Die meisten Moslems sind harmlos. Der Islam aber ist es nicht. Was die meisten Deutschen nicht daran hindert, ihn zu verharmlosen. Warum islamistische Terroristen nicht „gottlos“ sind, auch wenn diese Behauptung auf dem „Integrationsgipfel“ im Kanzleramt gut ankam.
I.
Die Pfarrerstochter sprach auf dem Integrationsgipfel von „gottlosen“ IS-Terroristen. Klingt irgendwie richtig, ist aber falsch. Gottesglaube hat diese Terroristen motiviert. Es mag nicht der Gott der Pfarrerstochter sein, aber es ist ein Gott. Es wäre nicht weiter erwähnenswert, folgte die Pfarrerstochter nicht einem der zentralen Denkgebote der „anständigen“ Deutschen. Danach haben Islamisten und gewöhnliche Muslime nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun. Deshalb müssen die Bösen gedanklich aus ihrer Religion entfernt, zu Gottlosen erklärt werden.
Mit ihrer Naivität – oder sollte man besser sagen: Religionspropaganda – würde die Pfarrerstochter nicht mal mehr als Sachbearbeiterin des römischen Großinquisitors Müller in Frage kommen.
Nach Pfarrerstochterlogik ist gottlos gleich böse. Das ist erstens Unsinn, zweitens eine Beleidigung von Milliarden friedfertiger, moralischen Maßstäben folgender Nichtgläubiger. Nicht wenige sind aus Gottesstaaten geflohen. Viele haben sich auch vom Islam gelöst, sind ihrer Religion entkommen. Das ist bewundernswert und mutig. Willkommen!
II.
Der Islam, nicht bloß der Islamismus, teilt die Menschheit in zwei Klassen. Nicht etwa nur in Anhänger des Propheten und in Andersgläubige, sondern schlicht in Gläubige und Ungläubige. Aus dieser Einstellung wächst die Verachtung der westlichen Kultur. Auch Muslime, die Ungläubige nicht umbringen wollen (wie es eine oft zitierte Sure des Koran empfiehlt) folgen einem unerträglichen Menschenbild.
Die Verachtung von Andersgläubigen ist leider keine Erfindung des Islam. Sie ist das Elend der monotheistischen Weltreligionen. Wer nur den einen, eigenen Gott akzeptieren kann, hält den Gott der anderen für eine Beleidigung des eigenen, einzigen Gottes. Er kann die fremde Religion bestenfalls tolerieren, aber nicht als gleichwertig anerkennen. Kommen die Ungläubigen überhaupt in den Himmel? Oder sollte man ihnen nicht besser gleich auf Erden die Hölle machen?
In monotheistischen Religionen wurden und werden auch Glaubensbrüder- und Schwestern verfolgt, die nicht etwa einen anderen Gott anbeten, sondern bloß einer anderen Richtung angehören. Der Dreißigjährige Krieg war für die Christen das, was heute der Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten ist.
III.
Tatsächlich haben die gottesfürchtigen Terroristen und alle anderen Muslime nur eines gemeinsam: Ihren Glauben. Wer glaubt, mit der Entwaffnung der Islamisten (dessen Führer sich nicht grundlos Kalif nennen lässt) seien Frieden und Fortschritt gesichert, hat nichts verstanden. Die Religion ist das Problem.
Arabiens größter Dichter, der im Pariser Exil lebende Syrer Adonis brachte es bereits vor einem Jahr so auf den Punkt: „Gesellschaften, die sich auf ein religiöses Menschenbild und eine religiöse Weltsicht gründen, können nicht modern sein.“ Die von den Ölmilliarden ausgelöste arabische Moderne war demnach nur ein Schein, nur eine „Nachahmung des westlichen Lebens“, also eine Mode. Dies ist das Elend des Islam. Er ist in absehbarer Frist nicht modernisierbar.
Das Christentum hat einige hundert Jahre dazu gebraucht. Die europäische Moderne begann mit der Trennung von Staat und Kirche und mit der Befreiung des Individuums aus den Fesseln der Religion. Das Christentum hat es geschafft, sich mit der humanistischen Freiheitsbewegung zu versöhnen. Gerade weil der Mensch „Ebenbild Gottes“ ist, stehen Würde und Freiheit an erster Stelle. Atheisten würden hinzufügen: Logisch, denn schließlich hat der Mensch die Götter geschaffen, nicht Gott die Menschen. Gute wie böse Götter. Gute wie böse Menschen. Auch dies steht jedem frei.
Von Laizismus und Aufklärung ist der Islam nicht nur im islamistischen Gottesstaat, sondern überall, in so gut wie allen Moscheen weit entfernt. Viele Muslime, vielleicht sogar die meisten, die in Europa leben, haben sich von islamischen Glaubensgrundsätzen verabschiedet und halten nur noch an Ritualen fest. Dass dem Islam die Gläubigen stillschweigend entschwinden, mag eine Hoffnung sein. Reformen ersetzen kann es nicht.
IV.
Der Islam lässt sich politisch in Schach halten, aber nicht zähmen. Viele Diktatoren im Orient haben es versucht. Der Westen hat sich dummerweise meist auf die Seite der Religiösen geschlagen. In Afghanistan gegen die Sowjetunion. Im Irak gegen Saddam Hussein. Die Kriege gegen nichtreligiöse Despoten haben das aktuelle Elend ausgelöst, den islamistischen Terror nach Kräften befeuert. Der Grundirrtum: Demokratie nach westlichem Muster könne den Orient befreien. Ein Kinderglauben! Demokratie und Islam sind schwer miteinander vereinbar. Der „arabische Frühling“ hat es bewiesen. Wer Demokratie im Orient will, muss zuerst den Islam politisch entschärfen, nicht nur die Islamisten. Der Islam ist nicht unschuldig, sagt auch die deutsch-türkische Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek. Und fügt hinzu: „Der Koran ist ein rauchender Colt.“
V.
Anders als in Frankreich, steht Religion in Deutschland quasi unter Naturschutz. Es wäre vermutlich grundgesetzwidrig, die Einwanderer mit der Gretchenfrage zu empfangen. Wie hältst du´s mit der Religion? Es sollte aber die entscheidende Frage sein. Sie gibt Auskunft über die Integrationsfähigkeit des Ankömmlings.
Verletze ich gerade die Religionsfreiheit? Nein. Jeder darf glauben, was er will. Solange er nicht Würde und Freiheit anderer verletzt – und sei es die der eigenen Tochter. Jede Religion, die ein eigenes, ganz oder teilweise inhumanes Wertesystem für sich beansprucht, stellt sich außerhalb des europäischen Wertesystems.
VI.
Hier meine persönliche Antwort auf die Gretchenfrage:
Ich glaube an die Kraft der Vernunft.
Erstes Gebot: Dummheit ist Gotteslästerung.
Stoßgebet 1: Lieber Gott, bewahre uns vor der Idiotie der Gläubigen!
Stoßgebet 2: Lieber Gott, gib der Pfarrerstochter ihren Verstand zurück!
Wolfgang Herles: “Die Gefallsüchtigen – Gegen Konformismus in den Medien und Populismus in der Politik” >>>