Tichys Einblick
Klima-Zitroniker besoffen von sich selbst

Die neuen Götter schlagen eine Brücke

Ein gerechteres Klima, ja, bitte, sorgt dafür, ihr neuen Alleskönner! Aber das ist ja nicht gemeint. Gemeint ist das Gegenteil. Gemeint ist nicht Gerechtigkeit für Menschen, sondern stabile Wohnverhältnisse für Gaia, der personifizierten Mutter Erde.

Die Koalitionäre betreten die Bühne. Noch haben sie nichts geleistet, nichts gestemmt. Sie kündigen nur an. Aber wie! Darin sind sie bereits Weltmeister.

I.

Gott, mit welchen Worten der Bürger gemästet wird! Fetter geht es nicht. Schon beim ersten Hören sind Verdauungspillen indiziert. „Jahrzehnt der Erneuerung“, „Entfesselung“, „Transformation“, „Aufbruch und Fortschritt“, „Sicherheit durch Wandel“, „das alles „kann weit tragen“ (Habeck). Na dann. Es klingt, als hätten die künftigen Koalitionäre gerade die Politik neu erfunden, die Republik noch einmal gegründet, der Vernunft endlich den Weg gebahnt. In Wahrheit haben sie sich nur aus einem in weiten Teilen dysfunktionalen Staat – von den Beteiligten in unterschiedlichen Anteilen mitverschuldet – in ein Traumland hinein gebeamt. Fürwahr „ein großer Schritt“. Den Koalitionären röten nicht nur die eigenen Ambitionen und der dazu angesagte Optimismus die Gesichter. Sie sind, sagen wir es in der einfachen Sprache der Bürger, besoffen von sich selbst. Die neuen Götter sonnen sich in Selbstanbetung.

II.

Was also, bitte, soll eine „klimagerechte Gesellschaft“ (Baerbock) sein? Was eine gerechte Gesellschaft ist, wäre leichter zu beantworten. Nämlich etwas deutlich anderes als das, was wir kennen. Aber damit wollen sich die neuen Götter nicht begnügen. Klimagerecht soll sie sein, die Gesellschaft. Gibt es ein gerechtes Klima? Ich habe es schon immer ungerecht empfunden, dass in diesem Land zu allem Überdruss nicht nur die Politik versagt, sondern auch noch das Klima. Warum werden ausgerechnet Italiener oder Türken mit mediterranem Klima bevorzugt! Ein gerechteres Klima, ja, bitte, sorgt dafür, ihr neuen Alleskönner! Aber das ist ja nicht gemeint. Gemeint ist das Gegenteil. Gemeint ist nicht Gerechtigkeit für Menschen, sondern stabile Wohnverhältnisse für Gaia, der personifizierten Mutter Erde. Das genau ist der Irrsinn – wir sollen dem Klima unterworfen werden, als sei es der Sonnengott persönlich. Und die da in seinem Namen großmäulig zu regieren drohen, tun, als seien sie seine Propheten. Natürlich ist die „klimagerechte Gesellschaft“ nur eine idiotische Floskel, die man schon jetzt nicht mehr hören mag, und die einem einzigen Zweck dient: den Bürger klein zu halten. Lindner soll an seiner Floskel vom „Liberalisierungsschub“ ersticken, solange er solchen Quatsch mitträgt, der zu mehr Klimadiktatur führt, nicht zu mehr Freiheit!

III.

„Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn‘ als euch Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Tor.“
Goethe, Prometheus

IV.

Wagen wir eine Prognose aus dem Geist der „neuen Phantasie“ (Lindner). Die aufgeblasenen Floskeln sollen den Wählern den Mund wässern. Funktioniert ja schon. Die Umfragen signalisieren große Zustimmung zur Ampel. Herr Scholz, dessen verödender Missbrauch deutscher Sprache schon jetzt unerträglich ist, wird eine Weihnachtsansprache halten, die so abgenutzt klingen wird, als wär’s seine zehnte. Die jungen Sozis und die jungen Grünen und überhaupt die rotgrünen Linken, werden ihre vom Hass auf diese Gesellschaft befeuerten faschistoiden Reflexe bald von der Leine lassen. Und Herr Lindner wird nach prachtvoll klingenden Formulierungen suchen, warum der unlängst noch bejubelte „Möglichkeitsraum“ nicht größer ist als eine Gummizelle.

V.

Die Götter „lachen laut“ (Regieanweisung Richard Wagner) und beschreiten die Regenbogenbrücke, die hinauf führt ins neuerbaute Walhall, finanziert mit dem geraubten Gold der Nibelungen. Lug und Trug. Das Orchester dröhnt triumphal aus allen Rohren. Tatatatamm, tatatatamm, tatatatamm. Jetzt mischen sich die Rheintöchter aus der Tiefe ein, gießen Wasser in den berauschenden Wein. „`Falsch und feig ist, was dort oben sich freut.´ Bis alle Götter auf der Brücke der Burg zuschreiten, fällt der Vorhang.“ Das Rheingold ist bekanntlich nur der Vorabend des vierteiligen Bühnenfestspiels. Wie die Geschichte am vierten Abend, der Götterdämmerung, ausgehen wird, ist kein Geheimnis. Aber so weit sind wir noch nicht.

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