Letzte Woche Ronaldo, diese Woche Bundesliga – meint man, wenn man dem Titelbild vertraut: die Spieler im sehr leicht abgewandelten Emblem der DFL als Marionetten. Es geht dann aber vor allem um die Spielerberater, ums große internationale Geschäft, um das Geld, das sie mit der Ware Spitzensportler machen. Die 20-Seiten-Strecke enthält eine Fülle Details zu den ungewöhnlichen Arbeitsverträgen von Fußballprofis.
Bei Gehältern gibt es bekanntlich keine gerechte Bezahlung. Entscheidend ist dabei, so wissen wir von Karl Marx, der so genannte Mehrwert. Wenn Fußballspieler ihre Fans in einen Zustand der Euphorie versetzen, wenn ganze Regionen davon profitieren, sind hohe Gehälter angemessen. Auch bei der Formel 1 machen ein Nico Rosberg oder ein Lewis Hamilton den Unterschied zwischen Weltmeisterschaft gewinnen oder verlieren. Wem in Hollywood Blockbuster zugetraut werden, kann mit seinem schauspielerischen Können Milliarden einspielen. Insofern ist gegen hohe Vergütungen nichts einzuwenden. Wenn Politiker und Unternehmenschefs für Wachstum und Stabilität sorgen, sollten wir sie ebenfalls entsprechend bezahlen. Die für den Fußball aufgezeigten Mechanismen zeigen aber auch den Erfolgszwang, unter dem die Spitzensportler stehen. Auch ausbleibender Erfolg ist in den Verträgen geregelt.
Hat der SPIEGEL mit seinen Enthüllungen aus football leaks schon mal die Stadiongänger und Sky-Gucker an der Angel, so tischt man diesen ein buntes Potpourri auf.
Sebastian Hammelehle teilt uns in seinem Leitartikel „Auf der Kippe“ mit, dass die Welt sich 2017 verändern wird. Da staunt der Leser.
Für Angela Merkel lief es beim Bundesparteitag in Essen am Schluss gar nicht mehr nach Wunsch. Die Kanzlerin bekam zu spüren, dass sie bei der CDU in der Flüchtlingspolitik eine rote Linie überschritten hat. Der SPIEGEL heftet sich an die Fersen der „Viererbande“, wie er titelt, aus Jens Spahn, Martin Jäger, Thomas Strobl und Über(schwieger)vater Wolfgang Schäuble, die das Heft in die Hand nimmt, um der Partei wieder mehr traditionelle CDU einzuflößen. Das Wahljahr wirft seine Schatten. Mal sehen, ob Merkel den ihr nicht genehmen Parteitagsbeschluss zur doppelten Staatsbürgerschaft stillschweigend aussitzen kann.
Der SPIEGEL hat einen neuen „Feind“ ausgemacht – neben Donald Trump. Melanie Amann und Kollegen beschwören ein Bekenntnis herauf: „Wo stehst Du, Facebook?“. Eine Zauberlehrlingsdebatte. Zu meinen, dass Mark Zuckerberg der große Zauberer sei, der nur den Hut wieder aufsetzen und eine Zauberformel sprechen müsse, um alles in Ordnung zu bringen, ist naiv. Ja und dann nehmen wir doch gleich Twitter-CEO Jack Dorsey mit in die Haftung. Ich möchte den Politiker oder Journalisten sehen, wenn der ach so geistreich, vielleicht ironisch gemeinte Kommentar, die News, der Tweet, den andere nicht als geistreich empfinden, oder die Ironie falsch verstehen (soll häufig vorkommen) gelöscht wird. Facebook ist der globalisierte Stammtisch. Wer auf diesem Instrument spielt, muss damit rechnen, dass andere es auch tun.
Man spürt beim SPIEGEL auch ein anderes Motiv: Facebook und andere setzen den klassischen Medien zu. Politiker brauchen den SPIEGEL nicht mehr, um ihre Sprüche zu verbreiten; Unternehmen finden ihre Kunden schneller per Facebook als per Anzeige. Es ist der Neid der alten Medien, der den Hass auf die neuen befördert. Es wird vergeblich sein. Das Neue ist stärker. Auch kommenden Montag wird das Internet noch da sein; beim SPIEGEL wird man das nicht von jedem Montag sagen können.
Dass die Tagesschau den Mord an einer Freiburger Studentin durch einen jungen Flüchtling nicht thematisiert hat, führt zu einer Debatte, wie die öffentlich-rechtlichen Medien ihren Informationsauftrag verstehen. Der SPIEGEL positioniert sich, indem er dem Themenkomplex 10 Seiten widmet über Gelingen und Misslingen von Integration, über Sexismus, Vergewaltigung und Geschlechterrollen. Bis hin zum 3-Seiter „Aufgeklärt“ über junge muslimische Flüchtlinge, die von Pro Familia sensibel darüber aufgeklärt werden, wie deutsche Frauen ticken, was beim Geschlechtsakt passiert und woher feuchte Flecken morgens in der Unterhose kommen und … Wollen Spiegel-Leser das wirklich lesen? Und macht es Migranten wirklich zu sensiblen Männern, die auf Gewalt verzichten? Es ist wohl eher Augenpulver der Gutmeiner.
Zum Schluss: Kennen Sie „Greenery“? Es ist die Farbe des Jahres 2017. Der Farbguru der Firma Pantone, Leatrice Eiseman, hat sie gewählt und ist überzeugt, dass dieses Grün mit der Pantonenummer 15-0343 den Zeitgeist des neuen Jahres am besten trifft: die Farbe von Smoothies, Logos für digitale Startups und Avocado auf Toast. Wenn Sebastian Hammelehle das gewusst hätte, als er seinen Leitartikel schrieb …