Tichys Einblick
Klimabewegung und Antikapitalismus

Müssen wir eine Grüne Armee Fraktion (GAF) fürchten?

Die APO vor 50 Jahren entstand aus dem Konflikt der Jugend mit der „Nazigeneration“. Auch heute wieder ein Generationenkonflikt: Jugendliche „Aktivisten” machen ihre Eltern und Großeltern für die Erderwärmung verantwortlich. Ein Forscher sieht schon Ansätze einer „Grünen Armee Fraktion“ (GAF).

Während die meisten Bundesbürger ihre Heizung nicht mehr bezahlen können und sich vor dem Blackout fürchten, haben andere mit sektenhaftem Fanatismus nur den Untergang der Welt im Blick. Mit blindem Eifer bekämpfen sie das moderne Leben und das Wohlergehen der Menschen. Mit allen Mitteln. Psychoterror auf den Straßen. Es ist nur noch ein kleiner Schritt bis zum wahren Terror.

I.

PETA (People for the Ethical Treatment of Animals), mit mehr als fünf Millionen Unterstützern die weltweit größte und extrem radikale Tierrechtsorganisation, hat allen Ernstes ein Sex-Verbot für alle Fleisch essenden Männer gefordert. Das ist so komisch, dass man es für Satire halten könnte; ist es aber nicht. Kranke Hirne sind von Menschenhass erfüllt. Sie sind nur ein kleiner Teil einer weltweit wachsenden, zunehmend bedrohlichen Bewegung von Öko-„Aktivisten”.

II.

Der Regensburger Extremismusforscher Alexander Straßner fühlt sich durch die Aktionen von Extinction Rebellion, Ende Gelände oder Last Generation an die Anfänge der Terrororganisation RAF (Rote Armee Fraktion) erinnert, die von 1970 bis 1993 Anschläge verübte. Die Baader-Meinhof-Bande und ihre Komplizen fielen damals ja auch nicht vom Himmel, sondern radikalisierten sich Schritt für Schritt aus der APO-Studentenbewegung heraus. Vielen genügten die Proteste nicht und sie versuchten, ihre Ziele auf anderen Wegen zu verwirklichen. Ein Teil machte sich auf den Marsch durch die Institutionen. Das geschieht heute wieder. Manche Aktivisten nutzen dazu die Partei der Grünen und die NGOs. Andere werden vermutlich militant. Mit der Radikalisierung extremistischer Klima- und Umweltschützer ist zu rechnen. Blockaden von Straßen und Kraftwerken sind nur der Anfang. Die nächste Stufe der Eskalation ist das Abtauchen krimineller Aktivisten in die Illegalität. Damals reagierten die Mitglieder der sich formierenden RAF bei Festnahmeversuchen mit bewaffnetem Widerstand. Schon bald kam es zu Todesopfern auf beiden Seiten. Brandstiftungen. Banküberfälle, dann Bombenanschläge gegen den, wie es hieß, militärisch-industriellen Komplex, auf Polizeistationen, Militäreinrichtungen, die Justiz und den Springer-Verlag. Schließlich Geiselnahmen und Morde an Repräsentanten der Wirtschaft und des verhassten Staates. 33 Morde und rund 200 Verletzte waren am Ende die Bilanz. Auch 27 Täter überlebten den Terror nicht. Es gab insgesamt nicht mehr als 60 bis 80 Terroristen, aber sie versetzten die ganze Republik in Schrecken.

III.

Ein Ausgangspunkt der gesamten Protestbewegung war vor 50 Jahren die unverarbeitete Vergangenheit der „Nazigeneration“. Auch heute ist wieder ein Generationenkonflikt zu beobachten. Nach Ansicht der jugendlichen „Aktivisten” haben die Generationen ihrer Eltern und Großeltern die Erderwärmung auf dem Gewissen und bedrohen die Zukunft des Planeten. Damals wie heute sind die Rebellen militante Gegner des Kapitalismus. Wer die Welt retten zu müssen glaubt, kann keine Rücksicht auf Demokratie nehmen. Er stellt die Lebensweise grundsätzlich in Frage. Vergleichbar wäre auch die internationale Vernetzung des Klima-Terrors. So wie sich damals die RAF als Teil des internationalen Antiimperialismus verstand und mit Palästinensern, Guerillatruppen Südamerikas und den italienischen Brigate Rosse kooperierte, so sind auch die zunehmend militanten Klimaaktivisten global vernetzt.

IV.

Die Verbrechen der RAF hätten nicht begangen werden können ohne ein breites Sympathisantenumfeld. Auch dies wäre bei den Klimaextremisten der Fall. Es ist die größte Gefahr. Die ökologisch motivierten Gegner unseres Gesellschaftssystems sehen sich nicht nur im Besitz der absoluten Wahrheit, sondern auch als Speerspitze des Fortschritts, eingebettet in den Mainstream der Achtsamen und Besorgten. Die Sympathien, glauben sie, sind bereits auf ihrer Seite, es komme nur noch darauf an, die Eskalation in die Gewalt als unvermeidlich zu propagieren. Die Radikalisierung kommt einher mit Realitätsverlust. Denn damals wie heute herrscht keine vorrevolutionäre Situation. Angesichts der Energiekrise rückt die Klimahysterie eher in den Hintergrund. Erst kommt die Sorge um das eigene Überleben, dann die vermeintlich höhere Moral.

V.

Noch sind die Führungsfiguren nicht zu erkennen, um die herum sich wie einst um Baader, Ensslin, Meinhof, Mahler die neue GAF bildet. Vermutlich ist das nur eine Frage der Zeit. Ein wichtiger Unterschied zu damals: die Milde des Staates, der dazu neigt, die Gefahr des Umweltterrorismus zu unterschätzen und den anschwellenden Aktivismus selbst mit klammheimlicher Sympathie und verheerenden politischen Entscheidungen begleitet. Der Menschenfeindlichkeit der Klimabewegung setzt die Politik keinen entschiedenen Widerstand entgegen. Deindustrialisierung, Ernteeinbußen, Nahrungsmittelmangel: Schon heute zeigen sich weltweit dramatische Folgen. Aber der Klimabewegung ist das alles noch nicht genug. Wird der Staat bei einer zunehmenden Radikalisierung die nötige Härte aufbringen?

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