Tichys Einblick
Eine Kampagne für Merkels Kandidatin

Fasten mit AKK – Die neue Diät im Test

Gleich zweimal, es kann kein Versehen sein, serviert AKK eine Falschaussage, der weder Slomka noch Illner nachhakend widersprechen. Sie behauptet frank und frei, in Deutschland würden die Wähler bestimmen, wer Kanzler/in wird.

Kaum hat, Tage später als ihre Konkurrenten, die Kandidatin AKK ihr Restaurant geöffnet, schon entkommt man auf dem Bildschirm ihrer Schonkost nicht mehr. Sie allein tischt auf. Und schon stochern wir auf dem Teller herum.

I.

Die öffentlich-rechtlichen Merkelmedien starten eine regelrechte Kampagne. Illner, Tagesthemen, heutejournal. AKK ist unausweichlich. Marietta Slomka, für ihre Schärfe beim Verkosten von Politikergeschwätz bekannt, lächelt die Kandidatin an, als wär´s die beste Freundin. Ihre sieben Fragen erklingen im Wir-Mädels-müssen-zusammenhalten-Ton. AKK darf sich eingangs über Trump mokieren und abschließend über Seehofer. Bleiben fünf Fragen zur Sache. Wer´s nicht glaubt, vergleiche das heutejournal mit den Tagesthemen vom selben Donnerstag. Der immer nette Herr Zamperoni ist diesmal deutlich zupackender als die Greta Garbo vom Lerchenberg. Immerhin neun Fragen zur Sache. Und sofort wirkt AKK deutlich defensiver, verschwurbelter, unsicherer.

II.

Gleich zweimal, es kann kein Versehen sein, serviert AKK eine Falschaussage, der weder Slomka noch Illner nachhakend widersprechen. Sie behauptet frank und frei, in Deutschland würden die Wähler bestimmen, wer Kanzler/in wird. Wo leben Sie denn! Kanzler werden allein vom Bundestag nach in der Regel langwierigen Koalitionsverhandlungen gewählt. Die sozialdemokratischen Kanzler der Bundesrepublik waren niemals Spitzenkandidaten der stärksten Partei. Die falsche Behauptung AKKs dient einem durchschaubaren Zweck. Sie will davon ablenken, dass es jetzt tatsächlich um die Nachfolge Merkels geht, auch im Kanzleramt. Sie will ihren Ehrgeiz relativieren.

III.

Aber genau das, kann ihr nicht gelingen. Wo keine Substanz zu erkennen ist und keine Leidenschaft, bleibt der Ehrgeiz umso deutlicher sichtbar einziges Motiv. In allen ihr freundlich bereiteten TV-Auftritten leiert sie gestanzte, eingeübte Sätze herunter. In hohem Tempo, fast fehlerfrei, seltsam betonungsarm, farblos wie Tesafilm. Da klebt zusammen, was nun irgendwie zusammengeklebt werden muss. Zu Merkels Politik stehen und sich zugleich von ihr distanzieren. Eine Pflichtübung. Von Erneuerung schwadronieren, bei der sich nichts ändern soll. Schließlich ist „diese CDU, meine CDU, eine großartige, eine starke Partei“ (AKK auf der Pressekonferenz). Dann muss sie auch nicht wieder groß gemacht werden. Nicht von AKK.

IV.

Wenn andererseits die „bleierne Zeit“ (AKK-Presskonferenz) zu Ende gehen soll, genügt es nicht, ein bisschen mehr Debatte zu versprechen. Und zwar „nicht nachlaufend“ – ein Lieblingsausdruck im Technokratenslang der AKK. Würde sie sich verständlich ausdrücken wollen oder können, müsste sie z.B. formulieren, erst wird diskutiert, dann entschieden. Und die Entscheidung steht nicht schon vorher fest. Aber AKK eiert sprachlich immer dann, wenn sie den Aufbruch nur wie eine Flasche Ketchup neben den faden Fraß stellt, von dem man keinen Bissen mehr hinunter bekommt. Das einzige, was da nachläuft, ist AKK, und zwar ihrer bewunderten Chefin wie zugleich den Mindestanforderungen an eine Nachfolgekandidatin.

V.

Ich habe AKK-Interviews in einem Medienwissenschafts-Seminar an der TU Berlin vorgespielt. Keine einzige Studentin war der Ansicht, AKK habe sich als neue Kraft präsentiert. Beeindruckt von Sachkenntnis oder Charme oder Sympathie oder Lebendigkeit oder Konzeption oder irgend einer anderen Stärke der Kandidatin war niemand. Der neue Klassennerd. Eine Frau ohne Eigenschaften. Die fadeste Versuchung, seit es CDU-Vorsitzende gibt.

VI.

Schon nach einer Woche öffentlich-rechtlicher Promotion (von der die anderen Kandidaten nur träumen können), wirkt AKK ermüdend. Schon jetzt nicht mehr frisch, sondern bestenfalls routiniert, oder sagen wir es deutlicher: abgenutzt. Doch täuschen wir uns nicht. Womöglich ist die Schonkost der AKK am Ende das, was die Delegierten wählen. Eine politisch und intellektuell derart ausgezehrte und systematisch ausgehungerte Partei verträgt nur noch Diät. AKK – Annegrets Kalorienarme Kost.


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