Tichys Einblick
Cancel Culture

Was Maccabi Haifa und Winnetou gemeinsam haben

Auf den ersten Blick scheinen Karl Mays Romanfigur Winnetou und der israelische Fußballverein Maccabi Haifa nichts gemein zu haben. Und doch wurden beide in der vergangenen Woche Opfer der berühmt-berüchtigten Cancel Culture – wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise.

Unverblümte Wahrheit hat gerade keine Hochkonjunktur. Dabei sollte es doch eigentlich anders sein. Die Wahrheit sollte das Maß aller Dinge sein. Die Wahrheit, die aus dem Sein erwächst, sollte Leitlinie allen Handelns sein.

Und doch wird sie verdreht, verfälscht, geframt, ins „rechte Licht“ gerückt. Eine Entwicklung, die unserer Gesellschaft langfristig nur schaden kann.

Ins Abseits gespielt
Katars schmutziger Geldsegen an Ahr und Mosel
Auf den ersten Blick scheinen Karl Mays Romanfigur Winnetou und der israelische Fußballverein Maccabi Haifa nichts gemein zu haben. Und doch wurden beide in der vergangenen Woche Opfer der berühmt-berüchtigten „Cancel Culture“ – wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise.

Am Donnerstag wurde in Istanbul die Zusammenstellung der 32 Teams der Gruppenphase der UEFA Champions League ausgelost. 32 Teams in acht Gruppen – also vier Teams pro Gruppe. Soweit: alles wie gewohnt.

Anders aber, wenn man dem katarischen Sender beIN Sports glaubt: Wer hier den Twitter-Ablegern des Senders für den Nahen Osten und Nordafrika folgt, traute wohl seinen Augen nicht. Gruppe H, die letzte Gruppe, muss einem arabisch-sprachigen Twitter-Post des Senders auf diesen Kanälen zur Folge mit drei Teams auskommen: Paris Saint-Germain, Juventus Turin und Benfica Lissabon.

Die Wahrheit, die der Sender auf seinen anderen Twitter-Kanälen auch unverblümt preisgibt, ist aber eine andere: Der vierte Gruppengegner ist der israelische Meister Maccabi Haifa. Ein israelisches Team in der Champions League? Das wollte der katarische TV-Sender auf seinen arabisch-sprachigen Twitter-Kanälen wohl lieber verschweigen.

Katar unterhält keinerlei diplomatische Beziehungen zu Israel. Ganz im Gegenteil: Der Wüstenstaat unterstützt die Feinde Israels finanziell. Katar ist einer der größten Geldgeber des internationalen, radikal-islamistischen Terrorismus weltweit.

Qatar Airways sponsert FC Bayern
Beschämende Doppelmoral bei Bayern München: Terrorfinancier Katar als Sponsoringpartner
Hier zeigt Katar sein wahres Gesicht, dass es so lange hinter funkelnden Stadien, großzügigen Geldgeschenken an Fußballverbände und Sportvereine sowie einer oberflächlich weltoffenen Fassade zu verbergen versuchte: Alles, was dem Regime nicht passt, muss aus dem Bild getilgt werden. Egal, ob es sich hierbei um die sklavenähnlichen Bedingungen für Arbeitsmigranten, die Situation bezüglich der Durchsetzung der Frauenrechte in Katar oder eben die Teilnahme eines israelischen Fußballclubs an der Königsklasse des europäischen Fußballs handelt. Nichts soll das funkelnde Bild des steinreichen Öl-Scheichs stören. Was nicht passt, muss weg. Wird totgeschwiegen.

Ein ganz ähnliches Schicksal ereilte jetzt auch den deutschen Autor Karl May. Einst hochgelobt und gefeiert für seine Abenteuerromane um Winnetou und Old Shatterhand wird auch er nun das Opfer einer falsch verstandenen Toleranz und erbarmungsloser Cancel Culture. Winnetou, der große Häuptling der Apachen, der Old Shatterhand als seinen Blutsbruder aufnahm und Seite an Seite mit dem weißen Landvermesser kämpfte, am Ende sogar dessen christlichen Glauben annahm, war ein Vorreiter für eine Freundschaft, die keine Grenzen kennt.

Wenn nichts mehr harmlos ist
An Winnetous Seite kämpfen
110 Jahre nach dem Tod des Erfolgsautors Karl May entzündet sich eine Debatte an der Figur Winnetous: Nachdem im Kino der Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ angelaufen ist, wollte der Ravensburger Verlag zwei Bücher auf den Markt bringen, zog diese dann aber zurück, als ihm klar wurde, „dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“.

Der Vorwurf lautet: kulturelle Aneignung. Der Kinderfilm, argumentieren die Kritiker, bestärke Klischees, die nicht der Wahrheit über die amerikanischen Ureinwohner entsprächen. Und sie treten einen Shitstorm los. Im Namen der „wokeness“ und „awareness“ müsse man Winnetou ablehnen, einige fordern sogar ein Verbot. Und Ravensburger knickt ein. Die ARD folgt: Winnetou werde nicht mehr ausgestrahlt.

Augenscheinlich passen der israelische Fußballmeister Maccabi Haifa und der Häuptling der Apachen doch zusammen: Beide sind Opfer einer politisch motivierten Agenda. Beide passen nicht ins Bild und müssen daher verschwinden.

Aber dürfen wir uns das einfach so gefallen lassen? Ich sage: nein. Freiheiten sind unbequem. Freiheiten müssen immer wieder neu erkämpft werden. Aber zur Freiheit gehört eben auch, das ganze Bild zu sehen. Und präsentiert zu bekommen. Zur Freiheit gehört auch, unbequeme Wahrheiten auszuhalten – auch wenn sie nicht dem Bild der herrschenden Elite, der politischen Machthaber oder des „aufgeklärten, wachsamen Mainstreams“ entsprechen.

Absurde Woke-Verirrungen
Als Winnetou gecancelt wurde
Wir dürfen uns nicht täuschen lassen. Und wir müssen bereit sein, unsere Freiheit zu verteidigen. Konkret im Fall Katar: Weiterhin fordere ich einen Boykott der Fußball-WM dieses Jahr. Und alle westlichen Vereine und Verbände, denen an der Freiheit und der Demokratie gelegen ist, müssen jede Kooperation mit dem Wüstenstaat beenden – allen voran der FC Bayern München. Und im Fall Winnetou: Bücher überdauern wokeness und können gekauft, gelesen, verliehen, verbreitet und vervielfältigt werden. Und auch manch eine VHS-Kasette soll noch abspielbar sein.

Liebe Freundinnen und Freunde, lassen wir uns die Freiheit nicht nehmen. Guido Westerwelle sagte einmal: „Freiheit hat mal bessere Konjunktur und mal schlechtere Konjunktur.“ Gerade scheint die Konjunktur schlecht. Und gerade jetzt ist es unser Auftrag, unsere Verpflichtung, uns auf die Seite der Freiheit zu schlagen – gegen alle Widerstände und Anfeindungen.

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