Tichys Einblick
Blick zurück – nach vorn

Blackbox KW 44 – Narren führen die Geschäfte

Erstes Teilgeständnis von Karl Lauterbach, Annalena Baerbock fürchtet das Licht, Chef Olaf Scholz lernt Konfuzius und bei der ARD wird die Nazisprache wieder eingeführt. Wir empfehlen zur Beruhigung: Fahren Sie Bahn!

Große Aufregung, weil Annalena Baerbocks Glaubensbrüder von den Grünen in Münster ein Kreuz entfernen ließen, um nicht die Gefühle der Briten, Franzosen, Italiener, Kanadier, Japaner und Amerikaner beim G7-Gipfel zu verletzen. So gut wie keine Klagen kamen diesbezüglich von denen, die im Namen des Kreuzes ihre Bischofsgehälter beziehen (Ausnahme: Gerhard Ludwig Kardinal Müller bei TE). Vielleicht aber waren die Pläne der G7 auch nicht für die Ohren des Herrn bestimmt. Wurde der Saal in Münster zusätzlich auf Knoblauchzehen überprüft?

♦ Natürlich hat Wirtschaftsminister Habeck bei der „vorbehaltslosen AKW-Prüfung“ gelogen! Da muss man schon bei der FDP oder SPD in Lohn stehen, um grüne Märchen zu glauben.

♦ Polen baut sein erstes Kernkraftwerk für die Energiesicherheit, unsere politische Verantwortungsgemeinschaft bringt derweil das „Entlastungspaket III, Abwehrschirm, Gas- und Strompreisbremse, Flüchtlingskosten“ auf den Weg. Die Gaspreisbremse soll ab März gelten, wenn der Winter vorbei ist, und deren extra kompliziert gestaltete Umsetzung dürfte noch manche künstliche Aufregung mit sich bringen, dabei kann man schon jetzt kurz und bündig konstatieren: Narren führen unser Geschäft.

♦ 23 Stunden Flug mit Testwahn bei Abflug und Ankunft, nur um einer Pressekonferenz mit Olaf Scholz zu lauschen, bei der keine Fragen gestellt werden durften – Journo sein macht auch keinen echten Spaß mehr. Chef Olaf durfte wenigstens beim Essen mit Chef Xi über Menschenrechte plaudern, wenn er uns nicht wieder beschummelt hat. Am Ende gab es von Xi noch ein wenig Konfuzius für die Heimreise: „Politisches Vertrauen ist leicht zerstört, aber schwer wieder aufzubauen.“ Wir verstehen zwar kein Chinesisch, aber so weit können wir zwischen den Zeichen lesen: Wenn Annalena Baerbock so weiter macht, fehlen in Allemannda nicht nur Gas und Öl, sondern wir können gleich auch das Handelsministerium deutlich verkleinern.

♦ Auch Amerika ist gespalten in die Zeugen Coronas und die Resilienten, wobei sich die dortige Justiz immer mehr in Richtung Vernunft dreht. Soeben wurde die Stadt New York angewiesen, wegen Impfweigerung Gefeuerte unter Nachzahlung ihrer Bezüge wieder einzustellen. Nun hat die Zeitschrift The Atlantic eine „Pandemie-Amnestie“ für alle Covid-Tyrannen vorgeschlagen. „Wir müssen einander vergeben, was wir gesagt und getan haben, als wir noch zu wenig über Covid wussten“, schreibt Emily Oster (Professorin mit Harvard-Hintergrund), stets eine Befürworterin der harten Maßnahmen. „When we were in the dark over Covid” heißt bei uns übrigens „mit dem Wissen von damals“. Und nein, es sieht nicht so aus, als ob Emily Oster mit ihrem Amnestie-Wunsch durchkäme.

♦ Die Kita-Schließungen waren „nach heutigem Wissenstand“ unnötig, sagt aus der Lamäng der kölsche Professor Lauterbach (auch mit Hawatt-Hintergrund), nachdem er nächtens wieder eine Studie gelesen hatte. Diesmal wohl die richtige. Trotz Lauterbachs Teilgeständnis sind wir von einer echten Aufklärung meilenweit entfernt. Nun fordern Unionspolitiker eine „Experten-Soko“ zur Klärung der Frage, was alles schiefgelaufen ist. Da sollten auf jeden Fall die Unions-Experten Söder und Daniel Günther („Ungeimpfte sollen sich nicht mehr treffen“) im Team Aufklärung dabei sein.

♦ Die Hamburger Satire-Zeitschrift Spiegel setzt wieder mal den Kölner Dom unter Wasser, um auf den dramatischen Klimawandel hinzuweisen. Wie meinen Sie, verehrte Leser? Stimmt, den Witz hatten sie schon mal 1986, aber die Leser von damals haben längst die Lektüre gewechselt.

♦ „Wie kommen wir aus Deutschland zur Klimakonferenz in Ägypten?“, fragte – natürlich rein rhetorisch – die Grüne Luisa Neubauer. Am besten so: „5 Tage lang mit Bahn & Bus von Berlin über Warschau, Budapest, Belgrad & Sofia nach Istanbul … Von dort werden wir das letzte Stück fliegen.“ Das ist vielleicht ein klein wenig umständlich, aber der Kampf gegen die Erderwärmung fordert von jedem Opfer. Wenigstens muss Luisas Arbeit nicht leiden, solange es überall Zugang zu Twitter gibt. Und das Auswärtige Amt hat bestimmt schon Orte angemietet, wo sich die „Aktivisten“ festkleben können – der Ägypter soll ja prinzipiell eher ruppig mit Aktivisten umgehen.

♦ Das Berliner Unfallopfer ist inzwischen verstorben, und die Klimakleber (vom Habeck-Ministerium mit 150.000 Euro finanziert) beklagen sich über schlechte Presse, weil durch ihre Blockade ein Rettungsfahrzeug nicht zur Unfallstelle kam. Da eilt nun die Süddeutsche zur Hilfe. Der „von den Aktivisten verursachte Stau“ habe keinen Einfluss auf die Versorgung des Unfallopfers gehabt. Das belege ein „drei Seiten langer Vermerk“ der Notärztin. Das wussten wir auch nicht, dass Notfallärzte drei Seiten lange Berichte über ihre Einsätze verfassen.

♦ Immer wieder zu Scherzen aufgelegt sind die Aktivisten der „Umwelthilfe“, deren Steckenpferd der Feinstaub ist. Nun soll das Silvester-Feuerwerk „ein für alle Mal“ verboten werden. Das dürfte auf die „Kids“ (Bild), die während Halloween Einsatzkräften schon mal einen Vorgeschmack auf neue Sitten und Gebräuche gaben, wenig Eindruck machen (besonders eindrücklich in Berlin, Wien und Salzburg).

♦ Die Tafeln werden überrannt, das Sozialamt Berlin-Neukölln wird wegen Arbeitsüberlastung geschlossen, da wundert sich die linke Nancy Faeser (Innenministerin) immer noch, wie es zur Überlastung durch illegale Migration kommen konnte. Die lebenslange Grundversorgung ohne Arbeit als sogenannten Pull-Faktor schließt sie aus. Das sei „wissenschaftlich widerlegt“. Das wird diese Wissenschaft sein, die uns schon bei Corona den Weg wies. Weil Unterkünfte knapp werden, empfiehlt „Migrationsforscher“ (mit George Soros’ Unterstützung) Gerald Knaus übrigens, „private Unterkünfte staatlich zu fördern“– oder hat er „fordern“ gesagt?

♦ Meinungsfreiheit bei Twitter? Nicht mit ihm, Nils Dampz vom ARD-Studio Los Angeles! Dann kriechen doch nur wieder „die Ratten aus ihren Löchern“, und die müssen dahin „zurückgeprügelt“ werden. Dass die ARD noch keine Supervision für ihre Frontkämpfer hat! Schon Nietzsche wusste: Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

♦ „Uhrenräuber hatte sich als Frau verkleidet“ schreibt der Spiegel und berichtet seinen Lesern: „Als Frau verkleidet verschaffte ein Mann sich und seinen beiden Komplizen Zugang zu einer Nobelboutique am Kurfürstendamm.“ Ist es nicht inzwischen gesetzlich verboten, einen als Frau verkleideten Mann als einen als Frau verkleideten Mann zu bezeichnen? Hat der nicht ein Recht darauf, als Frau angesprochen zu werden? Wenn schon der Spiegel nicht mehr durchblickt …

♦ Vielleicht sollte man mal wieder Bahn fahren, um sich von all dem Irrsinn etwas zu erholen. Auch wenn die Züge verspätet sind, das Catering „aus“ ist, verspricht eine Bahnfahrt wenigstens lustig zu sein, denn das männliche Zugpersonal kontrolliert womöglich im roten Cocktailkleid und Pumps die Tickets. Von der Maskerade verspricht sich Bahnchef Lutz „eine vielfältige und bunte DB“. Was vor allem den vielfältigen und bunten Gästen im Regionalverkehr gefallen dürfte.

Einsteigen! Und schönen Sonntag!


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