Nur 63 Stunden vergingen – zwischen dem Giftgasangriff und dem „US-Vergeltungsschlag“, schreibt Clemens Wergin: „Es waren Stunden, in denen aus einem isolationistischen Präsidenten plötzlich ein humanitärer Interventionist wurde.“ Werter Autor, das nehme ich Ihnen nicht ab. Aus humanitären Gründen wird in Washington so wenig gemacht wie in Berlin oder jeder anderen Hauptstadt. Würden die Regierungen die Interessen ihrer Länder wahrnehmen, dies offen aussprechen und nach Kompromissen suchen, die öffentlich diskutiert werden, ginge alles besser. Der Krieg um Worte schafft keinen Frieden.
„Humanitärer Interventionist“? Hoffentlich hat Trump keinen Bissen im Mund, wenn er davon hören sollte. Damit er sich nicht vor Lachen verschluckt. „US-Vergeltungsschlag“? Gut dass Wergins Kollege Torsten Krauel auf der selben Seite die realistische Rechnung aufmacht: „Xi mal Daumen“. Ich behauptete in meinem Stück „Berlin zuletzt“, die Strippenzieher in den U.S. hätten den Giftgasangriff als geeigneten Anlass genommen, um Putin mit ihren Tomahawks zu sagen: so weit und nicht weiter. Krauel sagt, die Militäraktion habe das Treffen Donald Trumps mit Xi Jinping in Florida untermalt als Botschaft an Diktator Kim Jong-un, bei Strafe einer Koalition von U.S. und VRC seine internationale Politik nicht fortzusetzen. Nun, das eine schließt das andere nicht aus. Man kann Läus‘ und Flöh‘ haben, sagen die Schwaben. Jedenfalls hat die WamS an diesem Sonntag außenpolitisch Perspektiven im Blick, der SPIEGEL Dönekens.
Lehnartz geht also implizit davon aus, dass es den U.S. bei dem Raketenangriff um Syrien ging und nicht um Moskau und/oder Pjöngjang. Dass sich kein Experte fände, der diese Militäraktion deuten könne, ist nach einmal Googeln widerlegt. Ob diese „Experten“ recht haben, ist eine andere Frage. Dass „Aktionskünstler“ Trump die Folgen des Einsatzes nicht „final durchdacht hätte“, lässt mich Torsten Krauel fragen: Glauben Sie wirklich, dass Trump über solche Einsätze entscheidet? Ich nicht.
Aber kluge Leute um Trump herum muss es geben. Beweis, die Kurzgeschichte der WamS von krl – also wohl Krauel selbst: „Trumps Geheimwaffe heißt Arabella“. Trumps Enkelin dieses Namens hat Xi Jinping und seiner Frau Peng Liyuan, die selbst eine berühmte Schlagersängerin war, chinesisch vorgesungen, was Arabella sehr gut können soll. Was uns das über The Donald sagt, müssen wir selbst herausfinden.