„Erziehe das Kind von heute, und du erziehst das Volk von morgen!“ Wissen Sie, von wem dieses Zitat stammt? Von mir, ich hab’s neulich am Handy zu meiner Mutter gesagt, nachdem ich mit meiner knapp 5-jährigen Tochter die Biene Maja geguckt hatte – also die neuverfilmte Maja, und diese unterscheidet sich signifikant vom unschuldigen Zeichentrick aus meinen Kindertagen. An alle Eltern: Seid auf der Hut, bei der Neuzeit-Biene wird indoktriniert wie Sau!
Wir erinnern uns: In einem unbekannten Land (West-Deutschland) vor gar nicht allzu langer Zeit (80er Jahre) lief im Fernsehen die Biene Maja, und in deren Welt war alles klar.
Freund Willi wird umgeschult
Freund Willi ist liebenswert, übervorsichtig, hat immer eine passende Schlaumeierei parat, ist ideale Ergänzung zur forschen, aus dem schwarz-gelben Bauch heraus handelnden Protagonistin. Flip ist der sporadisch auftauchende Lehrmeister, wir haben die bestens organisierten Ameisen, mal kommt ’ne Stubenfliege vorbei, mal ein Blumenelf, mal ein Käfer. Die Antagonisten des Spiels, also diejenigen, vor denen sich jeder immer und immer wieder in Acht nehmen sollte, sind die Hornissen. Dass so etwas eine Parabel sein könnte, hab’ ich als Kind nie geahnt, und es war mir auch schnurz. Und das durfte es auch sein, denn die latente Botschaft war (so sehe ich das heute) die richtige: „Erkenne Gefahren und hüte dich, mein Kind!“ Was ist denn so anders in der heutigen Maja-Welt? So einiges:
Willi ist jetzt nur noch ein Depp, er ist überflüssig, ganz so wie unsere Jungs in unserer Welt überflüssig sind. Oder etwa nicht? Flip ist ein schnöder Hüpf-Erzähler geworden, ein Erfüllungsgehilfe der Autoren, jedenfalls keiner zum Drauf-Hören und Dran-Aufrichten. Jetzt wird’s spannend: die Ameisen sind nicht mehr die vielleicht leicht befremdliche, aber stets anerkennenswerte Wertegemeinschaft, sondern sie sind nichts als stahlhelmtragende Heiopeis, die absoluten Vollidioten unter Bonsels Sonne! Dass diese kleinen Wesen es schaffen, sich zu behaupten, und dass so was nur mit Disziplin geht und einer gewissen Anstrengungsbereitschaft – geschenkt! Ameisen sind Witzfiguren, und witzlos sind damit die Werte, für die sie stehen. Das allein hätt’ mich nicht auf die Palme gebracht, wohl aber die erschreckende Wandlung der Antagonisten: Liebe Eltern, die Hornissen sind nicht mehr böse. Jawoll, sind sie nicht! Sie sind laut, ja, sie wirken bedrohlich, ja, doch in echt sind sie es nicht. Echt! Schon gar nicht der Sprössling, der zwar irgendwie anders ausschaut, aber ja auch nur ein potentielles Opfer archaischer Erziehung ist – wenn überhaupt.
Spinne Thekla ist nicht mehr böse?
Nun könnten Sie fragen: „Und die Spinne Thekla, ist die auch harmlos geworden?“ Das ist unerheblich, Sie müssen lernen, die Denke der Korrekten zu begreifen: Wenn sich jemand einzeln konkret als böse erweist, ok, da dürfen wir warnen und richten, aber wehe, wir generalisieren gleich eine ganze Gruppe, pfui, pfui! Ich sehe förmlich den Club der hirntoten Dichter vor meinem geistigen Auge, diese Sozialwissenschaftsvasallen aus der Humboldt-Uni-Weissu-Szene, wie sie am Autorenstammtisch parliert haben: „Nicht jede Hornisse ist böse, man kann doch nicht alle über einen Kamm scheren. Fremdes Aussehen darf nicht ängstigen. Nö?“ Was für eine Kacke!
Eine neue Serie zum Film gibt’s auch, vermutlich wimmelt’s da von schwulen Weberknechten im Gebüsch, und die Stubenfliege Puck fliegt frohgemut unter einem Solardach. Ach ja, natürlich lernt auch die neue Maja das Böse kennen, es kommt im Film (Achtung!) aus den eigenen Reihen. Während also Maja, Willi und Hornissenkind Ali auf der Klatschmohnwiese Political Correctness einstudieren, schmiedet eine Weggefährtin im heimischen Stock fiese Pläne. Da und NUR DA nämlich lauert die Gefahr, liebe Kinder, misstraut gefälligst dem Eigenen! So was gab es mit Sicherheit selbst in der DDR nicht. In einem unbekannten Land vor gar nicht allzu langer Zeit …