Für die einen sind niedrige Zinsen ein Segen, für die anderen ein Fluch. Anleger aus beiden Lagern sind gut beraten, sich gerade jetzt auf den nächsten Segen vorzubereiten.
Niedrige Zinsen machen Anleger reich. Oder arm. Ein Teil der reichen freut sich über hohe Aktienkurse, die ihnen dank EZB-Geldschwemme und damit einhergehender niedriger Zinsen beschert wurden, ein anderer Teil über gestiegene Immobilienpreise. Ein Teil der armen Anleger ärgert sich über abgeschmolzene Tagesgeldzinsen und Anleiherenditen, ein anderer über schwindsüchtige Kapitallebensversicherungen.
So weit die Momentaufnahme. Doch Geldanlage ist nicht statisch, sondern ein fortwährender dynamischer Prozess. Der Kursanstieg der Aktien kann von heute auf morgen ins Gegenteil umschlagen; der Anstieg der Immobilienpreise wird erst durch dem Verkauf real, vorher ist er vielfach eher Wunsch als Wirklichkeit. Die Dynamik des Tagesgeldes zeigte sich bisher vor allem in einem stetigen Zinsrückgang, die der Lebensversicherungen im Verfall der Ablaufleistungen, nur halt nach außen weniger sichtbar.
Die Finanzbranche setzt auf Fonds
Als es mit den Renditen der Bundesanleihen immer weiter abwärts ging, wechselten viele Anleger – nicht zuletzt aufgrund der Vorschläge ihrer Banker – zu höher rentierenden Unternehmensanleihen. Das war keine gute Idee, wie eine Unzahl von Pleitefällen belegt. Mit Prokon-Genussscheinen war dann der vorläufige Pleitegipfel mit einem Schaden von voraussichtlich weit über 1 Milliarde Euro erreicht. Der nächste ist so gut wie sicher. Denn insbesondere viele kaum handelbare Mittelstandsanleihen werden sich im Lauf der kommenden Jahren als marode erweisen. Und niemand außer einigen Insidern ahnt, wie viele Anlagen sich als Schneeballsystem entpuppen werden, deren Hauptmerkmal darin besteht, dass Auszahlungen an Altanleger mit Einzahlungen der Neuanleger erfolgen.
Die Finanzbranche hat sich zwar lange schwer getan, ihren Kunden höher verzinsliche Anlagen anzubieten, aber dann ist ihr doch noch einiges als Ersatz für Bundes- und Unternehmensanleihen, Geldmarkt- und Rentenfonds eingefallen: zum Beispiel Hochzins-, Misch- und Absolute Return-Fonds. Klingt gut, allerdings hängt ihr Erfolg weitgehend vom Geschick und Glück der Fondsmanager ab. Details zum ganzen Komplex der Alternativen sind im Buch „Die Zinsfalle“ von Dachfondsmanager Eckhard Sauren und seinen Mitstreitern verständlich beschrieben.
Günstiges Tages- und Festgeld für besondere Fälle
Unabhängig davon haben sich Direktbanken auf Tages- und Festgeld spezialisiert, für das sie höhere Zinsen bieten als die Filialbanken und -sparkassen. Wer im Internet test.de anklickt, bekommt die Spitzenangebote für je 2 Euro Obolus präsentiert, alternativ in der Monatszeitschrift Finanztest. Auch ein Blick auf die kostenlose Internetseite fmh.de von Max Herbst ist zu empfehlen. Mal liegt die eine Bank vorn, mal die andere, und allemal ist die Anlage in Tages- oder Festgeld am Anfang mit viel Papierkram verbunden. Dennoch lohnt sie sich zur Bildung einer liquiden Reserve für besondere Fälle. Beim Tagesgeld liegen aktuell gemäß Finanztest PSA Direktbank und Sberbank mit 1,21 bzw. 1,10 Jahreszins vorn, beim Dreimonatszins Creditplus Bank und NIBC Direct mit jeweils 1,21 Prozent Jahreszins. In allen Fällen gilt die gesetzliche Einlagensicherung bis 100.000 Euro.
Solange die EZB-Geldmaschine gigantische Beträge über die Finanzmärkte gießen lässt, wird das Zinsniveau niedrig bleiben. Über den Zeitraum seines Anstiegs zu spekulieren, ergibt keinen Sinn. Wohl dagegen, die absehbaren Konsequenzen in Betracht zu ziehen. Eine, die derzeit kaum jemand auf der Rechnung hat, ist die kommende Inflation. Denn die EZB strebt etwas unter 2 Prozent Inflation an. Sobald das Pendel in diese Richtung ausschlägt, wird etwas Unvermeidliches Geschehen: Anleger werden noch mehr Inflation erwarten.
Mit Anleihen und Gold gegen die Inflation
Die Konsequenzen für sie liegen dann auf der Hand: Sie werden Schutz vor der Entwertung ihres Geldes suchen. Die nächstliegende Möglichkeit dazu besteht im Kauf inflationsindexierter Bundesanleihen. Je höher die Inflationsrate (in diesem Fall gemessen am HVPI, dem harmonisierten Verbraucherpreisindex für die Eurozone), desto mehr Zinsen gibt es unter dem Strich und desto höher steigt der Betrag am Ende der Laufzeit, wenn Anleihen zurückgezahlt werden. Es erscheint sinnvoll, sie schon jetzt zu kaufen, bevor ihre Kurse bei anziehender Inflation nach oben ausbrechen, und Kaufaufträge über ein paar Wochen zu verteilen. Zur Auswahl stehen mehrere Anleihen mit unterschiedlichen Modalitäten und Börsenumsätzen, außerdem Fonds, die sich auf sie spezialisiert haben. Hier sind zwei Anleihen, eine mit Laufzeit bis 2020 (Wertpapier-Kennnummer 103052) und eine weitere mit Laufzeit bis 2023 (WKN 103054).
Sobald die um höhere Inflationsraten bereinigten nominalen Zinsen real ins Minus rutschen, werden auch zinslose Anlagen unter Führung von Gold interessant, zumal dann ja die Inflationserwartungen steigen. Goldbarren und Anlagemünzen aus Gold, die in ihrem Ursprungsland als offizielle Zahlungsmittel gelten (Krügerrand, Maple Leaf, Känguru, Wiener Philharmoniker, American Eagle, Britannia, Panda u.a.), haben noch zwei weitere Vorteile: Sie sind von der Umsatzsteuer befreit, und nach einem Jahr Haltedauer bleiben die mit ihnen erzielten Wertsteigerungen steuerfrei.
In diesem Sinn: Viel Geschick und Glück bei Ihrer Geldanlage im Umfeld niedriger Zinsen!