In Manchester reißt eine von islamischen Terroristen gelegte Bombe Teenager in den Tod. Südlich von Kairo sterben Christen nach einem islamisichen Hinterhalt. In Berlin wirbt der evangelische Kirchentag für mehr „Flüchtlings“-Aufnahmen und relativiert die Anschläge. In Taormina zeichnet sich ein Platzen des G-7-Gipfels ab. Die SPD erlebt die Höllenfahrt von St. Martin. Viele große Themen.
Das kleine Leben jetzt auch im SPIEGEL
Im SPIEGEL dieser Woche nicht das übliche Trump-Bashing. Stattdessen überrascht das Magazin mit einem Thema aus FOCUS-Land und entzückenden Anekdoten. Das kleine Leben ist im Spiegel eingezogen, der seinen Ruf aus dem Geschrei um das Große ableitet.
„Fahr zur Hölle“ von Alexander Neubacher und Britta Stuff bietet eine anspruchsvolle Analyse zum Thema Erben. Eigentlich ein klassisches Focus-Thema. Aber Politik ist dem SPIEGEL längst zu heikel geworden. Er nimmt seine Leser mit auf die Reise ins Private. Nach früheren Plagiaten jetzt also erben. Natürlich etwas eingefärbt, etwas Werbung für r2g muss sein, auch wenn es nicht so daher kommt.
Seltsam, dass „Links“ und „Rot-grün“ so viel von der Vermögenssteuer fabulieren. Da läge es doch viel näher, sich von den 260 Milliarden Euro, die in diesem Jahr vererbt werden, ein größeres Stück für den Finanzminister abzuschneiden. Zumal die Autoren zeigen, dass sowohl Keynes als auch John Stuart Mill für eine progressive Erbschaftsteuer eintraten. Letzterer soll darauf hingewiesen haben, dass das Empire sich unter Queen Victoria im 19. Jahrhundert zu einem Land der Müßiggänger, Verschwender und Taugenichtse entwickelte. Die Mär, dass bei einer hohen Erbschaftsteuer der Mittelstand existenziell gefährdet wäre, sei unangebracht. Noch selten hat der SPIEGEL den Klassikern der Wirtschaftstheorie so viel Ehre zugemessen. Aber Geschichte ist eben ein Steinbruch. Da, wo den Erben das Vermögen ohne Leistung übergeben werde, schade dies dem Leistungswillen und der Wirtschaft. Das könne man heute angeblich bereits in Japan sehen. Dies ist mir neu, dazu hätte ich gerne Näheres erfahren.
Es gibt eine Trump-Steigerung. Wer hätte das gedacht?
Jakob Augstein warnt in seiner Kolumne „Ajatolla aus Indiana“, dass nach einem Abgang von Trump mit seinem Vize Mike Pence ein radikal konservativer Präsident folgen könnte, allerdings einer, der das Regierungshandwerk verstehe.
Im Gespräch „Überdosis Realpolitik” mit René Pfister präsentiert sich Jürgen Trittin so, wie die Bundesbürger unsere Politiker ertragen müssen: Probleme oder Rückschläge werden einfach totgeredet. Eine ernsthafte Diskussion unterbleibt.
Lohn für Journalistentreue: Markus Feldenkirchen darf jetzt seinen SPD-Schützling Sigmar Gabriel auf Außenministerreise begleiten und lässt es in „Die große Erleichterung“ weiter menscheln.
EU-Kommissarin Cecilia Malmström erklärt in „Beide Seiten gewinnen“ Peter Müller und Christoph Pauly die Vorteile des Freihandels. Ob mit Erfolg, weiß ich nicht.
Ein Muss ist das SPIEGEL-Gespräch „Der Brexit hat Gift freigesetzt“ von Peter Müller und Jörg Schindler mit dem Erfolgsautor Robert Harris. Und Harris weiß sogar, wer am Brexit schuld ist: „Kein Witz. Ein Labour-Politiker hatte einem Kollegen in einer Bar einen Kinnhaken verpasst. Er musste zurücktreten, seine Partei verlor die Nachwahlen und änderte daraufhin ihre interne Nominierungsregeln.“ So sei es möglich geworden, dass Jeremy Corbin die Labour-Führung übernommen habe. Mit einem anderen Parteichef wäre den Briten möglicherweise der Brexit-Schlamassel erspart geblieben, spekuliert Harris, und hätte möglicherweise auch der Schwung für Donald Trump gefehlt. Das erinnert Harris an den berühmten Schmetterling, der mit einem Flügelschlag die Weltgeschichte ändert. Nur war es in diesem Fall ein Kinnhaken. Aber eine solche Wirkung von Schmetterlingsen ist ja auch nur ein Gerücht. Oder muss man heute Fake News sagen?