Was ist Geld? Wie ist es sicher angelegt? Warum ist das Timing wichtig? Fragen, die sich beim Ausblick ins neue Jahr aufdrängen – und dazu die passenden Antworten.
Man mag diese Börsianer- und Volkswirte-Floskel nicht mehr lesen und hören, dennoch werden wir vor jeder Jahreswende von ihr heimgesucht: Dass es im nächsten Jahr nicht so sehr darauf ankomme, an der Börse Gewinne zu erzielen, sondern dass der reale Kapitalerhalt für Anleger das Ziel Nummer eins sein sollte. Also Sicherheit über alles. Aber schon beim Sicherheitsbegriff scheiden sich die Geister. Im Wort Lebensversicherung ist er sogar enthalten – ein Hohn, denkt man an die schrumpfenden Auszahlungen für Kapital- und Fondspolicen. Sind Spar- und Tagesgeldkonten sicher? Bis 100.000 Euro ja, eigentlich, doch was geschieht nach einer Bankpleite? Dann ist das Geld auf dem Konto für eine gewisse Zeit nicht verfügbar. So lässt sich jede Geldanlage durchdeklinieren, mit dem Ergebnis, dass keine von ihnen absolut sicher ist.
Was bedeutet Sicherheit überhaupt? Es handelt sich zweifellos um einen weiten Begriff, konzentrieren wir uns deshalb auf die Sicherheit des Geldes, und zwar in dem Sinn: Geld ist, was gilt. Das heißt, Münzen, Scheine, Konten, Maestro- und Kreditkarten, Devisen, Bitcoins, Anleihen, Aktien, Fonds, Immobilien, Ackerland, Edelmetalle, Forderungen, unter Zuhilfenahme der Phantasie auch gängige Kunst und Antiquitäten. Gunnar Heinsohn und Otto Steiger führen in ihrem Standardwerk „Eigentum, Zins und Geld“ beim Rückblick in die Jahrtausende alte Geldgeschichte zusätzlich auf: Bratspieße, Nägel, Beile, Eisen, Leder und Muscheln – um nur die originellsten zu nennen.
Das Timing wird total unterschätzt
Geldsicherheit bedeutet, im richtigen Augenblick, Tag, Monat, Jahr und Jahrzehnt über das passende Geld zu verfügen. Also Münzen und Scheine für den kleinen Einkauf, Konten für große Anschaffungen, Maestro-Karten, um in Europa, Kreditkarten, um in Amerika zu zahlen, Anleihen und Aktien als Ertragsquellen und Spekulationsobjekte, Immobilien ebenfalls, Ackerland zur Selbstversorgung und Edelmetalle, speziell Gold, für den Fall, dass das ganze Währungssystem zusammenbricht.
Im richtigen Augenblick, Tag, Monat und so weiter, das heißt: Timing, die Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Es handelt sich um die am meisten unterschätzte Sicherheitskomponente. Sie ist als Teil einer erfolgreichen Anlagestrategie ebenso wichtig wie der eingangs erwähnte reale Kapitalerhalt als Ziel. Ohne Timing ist auf Dauer kein Kapitalerhalt möglich, ohne Kapitalerhalt droht Kaufkraftverlust und im schlimmsten Fall Armut. Diesen Zusammenhang lassen Börsianer und Volkswirte meistens unter den Tisch fallen. Für sie erschöpft sich die Geldsicherheit üblicherweise in der Streuung und sukzessiven Anlage. Beide Vorgehensweisen sind zwar grundsätzlich zu empfehlen, aber ohne richtiges Timing nur halb soviel wert.
Wozu Urgestein Marc Faber rät
Was bedeutet Streuung? Fragt man die üblichen Anlageberater und Vermögensverwalter, kommt in der Regel wie aus der Pistole geschossen die Antwort: Fonds. Fragt man sie nach der sukzessiven Anlage, kommt ebenso schnell die Antwort: Cost Averaging, der regelmäßige Fondskauf zu einem bestimmten Betrag, sodass bei niedrigen Fondspreisen viele, bei hohen wenige Fondsanteile gekauft werden. Aber was passiert, wenn ein Fonds nichts mehr taugt, weil sein Manager gewechselt hat oder weil das geschrumpfte Volumen zur Fondsauflösung führt? Dann erhalten Anleger ein Umtauschangebot, und das Ganze geht wieder von vorn los. In der Zwischenzeit sind sie um allerlei Provisionen, Gebühren und sonstige Nebenkosten ärmer geworden.
Streuung schön und gut, doch welche Anlagen kommen dafür infrage? Marc Faber, Urgestein unter den Börsengurus, schlägt – auf den ersten Blick scheinbar plausibel – vor: je ein Viertel Gold, Cash, Aktien und Immobilien. Ist damit der Sicherheit Genüge getan? Nur bedingt, denn hier fehlt schon wieder die Timing-Komponente; außerdem ist die Frage berechtigt, ob Fabers Rat für Siebzehnjährige ebenso gelten soll wie für Siebzigjährige (Faber gehört mit 68 Lenzen auf dem Buckel eher zur zweiten Kategorie). Falls ja, wäre noch zu hinterfragen, woher Siebzehnjährige das viele Geld für eine Immobilie hernehmen sollen und ob sie bei hohem Einsatz für sie nicht ein Klumpenrisiko eingehen.
Die richtige Mischung
Genaugenommen schimmert bei diesen Überlegungen schon wieder durch, wie wichtig das Timing ist. Wenden wir uns also vom starren Sicherheitsdenken ab und noch einmal dem Timing zu, angelehnt an Fabers Vierteilungs-Vorschlag. Da wäre zunächst Gold, am besten in Form von gängigen Barren und Anlagemünzen (Näheres im Internet unter anderem auf goldseiten.de): nach über dreijährigem erst Abwärts-, dann Seitwärts- und schließlich wieder Abwärtstrend kaufenswert. Cash, möglichst auf verschiedene Bank- oder Sparkassenkonten verteilt und am besten zusätzlich in Form von Scheinen außer in Euro auch in Schweizer Franken und US-Dollar ergänzt: auf alle Fälle empfehlenswert, speziell dann, wenn Aktienkurse zwischenzeitlich mal wieder einbrechen und dadurch Kaufkurse bieten.
Aktienkurse stehen derzeit an den großen Börsen überwiegend oben. Wer es sich einfach machen will, verfolgt anhand einer gängigen Finanzseite im Internet den deutschen VDax und den amerikanischen Vix. Hierbei handelt es sich um Indizes, die das mehr oder weniger starke Schwanken der Aktienkurse wiedergeben. Erst wenn sie kräftig in die Höhe gegangen sind, ergeben sich interessante Kaufkurse. Das ist jetzt noch nicht der Fall. Also Geduld bewahren und Geld für spätere Käufe auf Konten zwischenparken. Bleiben zum Schluss noch Immobilien. Um es kurz zu machen: für die Eigennutzung okay, zum Vermieten auf keinen Fall, weil vonseiten der Politik nach massiven Grunderwerbsteuer-Erhöhungen und nach der Mietpreisbremse weiteres Ungemach droht. Ich wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg im neuen Jahr!