Das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zeigt in einer Studie, was für Regionen und Städte weltweit für den Hochwasserschutz bis 2040 auf dem heutigen Niveau nötig ist. Dazu würde mit Klimamodellen ermittelt, wie sich Flusspegel und Hochwasserrisiken weltweit entwickeln.
Nun, in Mitteleuropa ist es seit langem hinlänglich bekannt für den, der es wissen will, und den, der lange genug da ist, um es gesehen und erlebt zu haben. Die Geschichte der Flußregulierungen im großen Stil begann um 1900 mit der Regulierung des Alpenrheins zwischen Österreich und der Schweiz: Ein sinnvolles Unternehmen (mit ein paar Nachbesserungen), das dem dort lange üblichen großen Hochwasser klug Einhalt gebot, weil es dem Wasser seinen Raum nicht wegnahm.
Anders am Oberrhein ab Basel: „Die Funktionen des Rheins als Lebensader der Auengebiete, seine soziale Funktion als Wohnort für Generationen von Fischern, Forst- und Landwirten wurden der Elektrizitätsgewinnung und der Schifffahrt geopfert … Die Hochwassergefahr ist heute viel größer … Das Wasser läuft heute bedeutend schneller ab. Nur noch 80 Stunden statt früher 110 Stunden braucht eine Hochwasserwelle von Basel bis nach Mannheim gegenüber Ende des 19. Jahrhunderts. Diese Laufzeitbeschleunigung der Hochwasserwelle im Oberrhein erhöht deutlich die Wahrscheinlichkeit, dass die Hochwasserwellen von Rhein und Neckar bei Mannheim/Ludwigshafen zeitgleich zusammenstoßen und Überschwemmungen am nördlichen Oberrhein, Mittel- und Niederrhein hervorrufen.“
Kommt dann diese gemeinsame Rhein-Neckar-Hochwasserwelle in Koblenz mit der Moselwelle zusammen, ist in Köln Land unter, wie ich es dort zweimal um und nach Weihnachten erlebt habe.
Die Rheinanlieger-Staaten verpflichteten sich im Staatsvertrag von 1982, Überflutungsräume zu bauen, um die Hochwasserwelle zu verzögern. Frankreich hat das getan, Deutschland hinkt weit hinterher.
Der Rhein und seine Nebenflüsse sind nur ein großes Beispiel. Bäche und Flüsse wurden in Mitteleuropa fast überall gedanken- und rücksichtslos reguliert – eingesperrt. Als Student jobbte ich in mehreren Ferien bei einem Wasserbauamt in Tirol. Die Ingenieure verstanden gar nicht, dass ich immer mit den Bauern in den Tälern zusammen sagte, das geht nicht gut, Wasser lässt sich nicht einsperren (spätere Katastrophen gaben dem Laien recht). Schon aus den Alpentälern fließt das Wasser nach Beseitigung des natürlichen Mäandrierens viel zu schnell ab, landet in Tirol in einem entsprechend schnell fließendem Inn, der in der Donau und so weiter.
In Ostbayern sind mittlerweile 80 Prozent der Ackerfläche mit Mais bepflanz, der der Energiegewinnung dient und dazu verheizt wird. Mais steht in groben Stängeln auf verfestigtem Boden. Wasser, das von kleineren, dichteren Pflanzen zurückgehalten worden wäre, fließt sofort ab. Hochwasser am Inn werden so verschärft, die Stadt Passau und davor liegende Städte massiv bedroht. Die Energiewende mit ihrer Subventionierung der unökonomischen Energiepflanzen trägt heute massiv zu Überschwemmungen bei. Gesprochen wird darüber nicht. Es ist ja Öko. Aber ökologische Zusammenhänge sind den neuen Ökopriestern fremd, die mit der Subventionsgieskanne erst den Mais und damit weiter Überschwemmungen fördern.
Bei den Debatten über die alten und neuen Formen der Energieerzeugung habe ich lange nicht registriert, dass die Anhänger der neuen Wege in den Statistiken die Wasserkraft zu den Erneuerbaren zählen. Da es Strom aus Wasserkraft immer schon gab, habe ich die – wie sicher viele – nicht unter neu verstanden. Da ich es aber nun begriffen habe, drängt sich um so mehr eine Frage auf. Wo bleibt der intelligente – und auch noch viele Jahre hoch Job-wirksame – intelligente Masterplan, der den Bau von zahllosen Überflutungsräumen mit dem von neuen Wasserkraftwerken und Siedlungs- wie Freizeiträumen verbindet? Ein neuer Industriezweig entsteht vor meinen Augen, die Blaupausen wären lange in die ganze Welt verkaufbar. Wo sind die Unternehmer kleiner bis großer Betriebe, die sich dafür zu Konsortien zusammenschließen? Auf der Welle der allgemeinen Zustimmung zu Umweltfragen könnte ein solches Großprojekt Freunde und Gegner der Energiewende konstruktiv zusammenführen.