Tichys Einblick
Provinz Europa

Trump propagiert Freiheit, Merkel nicht

Krasser kann der Gegensatz zwischen diesem US-Präsidenten und der deutschen Bundeskanzlerin nicht sein. Er sagt klar, was er will, sie legt sich nie fest.

Screenprint: Youtube/The White House

Wo dieser Präsident der USA in der aktuellen Debatte steht, findet sich in einem kurzen Satz seiner Rede zum Unabhängigkeitstag vor Mount Rushmore: “We stand tall, we stand proud and we only kneel before almighty God.” – „Wir stehen aufrecht, wir stehen stolz, und wir knien nur vor dem allmächtigen Gott nieder.”

Gleich zu Beginn seiner Rede adressiert er den Teil der US-Gesellschaft, gegen den er zum Präsidenten gewählt wurde: „Unsere Nation wird Zeuge einer erbarmungslosen Kampagne, die darauf abzielt, unsere Geschichte auszulöschen, unsere Helden zu diffamieren, unsere Werte auszulöschen und unsere Kinder zu indoktrinieren.”

Unmissverständlich ist Trumps Kampfansage: „Eine ihrer politischen Waffen ist es, die Kultur zu streichen, Menschen von ihren Arbeitsplätzen zu vertreiben, Andersdenkende zu beschämen und von jedem, der anderer Meinung ist, völlige Unterwerfung zu verlangen. Das ist genau die Definition des Totalitarismus, er ist unserer Kultur und unseren Werten völlig fremd und hat in den Vereinigten Staaten von Amerika absolut keinen Platz.”

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Dieser Präsident will die Vereinigten Staaten von Amerika auf dem Weg weiter – oder besser wieder – gehen sehen, den sie vor dem massiven Richtungswechsel der Partei der Demokraten gingen, bevor diese mehr und mehr und nun gänzlich unter den Einfluss der treibenden Kräfte von Hollywood über Chicago bis Harvard gerieten. Trump ist gegen die überwältigende Mehrheit des Establishments seines Landes und seiner Medienmacht Präsident geworden. Und er hat offenkundig und unübersehbar vor, diesen in den Lehrbüchern der Spin-Doktoren und Politikberater nicht vorgesehenen Sieg zu wiederholen.

Seine Kampfansage setzte Trump vor der gewaltigen Kulisse von Mount Rushmore so fort: „Dieser Angriff auf unsere Freiheit, unsere großartige Freiheit muss gestoppt werden, und er wird sehr schnell gestoppt werden. Wir werden diese gefährliche Bewegung entlarven, die Kinder unserer Nation vor diesem radikalen Angriff schützen und unsere geliebte amerikanische Lebensweise bewahren. In unseren Schulen, unseren Zeitungsredaktionen und sogar in den Vorstandsetagen unserer Unternehmen gibt es einen neuen, weit linken Faschismus, der absolute Loyalität fordert. Wenn Sie seine Sprache nicht sprechen, seine Rituale nicht ausführen, seine Mantras nicht rezitieren und seine Gebote nicht befolgen, dann werden Sie zensiert, verbannt, auf die schwarze Liste gesetzt, verfolgt und bestraft. Das wird uns nicht passieren.”  Und damit niemand überhört oder unterschätzt, was er sagen will, kleidet er seine Kampfansage in diese kampagnenfähigen Worte: „Täuschen Sie sich nicht. Diese linke Kulturrevolution ist darauf ausgerichtet, die amerikanische Revolution zu stürzen.”

Linke Kulturrevolution gegen die Amerikanische Revolution, vor deren in Stein gehauenen Gesichtern Trump seine politische Kriegserklärung wiederholt und in das aktuelle Geschehen in den USA einordnet. An Klarheit mangelte es in dieser Rede zum Unabhängigkeitstag nicht, der jenseits des Altlantiks von seiner emotionalen Bedeutung für eine große Mehrheit nichts verloren hat, die weit über jenen Teil der US-Bürger hinaus geht, die Trump gewählt haben.

Ob Donald Trump alles tun wird, tun kann, was er in South Dakota sagte, weiß niemand, kann niemand wissen. Wie viel er davon tut und tun kann, entscheidet die Präsidentschaftswahlen. Verliert er sie, da sollten sich alle in Europa nicht täuschen und auch nicht im US-Establishment, geht es nicht einfach zurück zum alten globalen Trott. Das Stopsignal des politischen Außenseiters Trump bleibt mit und ohne ihn.

Dokumentation
Donald Trump zum Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten von Amerika
Krasser kann der Gegensatz zwischen diesem US-Präsidenten und der deutschen Bundeskanzlerin nicht sein. Er sagt klar, was er will, sie hat sich noch nie festgelegt. Angela Merkel schwimmt der veröffentlichten Meinung hinterher, setzt sich, wenn dessen Richtung völlig klar ist, an die Spitze, als wäre sie ihm immer schon vorausgeschwommen. Ändert sich die Richtung der veröffentlichten Meinung – the same procedure – da capo. Diese Richtungslosigkeit in der Sache verkörpert zwar niemand perfekter als Merkel, prägt aber zugleich praktisch alle an den Regierungsspitzen der Länder Westeuropas.

Trump hat dem Zeitgeist des amerikanischen Establishments den Krieg erklärt, Merkel, Macron, Conte und so weiter führen Krieg gegen alle, die bei den europäischen Ablegern des Zeitgeists des amerikanischen Establishments nicht mitschwimmen wollen. US-Demokraten und der sie treibende polit-medial-kulturelle Komplex und fast alle Parteien in Westeuropa und der sie treibende polit-medial-kulturelle Komplex unterscheiden sich nur äußerlich.

Der westeuropäische Teil dieser antiwestlichen Allianz hat keinen geistigen Kopf, ist aber gut vernetzt. Eine Gegenbewegung gibt es bisher nicht, geschweige denn eine Person, die eine solche anführen könnte. Die opponierenden Parteien in Westeuropa haben nicht einmal eine minimale gemeinsame Vorstellung von der Zukunft Europas.

So wird es dabei bleiben, wie es seit dem Ende des Ersten Weltkriegs ist. Zukunft wird jenseits des Atlantiks gemacht und kommt in kürzer werdenden Zeitabständen nach Europa. Von Westeuropa gehen keine Impulse aus. Bis in Westeuropa jemand erscheint, der eine Rede wie Trump in Süddakota hält, kann lange dauern. Dass es geschehen wird, halte ich für sicher. Noch immer passierten die wirklich großen Dinge, wenn niemand damit rechnete und nachdem alle Experten es für unmöglich erklärt hatten.

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