trampelt nun auf seinem Tod herum.
Und auch die mehr als 3.200 seit Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 im Dienst ums Leben gekommenen Soldaten und Bundeswehrangehörigen werden eher versteckt. Am Bendlerblock in Berlin wurde „Den Toten unserer Bundeswehr“ 2009 zwar ein Ehrenmal errichtet. Ihre Namen sind dort in Bronzeplatten eingraviert. Aber auch dieser Standort ist ein unwürdiger Standort. Würdiger und besser, weil sichtbarer, wäre ein Denkmal in der Nähe des Reichstagsgebäudes und damit des Bundestages gewesen, ganz im Sinne der „Parlamentsarmee“ als Armee des Bundestages als Repräsentant des deutschen Volkes.
Armes Deutschland!