Chris Veber in Innsbruck nennt sich selbst „Ex-Philosoph, Ex-Grüner, Unternehmer, freier Journalist“ und blickt auf einen Umgang von grünen Funktionären mit ihm zurück, der weder fair noch demokratisch war. Das hat ihn im Freidenken nur noch bestärkt. In der fälschlicher Weise Corona-Krise genannten Zeit, die in Wahrheit eine Corona-Politik-Krise ist, erhebt er regelmäßig seine Stimme und bürstet gegen den Strich. Veber und ich kennen uns nicht persönlich, aber Zeitgenossen mit einem ausgeprägten Freiheitssinn erkenne ich schon bei geringsten Spuren desselben.
Jetzt hat Chris Veber einen kurzen Text geschrieben, den ich hier wiedergebe, um daran anzuschließen:
Covids hohe Fallmortalität unter älteren Menschen
Nachdem es sich herumgesprochen hat dass das Risiko an Covid zu sterben für unter 50 Jährige praktisch nicht existent ist, wird jetzt damit argumentiert, dass das Risiko für ältere Menschen deutlich höher liegt, für 85 Jährige zum Beispiel bei 14% (Assessing the Age Specificity of Infection Fatality Rates for COVID-19: Systematic Review, Meta-Analysis, and Public Policy Implications. By Andrew T. Levin, William P. Hanage, Nana Owusu-Boaitey, Kensington B. Cochran, Seamus P. Walsh, and Gideon Meyerowitz-Katz).
Ich glaube, inzwischen haben wir vor lauter Covid-Panik eine sehr basale Tatsache vergessen. Der Mensch ist sterblich. Jeder von uns stirbt irgendwann, in Österreich ist im Schnitt nach 81 Jahren das Leben zu Ende. Aber natürlich fallen wir nicht mit 81 alle tot um, das Sterben verteilt sich über die Jahre. Und es ist leider so, je älter der Mensch, umso häufiger der Tod.
In Österreich sind 2019 von 530.763 Menschen der Altersgruppe 20-24 nur 185 gestorben, eine Mortalität von 0,03 Prozent. Von den 543.241 60-64 Jährigen starben 4.094, eine Sterblichkeit von 0,76 Prozent. Bei den über 85 Jährigen liegt die Sterberate sogar bei 9,35 Prozent. Von 370.399 Menschen starben 34.619 Personen. Und das war vor Covid.
Ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster und postuliere die These, dass für ältere Menschen fast alle Krankheiten weit gefährlicher sind als für Jüngere. Ich vermute auch, dass ältere Menschen öfter Vorerkrankungen mitbringen als Jüngere. Und ich bin der festen Überzeugung, auch ohne eine besondere Krankheit oder Pandemie würden ältere Menschen deutlich öfter sterben als Junge.
Ich sehe also auch hier keine herausragenden Eigenschaften von Covid, die eine derart massive Beeinträchtigung unseres Lebens rechtfertigen würden. Vor allem in Hinblick auf die massiven sozialen, medizinischen und wirtschaftlichen Opportunitätskosten. Vom Verlust an Lebensfreude ganz zu schweigen. Und ist es nicht unser Ziel, ein GUTES Leben zu führen? Oder sind wir inzwischen zufrieden, einfach nur zu existieren? Im Keller mit Maske auf´s Ende zu warten, in der Hoffnung dieses noch etwas hinauszuschieben, ist jedenfalls nicht meine Definition eines guten Lebens.
Ich fürchte aber, unserer Regierung fehlt der Wille, einen Fehler einzugestehen und den Kurs zu korrigieren. Darum bin ich der Meinung, nur der Rücktritt der Regierung kann den permanenten Ausnahmezustand beenden und die Rückkehr der Normalität ermöglichen.
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Soweit Chris Veber. Er weiß nicht nur viel besser als ich, dass die türkis-grüne österreichische Regierung nicht vor hat zurückzutreten, sondern auch, dass keine andere Regierungskonstellation in Österreich denkbar ist, welche die bisherige Corona-Politik ernsthaft ändern würde. Der Grund dafür ist keineswegs spezifisch für Österreich, sondern derselbe in Deutschland und den meisten Ländern weltweit.
Die Classe Politique ist in ihrer eigenen Falle gefangen
Sie beurteilt die Entwicklung der Infektionskrankheiten durch Covid-19 nach der Zahl der gemeldeten PCR-Tests.
Nein, ich habe nicht vor, mich hier zum Corona-Experten aufzuwerfen. Aber wenn die Regierungen in Berlin gar nicht und in Wien nicht ausreichend informieren, muss ich mich eben selbst umsehen. Was ich über diesen Test gelesen habe, bündelt ein Zitat aus einem Bericht über 79 Studien zu SARS-CoV-2, 8 zu SARS-CoV-1 und 11 zu MERS-CoV (der Link führt zu weiteren interessanten Informationen):
Das Hauptproblem beim Testen von Personen ohne klinische Symptome besteht darin, dass der PCR-Test nicht zwischen der RNA eines aktiven Virus und RNA-Fragmenten unterscheiden kann, die von einer rekonvaleszenten Person abgegeben werden. Diese Fragmente sind nicht infektiös und die Abgabe dauert bis zu zwei oder drei Monate nach dem Ende der Infektion.
Personen ohne Symptome mit positiven Testergebnissen „Fälle“ oder „Infektionen“ zu nennen, ist einfach falsch. Sie sind erholte immune Personen. Es ist also eine Welle der Immunität, nicht der Infektion …
Die Aussagekraft der gemeldeten „Fälle“ ist daher mehr als fragwürdig und sollte nicht für Maßnahmen oder als Indikator für die geplante Corona-Ampel dienen.
Ich wiederhole: Die Aussagekraft der gemeldeten „Fälle“ ist daher mehr als fragwürdig und sollte nicht für Maßnahmen oder als Indikator für die geplante Corona-Ampel dienen. Doch genau das tut die Classe Politique. Sie wirft alle „positiv Getesteten“ ungeachtet ihrer völlig Unterschiedlichkeit in einen einzigen Topf „Fälle“, die sie mit „Infizierten“ gleichsetzt. Genau so macht es die Classe Politique mit den „Corona-Toten“. Sie vermeidet beharrlich, zwischen Verstorbenen an oder mit Corona zu unterscheiden oder dafür zu sorgen, dass unterschieden wird.
Jemandem, der unter Grippe oder Erkältungserscheinungen leidet, nähere ich mich nicht so weit, dass ich leicht infiziert werden kann. Noch wichtiger, bin ich selbst der unter Grippe oder Erkältungskrankheit Leidende, halte ich mich von anderen fern. Das taten Leute, die ich kenne, schon in meiner Jugend. Deshalb gingen wir dann auch nicht zur Schule oder später zur Arbeit, ins Kino, Gasthaus, zum Nachbarn und so weiter.
Mit den Symptomen von Covid-19 sind wir (noch) nicht so vertraut, um sie sofort zu erkennen wie bei der Grippe und Erkältung. Wie viel und wie wenig Masken helfen, weiß ich nicht. Aber selbstverständlich trage ich sie, um Inhaber von Geschäften, in der Gastronomie und so weiter davor zu schützen, vom Staat bestraft zu werden, weil sie mich nicht zum Masketragen angehalten haben.
Die Heilung darf nicht schlimmer sein als die Krankheit
Die Classe Politique hat sich wie gesagt in ihrer eigenen Falle gefangen: Sie beurteilt die Entwicklung von Covid-19 nach der Zahl der gemeldeten PCR-Tests. Was sie statt dessen tun muss, ist das natürlichste von der Welt. Sie hat die Pflicht, nun nachzuholen, was sie schon längst hätte getan haben müssen: für Ereignisse wie Corona-Infektionen umfassend vorzusorgen – und, da sie das nicht getan hat, Entsprechendes nachzuholen.
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, geht zwar auch von der falschen Gleichsetzung von positiv Getesteten und Infizierten aus, kritisiert aber trotzdem: »„Wir müssen aufhören, auf die Zahl der Neuinfektionen zu starren wie das Kaninchen auf die Schlange, das führt zu falschem Alarmismus“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). „Selbst 10.000 Infektionen täglich wären kein Drama, wenn nur einer von 1.000 schwer erkrankt, wie wir es im Moment beobachten.“«
Miguel Sanches schreibt in der Berliner Morgenpost in dieselbe Richtung: »Immer mehr fragen, ob die Maßnahmen verhältnismäßig sind. Der Tunnelblick auf die täglichen Neuansteckungen ist nicht erhellend genug. Es kommt nicht nur darauf an, wie viele sich infizieren, sondern wie viele ernsthaft an Covid-19 erkranken.
Bislang gibt es keine relevante Übersterblichkeit in Deutschland. Nachträglich fragt man sich, wie wir nur 25.000 Grippetote im Winter 2017/2018 verkraftet haben, ohne dass jemand „Kontrollverlust“ geschrien hat.«
Ein Wort zum Impfen. In einem Bericht über eine Studie zur Immunität nach einer Corona-Infektion steht, „ein gut designter Impfstoff“ habe das Potenzial, „eine dauerhafte Antikörperantwort auszulösen“. Dazu zweierlei.
- Der Satz enthält, was beim Thema Impfen in der Regel unter den Tisch fällt: Impfen heißt künstlich infizieren – „eine Antikörperantwort auslösen“.
- Was bedeutet „ein gut designter Impfstoff“? Gut designt für wen? Für Chris Veber, mich, meine Frau? Für den Durchschnittsmenschen, für wen sonst. Und was ist mit denen, die dem Durchschnittsmenschen nicht entsprechen?
Noch einmal: Die Classe Politique hat sich in ihrer eigenen Falle gefangen. Sie kommt nur raus, wenn sie sich selbst korrigiert und ihre Corona-Politik neu ausrichtet. Und zwar so, wie sie es von Anfang an hätte tun sollen: Die Bürger mit vo Inllständigen formationen versorgen, mit guten Argumenten motivieren, ihrer eigenen Verantwortung nachzukommen, dem Hausverstand mit praktischen Tipps helfen.
Aber bei allen Maßnahmen, die auf Zwang und Strafandrohung setzen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie nicht mehr greifen, abgesehen von jenen Milieus, in denen sie nie gegriffen haben und jenen, in denen der Staat erst gar nicht versucht hat, sie durchzusetzen.
Verjagt der Staat die jungen Leute aus ihren gewohnten öffentlichen Räumen, leben sie ihr Leben in privaten – dort ist es noch enger, mit noch weniger Abstand. Selbst der totale Polizeistaat würde Zwangsmaßnahmen an privaten und öffentlich schwer zu kontrollierenden Plätzen nicht bei ausreichend Vielen für die vom Staat gewollten Ergebnisse durchsetzen.
Bei Sebastian Kurz und seinen türkisen wie grünen Kabinettsmitgliedern schließe ich nicht völlig aus, dass sie doch noch zum Sinneswandel kommen. In Deutschland kommt es erst zu einer Kursänderung, wenn es von Kursänderungen rund um Deutschland herum umzingelt ist.
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Chris Veber schickte inzwischen einen neuen Text, den ich für heute als Abschluss nehme.
Stell Dir vor, es ist lockdown und keiner macht mit
Vom Bundespräsidenten abwärts leisten Regierungsmitglieder und Nationalratsabgeordnete ihren Amtseid auf die Verfassung, ebenso wie Polizisten. Ein lockdown wäre mangels drohendem Zusammenbruchs der medizinischen Versorgung unverhältnismäßig und damit verfassungswidrig. Bei Anordnung bzw. Versuch der Durchsetzung eines lockdowns wären die beteiligten Personen eidbrüchig, mit allen Konsequenzen.
Die CDC (US Seuchenschutzbehörde) geht per 10.09.2020 von einer IFR rate (Sterblichkeitsrate unter Infizierten) zwischen 0,00001 (Alter -19, bestes Szenario) und 0,093 (Alter 70+, schlechtestes Szenario) aus. Mit dieser Fallsterblichkeit lässt sich kein Notstand argumentieren. Sollte unsere Politik wirklich an die herausragende Gefährlichkeit von Covid glauben, hätten die verantwortlichen Personen die Zeit nutzen und zusätzliche spezialisierte Covid-Stationen und Krankenhäuser errichten sollen. Oder Luftfilter für Schulen kaufen. Aber über lockdowns auch nur nachzudenken, ist angesichts der riesigen sozialen (Ausbildung! Vereinsamung!), wirtschaftlichen (Pleiten! Arbeitslosigkeit!) und medizinischen (fehlende Behandlung und Vorsorge bei allen Nicht-Covid-Fällen!) Kosten grob fahrlässig.
Ich möchte daher zum wiederholten Male dazu aufrufen, zur Normalität zurückzukehren. Sollte unsere Regierung dazu nicht bereit sein, ersuche ich diese bzw. unseren Bundespräsidenten, Neuwahlen anzusetzen und die Covid-Maßnahmen einer Kontrolle durch den Souverän zu unterziehen.
Fußnote 1: Die WHO ist nun gegen Lockdowns.
Fußnote 2: Das war nicht der letzte Beitrag zum Versagen der Classe Politique.