Die Senatsverwaltung Berlin lässt von der privaten Sigmund-Freud-Universität (SFU) und der Humboldt-Universität (HU) untersuchen, wie Lehrkräfte und andere an Schulen tätige pädagogische Fachkräfte mit dem Gender-Thema umgehen. Die „Studie“ arbeitet mit einer Zufallsstichprobe, das heißt, dass aus allen Bezirken und Schulformen Berlins per Zufall eine Stichprobe von 60 Schulen gezogen wurde.
Die Befragung ist – so wird betont – freiwillig, einzelne Schulen oder Personen sollen nicht identifiziert werden können. Eine Weitergabe von persönlichen Daten der Beteiligten an Dritte, etwa die Auftraggeberin, soll ausgeschlossen sein. Allerdings betont die Senatsverwaltung Berlin, dass die Teilnahme an der Befragung seitens der Senatsverwaltung „ausdrücklich erwünscht“ wird.
Die Frage der sexuellen Orientierung als Finanzierungsquelle?
Man kommt trotzdem aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Denn seltsam sind die Fragen der online-Studie schon. „Was ist ihre sexuelle Orientierung?“ heißt eine der Fragen. Andere Fragen sollen erfassen, ob die Lehrkräfte Begriffe wie „schwul“ oder „Transe“ als Schimpfwörter benutzen, wie viele der Kollegen homo- oder bisexuell seien oder was zu tun wäre, wenn der Schüler Martin fortan mit Martina angesprochen werden möchte. Oder die Frage: „Von wie vielen Personen, die Sie persönlich kennen, wissen Sie, dass diese „lesbisch, bisexuell, schwul, trans*, inter* sind?“. Als Antwortmöglichkeiten stehen hier zur Verfügung: 0 oder 1 oder 2-3 oder 4-7 oder 8-15 oder 16-30 oder >30“
Die Sigmund-Freud-Universität in Berlin weist postwendend die Vermutung zurück, mit der „Studie“ solle untersucht werden, ob sich „heterosexuelle Pädagogen gegenüber homo-, bi- oder transsexuellen Jugendlichen besonders auffällig verhalten“. Zugleich stellt die SFU vorab fest, dass bisherige Untersuchungen dafürsprechen, dass zwar der Kontakt zu nicht-heterosexuellen Personen einen Einfluss auf das Verhalten habe, die eigene sexuelle Orientierung jedoch nicht. Wozu also dann die „Studie“?
Alles Gender oder was?
Auf Wohlwollen stößt die Studie – wie nicht anders zu erwarten – bei der Queer-Lobby, also bei der Interessenvertretung der „LGBTI“-Menschen, also Menschen mit der Orientierung „Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender“. „Queer“ bedauert, dass die Presseberichte über die Studie schon Früchte getragen hätten, indem statt der erhofften rund eintausend Teilnehmer bislang nur wenige hundert mitgemacht hätten.
Fragen an die Berliner Senatsverwaltung drängen sich freilich schon auf: Wie wäre es, wenn man einmal Studien in Auftrag gäbe, um herauszufinden, warum Berlins Schüler in allen Schulleistungsstudien regelmäßig ganz hinten landen? Oder muss man den Spruch des vormaligen „Regierenden“ Klaus Wowereit „Berlin – arm, aber sexy“ erweitern zu „Berlin – doof, aber sexy“? Wie wäre es außerdem, wenn man die Kosten dieser „Studie“ in die Sanierung von wenigstens ein oder zwei maroden Schultoiletten investierte? Und adressiert an die „Sigmund-Freund-Universität“ – drängt sich ebenfalls eine Frage auf: Hat es die SFU nötig, sich mit solchen „Studien“ zu finanzieren?
Josef Kraus war Oberstudiendirektor, Präsident des deutschen Lehrerverbands, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als „Titan der Bildungspolitik“ bezeichnet. Er hat Bestseller zu Bildungsthemen verfasst und sein jüngstes Werk Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt erhalten Sie in unserem Shop: www.tichyseinblick.shop