Kürzlich habe ich wieder über IS-Rückkehrer aus Syrien berichtet und über das Gefährdungspotenzial, die diese für unsere Demokratie bedeuten. Die gesellschaftliche Diskussion darüber ist in vollem Gange: Talkshows diskutieren, wie mit den Rückkehrern umzugehen ist, die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf ausgearbeitet, der eine juristische Grundlage für den Umgang mit den Dschihadisten legen soll und die Staatsanwaltschaft hat erste Haftbefehle ausgestellt.
Längst finden sich auf der Internetpräsenz des Landesamtes für Verfassungsschutz Baden-Württemberg Warnungen vor dem Reiseveranstalter von Pierre Vogel und Abul Baara: So könnten die angeblichen Pilgerreisen die Radikalisierung einzelner beschleunigen und dürften daher keineswegs unterschätzt werden, heißt es in einer aktuellen Einschätzung der Verfassungsschützer aus dem März dieses Jahres.
Der Verfassungsschutz von Baden-Württemberg warnt insbesondere auch davor, ebenso wie ich es schon seit Jahren häufig getan habe, dass „von Deutschland aus nur ein kleiner Ausschnitt aus den Reisen sichtbar“ sei. Die eigentliche Gefahr schlummert nicht in den Besuchen der heiligen Stätten der Muslime in Saudi-Arabien. Die Gefahr, die diese Reisen so bedrohlich und gefährlich macht, geht vielmehr von den „emotionale[n], mitreißende[n], inspirierende[n] und imanstärkende[n] [iman = Glaube] Vorträge[n]“ aus, die Bakkah-Reisen verspricht.
Für mich nichts anderes als das klare Eingeständnis der salafistischen Machenschaften und der Rekrutierung, die auf derartigen Veranstaltungen betrieben wird. Plötzlich tauchen unerwartet salafistische Prediger auf den Reisen auf, die von den Reiseleitern Pierre Vogel oder Abul Baara als Glaubensbrüder angekündigt und von den „Pilgern“ frenetisch gefeiert und verehrt werden. Diese verbreiten dann ihre Lehre über die Scharia, den Dschihad oder den rechten muslimischen Glauben und den in ihren Augen einzig-wahren Gottesdienst durch den schonungslosen Kampf gegen die Kuffar, die Ungläubigen.
Den „Gläubigen“ wird ein Islam vermittelt, der mit den Wertvorstellungen und dem Demokratieverständnis in unserem Land, in Europa und der gesamten westlichen Welt schlichtweg nicht vereinbar ist – und im Übrigen auch nicht mit dem Islamverständnis der meisten Muslime weltweit: Die Reiseleiter schüren Hass und predigen den Reiseteilnehmern von dem verheißenen Paradies, dem diese selbstverständlich näher seien als ihre muslimischen Mitbürger, die in der Disko tanzen gingen, während sie die Umrundung der Kaaba antreten.
Stattdessen gibt dieses eine Garantie an die Teilnehmer ab, die bei mir alle Alarmglocken hell aufschrillen lässt: „Am Ende Deiner Reise entlassen wir Dich in sha Allah [so Gott will] sündenfrei und mit einer geschärften Sicht auf die Dunja [das Diesseits]. Du wirst in der Lage sein, Dein Leben nachhaltig und weiterhin zu verbessern.“
Mich beängstigt diese „geschärfte Sicht“ zutiefst, denn damit kann nichts anderes gemeint sein als eine salafistisch-dschihadistische Gesinnung – eine Gesinnung, die wir in unserem Land auf keinen Fall dulden dürfen. Die Pilgerreisen von Pierre Vogel sind nichts anderes als eine Einstiegsdroge für den Salafismus.
Meine Forderung ist daher einfach und unmissverständlich: Salafismus verbieten – und damit augenblicklich auch die Aktivitäten aller salafistisch gefärbten Unternehmen. Außerdem fordere ich zum wiederholten Male straf- und steuerrechtliche Ermittlungen gegen Pierre Vogel und dessen Gesinnungsgenossen, denn ich bezweifle ausdrücklich eine ordnungsgemäße steuerliche Verrechnung der Pilgerreisen, wie sie vom Chef-Salafisten der deutschen Szene mitangeboten werden.
Geben wir den Salafisten nicht die Chance, noch mehr Gutgläubige in die Fänge von IS und Co. zu ziehen, denn sonst werden die Diskussionen über den Umgang mit Rückkehrern, Gefährdern und IS-Terroristen nie enden. Noch haben wir die Chance, weiteres Unheil zu verhindern. Lassen wir sie nicht verstreichen!