Eines in der „Elefantenrunde“ von ARD und ZDF gestern war vergnüglich, ein zweites auffallend und ein drittes interessant. Vergnüglich war es, im Gesicht von Alice Weidel wie in einem Buch zu lesen, was in ihr vorging, wenn die Kamera immer dann zu ihr schaltete, während Annalena Baerbock ihre eingepaukten Kinderreime von der Klima-Regierung aufsagte. Auffallend war der Unterschied des Normaltones des Moderatoren-Duos Rainald Becker und Peter Frey zum haltungsaktivistischen Auftritt ihrer Kollegen Tina Hassel und Theo Koll am Tag davor.
Interessant war, dass Lindner in der „Elefantenrunde“ den Vorschlag von Robert Habeck wiederholte, FDP und Grüne sollten erst miteinander reden, bevor sie mit SPD oder/und CDU Koalitionsmöglichkeiten ausloteten: „Es könnte ratsam sein, dass die Parteien, die gegen den Status Quo der großen Koalition Wahlkampf gemacht haben, die aus einer unterschiedlichen Perspektive heraus diesen Status Quo überwinden wollten, dass also Grüne und FDP zuerst miteinander sprechen, um dann all das, was danach kommt, zu besprechen.“
Das ist die Rückkehr der FDP zu ihrer Lieblingsrolle im Parteiensystem, die ebenso Königsmacher wie Waagscheißerle genannt wurde, wobei sich die FDP diese Rolle nun mit den Grünen teilen muss, was ihr schon allein deshalb Recht sein wird, weil geteilte Verantwortung nahe bei keiner Verantwortung siedelt.
Doch die FDP kehrte mit einer Ampelkoalition noch in anderer Hinsicht zu einem bestimmten Teil ihrer Geschichte zurück: zur „sozialliberalen“ Koalition von Willy Brandt und Walter Scheel 1969. Damals, 1971, bekam die FDP ihren ersten Generalsekretär, Karl-Hermann Flach, der aus der FDP eine auch so bezeichnete Sozialliberale Partei machen wollte, um in einer Dauerkoalition mit der Union der SPD ihren Platz im Parteiensystem abzunehmen. Er starb, bevor er ans Werk gehen konnte.
Erwarten kann ich von Grüne/FDP und SPD nichts Gutes. Das erwartbare Theater auf der politmedialen Bühne wird grausig, aber unterhaltsam.