Tichys Einblick
Auch Konzerne machen nun auf „Gender“-Gedöns

Audi wegen „Gender-Unfug“ verklagt

„Pink-Washing“ ist angesagt, wenn sich ein Unternehmen als „diverser“ darstellen will, als es ist. Oder weil man nach wie vor die bei den hypersensiblen Grünen - von anderen gefahrenen - verhassten SUVs produziert und es deshalb mit „Green-Washing“ nicht funktioniert?

IMAGO / Sven Simon

„Die spinnen, die Römer!“ Dieser Asterix-/Obelix-Spruch des Kopfschüttelns ob der Spinnerei der stets tölpelhaften römischen Truppen hat – bei beliebig austauschbarem Subjekt der jeweils Spinnenden – längst Eingang in den Schatz deutscher Redewendungen gefunden.

Heute sagen wir einfach mal: „Die spinnen, die Konzerne!“ Warum? Weil sich immer mehr deutsche Großkonzerne den Sprachdiktaten der Gender-Ideologie unterwerfen. Klar, um als modern zu gelten. Dabei hätten die deutschen Konzerne wahrlich anderes zu tun: etwa mit den Corona-Verwerfungen fertigzuwerden und gegen die regierungsamtlich exekutierte De-Industrialisierung Deutschlands anzugehen. Nein, dazu nur ein leises Grummeln. Das war’s. Schließlich hat man ja immer noch genügend Energie (man/womanpower?), sich den ganz wichtigen Dingen zu widmen: der Gendergerechtigkeit und Geschlechtersensibilität der Konzernsprache.

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Dabei ist diese ideologische Unterwerfung unter den „pink“ Marxismus des Genderismus wahrscheinlich nichts anderes als ein Alibi oder gar ein Ablasshandel der Konzerne dafür, dass man in den eigenen Vorständen nicht genügend Frauen und „Divers-Personen“ beschäftigt, weil man nicht genügend dafür Qualifizierte gefunden hat. „Pink-Washing“ ist also angesagt, wenn sich ein Unternehmen als „diverser“ darstellen will, als es ist. Oder weil man nach wie vor die bei den hypersensiblen Grünen verhassten SUVs produziert und es deshalb mit „Green-Washing“ nicht funktioniert?

An die Spitze der Bewegung hat sich nun Audi gesetzt. Ausgerechnet das urdeutsche Unternehmen Audi, das 1899 von August Horch (1868 – 1951) gegründet und 1910 von „Horch“ in „Audi“ umbenannt bzw. übersetzt worden war. (Das lateinische Wort „audire“ heißt „hören, horchen“; „audi“ ist der Befehlsimperativ „Horch zu! Hör her!“) Audi entwickelte nun einen seit 1. März 2021 geltenden 13-seitigen Leitfaden mit dem Titel „Vorsprung beginnt im Kopf“. Man hat sich dabei für den sogenannten „Gender Gap“ entschieden, den Unterstrich: „Audianer_innen“.

Aber dem nicht genug: Der „Gender Gap“ soll auch für Pronomina verwendet werden, zum Beispiel „jede_r“ oder „der_die“. Außerdem gilt „Der Geschäftsführer“, „Der Fachmann“ oder „Der Vorstand“ als NO GO. Es soll heißen „Die Geschäftsführung“, „Die Fachkraft“ oder „Das Vorstandsmitglied“. Zudem empfiehlt Audi Partizipformen wie „Mitarbeitende“ und „Teilnehmende“ oder Relativsätze wie „Alle, die teilnehmen“.

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Audi-„Personalvorständin“ Sabine Maaßen teilte dazu mit: Gendersensible Sprache sei eine Frage des Respekts und Ausdruck einer Haltung gegen Diskriminierung und für Vielfalt. Und weiter: „Inklusion, Chancengleichheit und Gendergerechtigkeit sind uns wichtig.“ Assistiert wird Sabine Maaßen von „Diversitäts-Managerin“ Dr. Antonia Wadé: „Das Gendern kann positive Effekte haben, gerade im Employer Branding.“ Frau Wadé geht es zudem um IT-Kompatibilität: Das sei auch ein Grund, warum sich Audi für den Unterstrich entschieden habe: „In der IT ist das Sternchen häufig schon belegt“, sagt Wadé. Zudem würden Vorlese-Apps für Sehbehinderte das Sternchen mit vorlesen, statt eine kurze Pause zu machen.

Im übrigen versteht sie die Symbolik des Unterstrichs, der die männliche und die weibliche Form verbindet, so: „Männer und Frauen sind zwei Pole am Ende eines großen Spektrums. Wir reden über Tausende Möglichkeiten, nichtbinär zu sein“, also sich nicht als männlich oder weiblich zu identifizieren. Und wenn Frau Wadé so richtig in Fahrt kommt, warnt sie auch mal davor, Rückschlüsse vom Äußeren auf das zu Geschlecht ziehen: „Nur weil eine Person weibliche Attribute besitzt, muss sie sich nicht als Frau identifizieren. Was zählt, ist die eigene (wahrgenommene) geschlechtliche Identität.“ So hält sich eben auch jeder Konzern seine Hofnärr_innen. Immerhin hat es Frau Wadè, die 2017 das „LGBTIQ* Mitarbeitendennetzwerk queer@AUDI“ gegründet hatte, zur Audi-Diversitäts-Managerin gebracht.

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Alles klar bei Audi? Falls nicht, muss der Audi-Gesamtbetriebsrat assistieren: „Die Audi AG hat sich im Jahr 2017 zur Umsetzung der Charta der Vielfalt verpflichtet. Die Verpflichtungserklärung umfasst interne und externe Maßnahmen zur Sicherstellung von Diversity & Inclusion innerhalb des Unternehmens. Der Audi-Betriebsrat unterstützt diese Entwicklung.“ Bei der Entwicklung des Leitfadens arbeitete „Audi“ übrigens mit der „Prout at Work“ zusammen; das ist eine Stiftung, die LGBT*IQ-Themen am Arbeitsplatz sichtbar machen will.

Und nun das: Ein „Dr. Andreas Z.“ (Name anonymisiert) geht gegen die Audi-Genderei vor. Er will eine Unterlassung erwirken. Seine Anwälte Burkhard Benecken (Marl) und Dirk Giesen (Düsseldorf) sagen: „Unser Mandant ist in verschiedenen VW-Gremien tätig, die mit Mitarbeitern der Audi AG in ständigem Kontakt und Austausch stehen. Er ist daher von diesem Gender-Unfug direkt betroffen und hat daher das erforderliche Rechtsschutzinteresse.“ Wenn die Audi AG die Unterlassungserklärung bis zum 18. April nicht abgegeben hat, gibt es postwendend einen Antrag im einstweiligen Rechtsschutzverfahren an das Landgericht Ingolstadt. Derweil tobt es im Netz. Von Boykottaufrufen ist die Rede. „Erst die Diesel-Verarsche und jetzt das?#NieWiederAudi“ „Der Deich ist gebrochen…. der Schwachsinn nimmt unaufhörlich seinen Lauf…“ „Unbegreiflich! #Audi #Gendergaga“.

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„Audi“ ein Einzelfall? Leider nein. Vor kurzem hatten wir hier bei TE davon berichtet, dass sich die Stadt Köln mit ihrem 56 Seiten umfassenden „Gender-Leitfaden“ beim Pharmaunternehmen Boehinger dafür bedankt, dass man deren Gender-Fibel hatte nutzen bzw. abkupfern dürfen. Boehinger? Für die Entwicklung eines Impfstoffes nicht tauglich, oder noch nicht tauglich, weil man noch auf der Suche nach einem „gendersensiblen“ Impfstoff ist?

Aber es kommt noch schöner. 16 der 30 Dax-Konzerne sind jetzt auch für die Gendersprache. So ein Ergebnis einer Umfrage unter den 30 Dax-Unternehmen, die das Institut für Kommunikation und Medien der Hochschule Darmstadt zusammen mit der F.A.Z. durchgeführt hat. Insgesamt bearbeiteten 18 der 30 Unternehmen den anonymen Fragebogen: Zehn gaben an, „geschlechtergerechte Sprache“ zu verwenden, sechs planen das, zwei teilten mit, sich dagegen entschieden zu haben. Fünf der zehn Dax-Konzerne, die gendern, geben an, „wenn möglich genderneutrale Formulierungen“ zu verwenden, die anderen fünf setzen auf das Gender-Sternchen oder den Doppelpunkt zwischen der männlichen und der weiblichen Form.

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