Nach vereinzelten Aktionen bereits im Februar 1933 schichteten am Abend des 10. Mai 1933 Mitglieder von SA und Hitlerjugend, aber auch Studenten und Professoren in mehr als 70 deutschen Städten Scheiterhaufen auf, um darin „zersetzende“ Bücher „undeutscher“ Autoren zu verbrennen. Betroffen waren jüdische Autoren: Karl Marx, Heinrich Heine, Sigmund Freud, Alfred Kerr, Franz Kafka. Aber auch nichtjüdische: die Brüder Thomas und Heinrich Mann, Erich Kästner, Kurt Tucholsky und Hermann Hesse. Das Motto hieß: „Wider den undeutschen Geist“!
Es war dies der Anfang eines vorläufigen Endes einer Kulturnation. Und es war in Verbindung mit den „Nürnberger Gesetzen“ der Beginn eines Exodus von fast einem Viertel der Professoren, die als jüdisch oder als politisch unliebsam galten. In der Folge wanderten bis 1939 etwa 500.000 Intellektuelle aus Deutschland und Österreich aus, die meisten in die USA. Und von denen, die nicht auswanderten, wurden unzählige ermordet.
Und jetzt kommt Deutschlands „oberster Diplomat“, Außenminister Heiko Maas, ins Spiel. Dass er als Twitterer quantitativ bald sein Feindbild Donald Trump erreicht, lassen wir einmal außen vor. Und dass er „wegen „Auschwitz“ in die Politik gegangen sein will, hat er ausreichend bekannt gemacht. Aber dass es ihm nicht peinlich ist, die Bücherverbrennungen von 1933 hypermoralisierend zu missbrauchen, ist uns doch neu.
Nun twitterte Heiko Maas am 10. Mai: „Heute vor 87 Jahren verbrannten Studierende, ProfessorInnen und andere Nazis Bücher unliebsamer AutorInnen. Ein Wahnsinn, der nie wieder sein darf! Was auch nicht sein darf: Angriffe auf JournalistInnen und WissenschaftlerInnen, die einem nicht passen. Auch das meint #NieWieder!“
Aber, Herr Minister, ist Ihr Tweet vom 10. Mai nicht ein typisches „Haltet den Dieb“? War es nicht Maas selbst, der als Justizminister 2017 ein „Netzdurchsuchungsgesetz“ (Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken – NetzDG) auf den Weg brachte? Also eine Art Zensurgesetz?
Lassen wir das! Das Peinlichste am Maas-Tweet zur Bücherverbrennung ist, wie Deutschlands höchster Außendarsteller hier die deutsche Sprache aus (gender-)ideologischen Gründen verhunzt. Auch das ist „submissiveness“, also Unterwerfung – diesmal nicht unter eine andere Sprache, sondern unter das Gespenst der Gender-Ideologie und damit eines „rosa Marxismus“, der Europa und die USA mehr und mehr unterwandert. Was will Maas damit erreichen? Dass man ihn zur sprachlichen (Pseudo-)Avantgarde rechnet?
Das lässt kulturpolitisch Schlimmes erwarten. Immerhin gehören zum Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes (AA), dem Maas als Minister vorsteht, die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik und damit das deutsche Auslandsschulwesen mit seinen 140 Schulen. Und indirekt gehören dazu die Goethe-Institute, die in 98 Ländern der Welt unter anderem zur Förderung und Verbreitung der deutschen Sprache tätig sind und hier mit dem AA kooperieren. Die verhunzte Gender-Sprache gehört hoffentlich nicht dazu!