Die ehemalige Leitende Regierungsdirektorin als Leiterin des Staatlichen Schulamtes des Main-Kinzig-Kreises, Sylvia Ruppel hatte viel über die salafistischen und fundamentalistischen Tendenzen in den Schulen zu erzählen. Ich könnte ihr und aber auch den betroffenen Lehrkräften und vielen Eltern stundenlang zuhören.
Ja, wie stellt sich die Situation in den letzten Jahren so dar? Gehen wir Schritt für Schritt in Stichpunkten das Thema mal durch:
- Die Ausreisewelle nach Syrien in den heiligen Krieg ist abgeebbt.
- Der islamistische Terror und IS-Anschläge suchen und finden neue Formen.
- Der religiöse Radikalismus zeigt Begleiterscheinungen und Folgeprobleme: schleichende Islamfeindlichkeit, verstärkter Antisemitismus, konfrontative Religionsbekundung, wachsende Intoleranz gegenüber anderen Kulturen und Religionen; auch Ressentiments und Vorurteile wachsen stetig.
- Die Konvertierung und Radikalisierung läuft auf Hochtouren: Salafisten werben aggressiv über Internet und Street-Dawa junge Menschen an.
Und was ist so in den Schulen zu beobachten?
- Fehlzeiten von Schülerinnen und Schülern vor allem bei mehrtägigen Klassenfahrten steigen
- Nach Aufenthalt im Herkunftsland: auffällige Wesensveränderungen und die Umgestaltung der Kleidung vor allem bei Mädchen
- Relativierende Äußerungen von Schülern im Zusammenhang mit terroristischen Anschlägen, wie zum Beispiel: Der Westen ist selbst schuld an der dschihadistischen Gewalt, da er nichts in Syrien unternommen hat.
- Beschimpfungen, wie „Du Jude“, sind öfters in Schulhöfen zu hören
- Aufsässigkeiten, wie die Weigerung im Geschichtsunterricht bestimmte Themen wie den Propheten Mohammed zu behandeln; die Folge: der Unterricht wird eigenmächtig verlassen
- Aggressives Auftreten männlicher Jugendlicher gegenüber Lehrerinnen
- Verweigerung des Handschlags mancher Abiturientinnen bei der Übergabe des Abiturzeugnisses durch den Schulleiter oder Klassenlehrer
- Forderungen nach der Einrichtung eines Gebetsraumes in der Schule
- Forderungen, während der Unterrichtszeiten Gebete verrichten zu können
- Kopftuchträgerinnen in der Grundschule, obwohl die Religionsmündigkeit erst ab 14 Jahren gilt
- Auch wenn nur vereinzelt sind Schülerinnen mit Niqab oder einer anderen Form der Vollverschleierung in den Schulen zu sehen
- Tragen gesonderter Kleidung beim Sportunterricht
- Nichtteilnahme von Mädchen am Schwimmunterricht, teilweise mit Vorlage von ärztlichen Attesten
- Forderung von Vätern nach einer männlichen Lehrkraft für den Unterricht von Söhnen
- Musikunterricht wird abgelehnt mit der Begründung: Musik ist unislamisch
- Versuche, Mitschülerinnen und Mitschüler zu missionieren, nehmen zu
- Verweigerung von Textinterpretationen oder Formulierungen eines in eigenen Worten zusammengefasstes Textes mit dem Wort „Gott“
- Flashmobartige Gruppengebete in den Pausenhallen oder im Atrium
- Demonstrative Waschungen in Gruppen in Schultoiletten vor der Gebetsausübung
- Immer wieder Hinweise auf das Bilderverbot im Islam
- Schon in der Grundschule verbieten manche Eltern ihren Kindern das Tanzen, Singen, Theaterspielen, die Teilnahme an Geburtstagsfeiern und Klassenfahrten
- Konflikte zwischen zwei Wertesystemen wachsen
- Fasten unter den Grundschülern wächst stetig; nicht selten treten bei diesen Kindern Kreislaufprobleme in Erscheinung
- Trauriger Höhepunkt der islamistischen Handlungen oder Äußerungen: in manchen Schulen verweigern die Schüler das Schreiben eines „Plus“-Zeichens (+) im Matheunterricht, weil es einem Kreuz ähnelt. Das Plus wird also als ein Mischmasch aus einem Plus und einem Malzeichen geschrieben.
Das alles sind Erfahrungen einer erfahrenen Schulamtsleiterin und vieler Lehrerinnen und Lehrer. In der schulischen Praxis sind die erwähnten Probleme gang und gäbe. Natürlich sind diese Probleme von Schule zu Schule unterschiedlich. Doch aus dem Blickwinkel einer Schulaufsicht ist eines klar: Die skizzierte Problematik nimmt zu.
Besonders in soziokulturellen Regionen sind die dargestellten Probleme fast täglich.Die Lehrer sind in der Regel keine Islamexperten. Wir müssen die Probleme in Schulen erkennen, ernst nehmen und möglichen Problemen auch konsequent entgegentreten. In einer Zeit, in der wir über Kruzifixe und ein Kopftuchverbot in den Schulen diskutieren, sollten alle wissen, dass es darum geht, weit mehr Probleme zu erkennen und zu lösen.
Es ist schon 20 nach 12, wenn Schüler als Berufswunsch „Dschihadist“ angeben oder im Kunstunterricht „Gotteskrieger“ zeichnen.