Tichys Einblick
Adabei

DER SPIEGEL Nr. 47 – „Wer bist du Ratte, dass du der Türkei drohst?“

DER SPIEGEL nähert sich langsam wieder der Wirklichkeit: Multikulti ist doch irgendwie schwierig und über den von ihm hochgejubelten 100%-Schulz spottet der SPIEGEL nun, dass das Unwort von der „begleiteten Parteiführung“ die Runde mache.

Bisher gerierte sich der SPIEGEL als Fan Nummer Eins von Martin Schulz: Als Schulz als SPD-Kanzlerkandidat nominiert wurde, ging laut Magazin ein Ruck durch das bundesdeutsche Wahlvolk, so dass allzu Eifrige bereits den Rückzug von Angela Merkel nahen sahen. Veit Medick lästert im Beitrag „Im Tunnel“ nun darüber, dass der Parteivorsitzende „hauptberuflich damit beschäftigt sei, sein politisches Überleben zu sichern“ und hämt, dass ob der Schulz‘schen Kraft- und Ideenlosigkeit in der Parteizentrale das Unwort von der „begleiteten Parteiführung“ die Runde mache.

FAZ: "Merkel - Ein Rückblick"
Merkel 1999 in der FAZ: „Die Partei muss laufen lernen“ – Und 2017?
Ebenso wenig Gefallen wird vermutlich Horst Seehofer an dem Beitrag „Hau den Markus“ finden. Oder vielleicht erst recht? Jan Friedmann, Peter Müller und Ralf Neukirch beschreiben, wie die nächste Politgeneration mit den Füßen scharrt und den Abgang des Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten herbeisehnt. Wer hat die besseren Chancen im Machtkampf? Markus Söder, Ilse Aigner, Joachim Herrmann, Manfred Weber oder Alexander Dobrindt, der aktuell die Jamaika-Verhandlungen zur CSU-internen Profilierung nutzt? Dass und warum alles ganz anders kommen könnte, als sich der Nicht-Bayer, der größte Teil der SPIEGEL-Redaktion eingeschlossen, vorstellt, beschreibt Jan Fleischhauer genüsslich in „Das bayerische Missverständnis“.

Totgesagte leben bekanntlich länger. Auch wenn Schulz und Seehofer wanken, haben Sie immer noch genug Power, um allzu vorschnelle Konkurrenten ins Stolpern zu bringen. Allerdings bekommt beiden Parteien die schlechte innere Verfassung durch Macht- und Nachfolgekämpfe nicht.

Herbeischreiben
Journalisten wollen Jamaika erzwingen
Die Titelgeschichte mit dem Beitrag „Jeder stirbt nur einmal“ über das Gebaren von in Deutschland lebenden Erdoğan-ergebenen Türken ist für mich ein starkes Signal für eine Zeitenwende. Die Pöbeleien, Drohungen, Beschimpfungen mit denen in Deutschland lebende Türken in vorauseilendem Gehorsam oder gar angestiftet ihrem Gastland gegenübertreten und die Vorteile einer offenen Gesellschaft schamlos für diktatorische Zwecke ausnutzen, wird jetzt sogar vom SPIEGEL verbalisiert. Das kann ein Umdenken im Mainstream auslösen. Vor allem zeigt es deutlich: Politik kann ein sehr schmutziges Geschäft sein, dem man nicht mit der Vorstellung begegnen kann und darf, dass ein aufgeklärtes Politik- und Gesellschaftsverständnis globales Allgemeingut sei. Es zeigt aber auch: Der verklärte Blick auf Zuwanderung gehört der Vergangenheit an. Multikulti bringt ganz neue Konflikte mit sich. Zu glauben, ein „Doppelpass“ würde die Einstellungen und Traditionen ändern, ist längst naiv. Integration ist keine Einbahnstraße – und viele Türken, die seit Generationen in Deutschland leben, sind dabei, sich abzuwenden: Von Deutschland. Mit den zahlenmäßig schnell wachsenden Parallelgesellschaften aus anderen Ethnien wird sich diese Art von Konflikt vervielfältigen.

Ein ungewöhnliches und nahe gehendes Stück Zeitgeschichte ist das SPIEGEL-Gespräch von Markus Dettmer und Britta Stuff „Wir waren wie Kinder“ mit Norbert Blüm über seine Gespräche mit Helmut Kohl und Heiner Geißler. Anlass ist die Autobiografie des Sozialministers in allen Kohl-Regierungen, die von Oskar Lafontaine als Ergänzung besprochen: „Christlicher Sisyphos“.

Blick zurück - nach vorn
Blackbox KW 46 – Katastrophenwarnung: „Angela Merkel macht Jamaika zur Chefsache“
Alle reden von der Digitalisierung. Doch kommt sie beim Endkunden nicht an. Im SPIEGEL-Gespräch mit Armin Mahler und Marcel Rosenberg „Gegen die sind wir alle Zwerge“ berichtet 1&1-Gründer und United-Internet-Chef Ralph Dommermuth, was gerade schiefläuft und welche unrühmliche Rolle das Lobbying der Deutschen Telekom in Berlin und Brüssel dabei spielt. Dommermuth wüsste grundsätzlich nicht, was gegen die FDP- und Grünen-Forderung spricht, die von der Bundesregierung und der KfW immer noch gehaltene 30-Prozent-Beteiligung an der Telekom zu verkaufen und in die Glasfaserförderung zu investieren. Das Problem liegt in der Umsetzung. Denn die geht voll zulasten der Nutzer. Und das Gerede von Jamaika über Digitalisierung ist als Quatsch enttarnt – ein Staatskonzern blockiert den Fortschritt.

Gleichfalls erhellend ist das Interview „Tesla ist kein Vorbild“ von Christian Wüst mit Toyota-Aufsichtsratschef Takeshi Uchiyamada, der soverän die ausufernden Tesla-Phantasien zurechtrückt.

Und nun zum Schluss Constanze Manziarly: Nach langjährigen Recherchen ist es dem Innsbrucker Heimatforcher Stefan Dietrich gelungen, die reale Person zu identifizieren, die Hitler ab April 1944 als persönliche Diätköchin dienen musste – ein knochenharter Job, „Immer 1 Fuß im Grabe – nicht übertrieben!“.

Die mobile Version verlassen