Auf welchem Fernsehkanal ich der Frau zuhörte, wer und was genau sie ist, ist nicht maßgeblich. Die um die 40 Jahre alte Zeitgenossin beantwortete Fragen des etwa gleichaltrigen Journalisten, der sie als Psychologin für ich weiß nicht mehr was begrüßte. Dass ich trotzdem nicht gleich wegzappte, lag nur an der Tasse glühend heißen Tees in der einen und eines von der Nachbarin selbstgemachten Kekses in der anderen Hand. Wie gut, denn die Frau sprach schon einmal kein Fachchinesisch und kam so ganz ohne Expertengehabe daher, als eine wie du und ich.
Der Journalist wollte wissen, was gegen die „Impfgegner“ zu tun wäre. Was folgte, war aber, was der Fragesteller und seine ganze Zunft – ebenso auftragsgemäß wie unjournalistisch – chronisch verabsäumen, nämlich eine sachliche Erklärung, warum „Impfgegner“, „Impfverweigerer“, „Impfskeptiker“, „Impfkritiker“ und so weiter nicht in den einen Topf und Befürworter des Impfens alter wie neuer Art in den anderen Topf geworfen werden dürfen. Die Frau leistete, was die Mandarine und Eunuchen der Herrschaftsklasse von Politik, Medien und Interessensorganisationen streng vermeiden: Vernunft und menschliches Maß.
Die Motive der einzelnen, „Impfverweigerer“ Genannten, seien wie jene der einzelnen „Geimpften“ viel zu verschieden, sagte die kundige Zeitgenossin, um sie in jene zwei Gruppen teilen zu dürfen (in welche – das sage jetzt ich – die Herrschaftsklasse die Gesellschaft spaltet, um immer noch mehr Druck auf die nicht „Geimpften“ auszuüben). Beileibe nicht alle oder auch nur die meisten „Geimpften“ seien „geimpft“, weil sie auf die von der Herrschaftsklasse versprochene Wirkung der neuartigen „Impfung“ vertrauten, sondern hätten sich aus unterschiedlichsten – ganz anderen – Gründen „impfen“ lassen.
Am Schluss wollte der Journalist von seinem Gast wissen, was die Frau der Politik empfiehlt. Ihre Antwort: Aufhören mit dem Spalten in gute „Geimpfte“ und böse „Ungeimpfte“.
Während ich das schreibe, eilt die Herrschaftsklasse unbeirrbarer denn je dem unvermeidlichen Endpunkt ihrer Sackgasse des aussichtslosen, aber um so radikaler verfolgten Versuchs entgegen, das Virus aus der Welt wegzuimpfen. Viren sind nicht ausrottbar: der bedingungslose und unbegrenzte Glaube der Herrschaftsklasse an die Machbarkeit von allem und jedem bisher leider auch nicht.
Wie lange das noch so weiter geht, will die andere von uns gesunden Zweisiedlern wissen, natürlich kennt sie meine Antwort schon, aber dieses mal wandle ich sie – ermutigt von der Frau im TV – anwendungsnahe ab: bis Ostern. Dann fegt die Jahreszeit Frühling die Folgen der Irrtümer der Herrschaftsklasse aus unserem Leben.