Der Wir-schaffen-das-Slogan taugt nur noch für Satire. Also muss ein neuer her. Und eins, zwei, drei, da ist der schon, ausgesprochen auf der ersten Unionsfraktionssitzung nach der Sommerpause: „Wer, wenn nicht wir“.
I.
Wir ungläubigen Katholiken glauben – mit Guiseppe Verdi – an die Macht des Schicksals. Der Mensch kann sich nur wappnen, das eine oder andere regulieren, vernünftig auf Entwicklungen reagieren, möglichst große Spielräume schaffen und sich Optionen offen halten, so lange es geht. Das ist der Sinn guten Regierens und demokratischer Politik. Wenn möglichst viele Bürger möglichst zufrieden sind, dann ist diese Politik erfolgreich. Deshalb muss sie bürgernah verfasst sein.
II.
Wozu die lange Rede? Weil die Deutschen sich von einer Frau regieren lassen, die nichts weniger in Aussicht stellt als die Welterlösung. Die nicht an den Herausforderungen ihres Landes arbeitet, so gut es irgendwie geht, sondern von einer Menschheitsherausforderung schwadroniert, sich dem Weltklima verpflichtet fühlt und deshalb glaubt, den Weltwillen zu vertreten. Da kann sie keine Rücksicht nehmen auf die schalen Interessen ihrer Wähler.
III.
Der Wille zur Weltherrschaft ist nicht neu und noch nicht sehr alt. Es gab die Zeit der großen totalitären Kräfte, der Herrenmenschen und der Kommunisten. Die hielten alles für planbar. Alles für beherrschbar. Dazu brauchte man nur einen Plan und eine Herrschaft. „Kommunismus – das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes“, meinte Lenin.
IV.
Das mit der Elektrifizierung des ganzen Landes mit Ökostrom findet Merkel auch großartig. Und auch der Nationalismus in ihr ist nicht zu übersehen. Am deutschen Wesen soll wieder einmal die Welt genesen. Wir schaffen das. Es ist die Greta-Mentalität. Es ist die Denkart der Sozialingenieure, die Leben mit Mindestrente verwechseln. Die Weltkanzlerin ist selbstverständlich weder Nationalsozialistin noch Kommunistin. Und doch hallen in dieser späten deutschen Idealistin und Protestantin die totalitären Ideologien nach, wenn auch in geschwächter, verdünnter, moralisch einwandfreier Form. Sie glaubt an die Beherrschung der menschlichen Natur und hält das für Vernunft. Was vernünftig ist, entscheidet sie.
V.
Wer, wenn nicht wir, ruft sie uns Kleinmütigen zu, die nicht glauben können, dass unser bescheidenes Land die Welt von ihren größten Übeln erlösen könnte. Wenn wir nur ernsthaft damit beginnen, wird uns die Menschheit folgen wie das auserwählte Volk dem Moses, der uns seine Verbotstafeln um die Ohren haut, weil wir immer noch um das Goldene Kalb unseres Wohlstands tanzen, wo doch Verzicht und Askese angesagt wären. Wir stellen den Moses von heute, Merkel heißt er.
VI.
Wer, wenn nicht wir, sollen kapieren, dass wir durch die Wüste ziehen müssen, ehe wir das Gelobte Land erreichen. Es wird schon was vom Himmel fallen, irgend ein Manna. Glauben wir endlich an uns. So wie Merkel an sich. Richtig emotional soll sie drauf gewesen sein, als sie zum ersten Mal das neue Mantra sprach: Wer, wenn nicht wir.
VII.
Fangen wir endlich damit an. Jeden Tag kommen neue Verbote ins Gespräch. Plastikbeutel sind nur ein lächerlicher Anfang. Weiter geht es mit Luftballons, Ölheizungen, Flugreisen, Kreuzfahrten, Sonntagsbraten, Geländewagen, alle Verbrennungsmotoren, oder dem Verbot nach Berlin zu ziehen. Gehört alles verboten. Warum nicht auch Bargeld, Bratwürste, Straßenlaternen und Kinder. Auch über ein Verbot von Sport sollten wir endlich nachdenken. Sport steigert die klimaschädliche Atemtätigkeit. Weniger Bewegung ließe sich durch weniger Essen rechtfertigen – zwei Fliegen auf einen Schlag. Wer, wenn nicht wir.
VIII.
Man könnte natürlich auch Parteien verbieten, die sich weigern, notwendige Verbote zu beschließen. Wären die Deutschen nur hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und schnell wie Windhunde; es müsste uns nicht bange sein um die Zukunft der Welt. Wer, wenn nicht wir. Und wenn es nicht klappt? Am Scheitern der DDR waren ja nicht die Kommunisten schuld, sondern die menschlichen Schwächen. Wir Deutschen wissen das. Wer, wenn nicht wir.