Alles, was pietätvolle Dichtkunst hervorzubringen vermag, floss selbst in die Texte unserer drögen Staatsfunker ein. Sätze, die großteils sogar ökologisch wiederverwendbar sind, wenn es hiesige Staatsoberhäupter zu beweinen gilt: Elizabeth II, Königin der Briten, ist gestorben und ließ auch das deutsche Publikum für einen Moment vergessen, wie besorgniserregend der Zustand ihrer Republik inzwischen geworden ist.
♦ Die Firma Hakle (Hakle-Feucht, dick & durstig oder Servus) hat Insolvenz angemeldet, und das, wo wir gerade erst den „Internationalen Tag des Toilettenpapiers“ (26.08.) begangen haben. Die Löhne werden vom Arbeitsamt übernommen und diverse Beraterfirmen bemühen sich, damit der Laden nicht bald ganz von der Rolle ist. Auch die 1.800 Mitarbeiter der Schuhfirma Görtz werden vom Arbeitsamt bezahlt, und Statistiker weisen bei den Insolvenzen ein Plus von 26 Prozent zum Vorjahreswert nach. Dabei hätten die Firmen gar keine Insolvenz anmelden, sondern lediglich aufhören müssen zu arbeiten, wenn wir unseren Wirtschaftsminister richtig verstanden haben.
♦ Denn Deutschlands beliebtester Politiker, Habeck, erklärte im TV: Wenn sich bestimmte Geschäfte (Bäckereien, Bioläden, Reinigungsunternehmen) wegen der Energiepreise nicht mehr rentieren und die dann vorübergehend eingestellt werden, dann ist das keine klassische Insolvenz. Die Firmen haben dann lediglich ihre wirtschaftliche Betätigung eingestellt. Verstehen Sie? Aber nicht einmal Sandra Maischberger, von Haus aus (Bayerischer Rundfunk) grünen Hirngespinsten eher verpflichtet, verstand auf Anhieb, was der grüne Minister ihr da erklären will. Und sie fragte ungläubig nach: „Also, die sind dann pleite, weil sie nicht mehr arbeiten können, aber melden nicht Insolvenz an?“ Na also, da hatte sie es dann doch verstanden.
♦ Zunächst wollte nicht einmal der „Spiegel“ abseits stehen bei der Kritik an Habecks „vermurkster Aussage zu Insolvenzen“. Aber dann entdeckten die Habeck-Sympathisanten einen Tweet des Gefälligkeitsforschers Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), der tröstende Worte für den geprügelten Robert fand: „Ich verstehe die Kritik an den Aussagen von Wirtschaftsminister Habeck zu Insolvenzen nicht, denn sie sind zutreffend.“
♦ Auch beim Staatsfunk, wo der ökonomische Sachverstand in etwa dem der Grünen entspricht, fanden sich schnell Habeck-Unterstützer. Ein gewisser und bereits in der Vergangenheit aufgefallener Herr Döschner, Facharbeiter beim WDR, riet Bäckern und anderen Kleinunternehmern in Not, „sie sollten sich die Geschichte von Amazon, Apple und Google ansehen, die über viele Jahre nur Verluste machten …“
♦ Wohingegen der Dinkelmeister, ein Bäckereibetreiber aus dem Hanseatischen, befürchtet, der „sehr geehrte Herr Habeck“, sei entweder „mit’m Fön geduscht oder mit’m Hammer gekämmt“. Des Bäckers Lösung der katastrophalen Lage: „Bitte tun Sie Deutschland einen Gefallen, treten Sie zurück, nehmen Sie Frau Baerbock gleich mit, und den Scholz gebe ich Ihnen gratis obendrauf. Er wird sich sowieso nicht mehr erinnern, dass Sie ihn mitgenommen haben.“
♦ Krise? Das kommt immer darauf an, wen Sie fragen. Ein gewisser Maulbach, Chef des gerade mit knapp 15 Milliarden Staatshilfen versorgten Energieriesen Uniper (weiterer Unterstützungsbedarf bereits angemeldet), soll „bei einem luxuriösen Galadiner in einer Mailänder Villa“ eine ganz eigene Einschätzung der Lage geäußert haben. Krise, ja. Aber laut eines mittlerweile wieder gelöschten Tweets erinnerte er seine Geschäftsfreunde an den guten, alten Churchill-Satz „Verpasse niemals eine gute Krise.“ Auf! Auf! „Wir haben definitiv eine gute Krise, also lasst sie uns nicht verpassen!“
♦ Lukrativ wird eine Krise natürlich erst, wenn das richtige politische Personal dazu seine Wirkung entfaltet. Deshalb schalten wir um in den Bundestag. Dort wurde kurz des letzten guten Russen (Gorbatschow) gedacht, dann begann das, was in Fachkreisen „Generaldebatte“ genannt wird. Fazit von Chef Olaf: Wenn irgendetwas gerade suboptimal läuft, ist dafür die Vorgängerregierung verantwortlich. Dabei kam ihm zupass, dass er so vergesslich ist. So konnte er sich nicht erinnern, dass er und seine Partei ebendieser Vorgängerregierung selbst angehört hatten.
♦ Natürlich hatte auch der Oppositionsführer ein Wörtchen mitzureden, aber der Funke sprang nicht über. Wer setzt in ernster Lage auch ausgerechnet auf den Riesen Friedrich Gernegroß Merz, der sich vor dem kleinsten grünen Getwitter fürchtet?
♦ Mit den Worten „Angela Merkel lässt sich entschuldigen“ eröffnete Friedrich Merz sodann seinen ersten Parteitag als CDU-Chef. Man freue sich aber auf ihre Anwesenheit bei einem der kommenden Parteitage. Der Narr! Den Teufel wird Merkel tun, und wenn sie sich auch noch das andere Bein brechen müsste. Eigens begrüßte Merz den Tross der Staatsfunk-Journos, die mit sage und schreibe 58 Mann angerückt waren – quasi einer für je 20 Delegierte –, was Merz nutzte, um auf die Verschwendungen und Verfehlungen der Propaganda-Truppe hinzuweisen. Warte Bürschchen, werden die sich gedacht haben, komm du in unsere Talkshows!
♦ Ohne Frauenquote hätten es weder die berufslose Ricarda Lang, Paketzustellerin Saskia Esken oder Trampolinspringerin Baerbock je in ein verantwortungsvolles politisches Amt geschafft, da will die Merz-Union nicht länger abseits stehen und auch eine solche Quote einführen für Ämter, Pöstchen und Listenplätze. Merz, schlau und bedenkenträgerisch wie er ist, will aber nichts überstürzen und ähnlich wie bei der Abschaltung von Atomkraftwerken vorgehen. Zum Anfang nächsten Jahres soll eine Frauenquote von 30 Prozent eingeführt werden, ein Jahr später von 40 Prozent, die 50-Prozent-Marke soll Mitte 2025 erreicht sein.
♦ Ohne Corona geht es nicht, das wissen unsere Leser. Damit Corona nicht wie in anderen Ländern in Vergessenheit gerät, beschloss der Bundestag das Corona-Schutzgesetz unter Beibehaltung von allerlei Drangsalierungsmaßnahmen. Schließlich heißt Deutsch sein, eine Sache um ihrer selbst willen treiben (Richard Wagner, „Deutsche Kunst und deutsche Politik“).
♦ Nun haben „wir“ das halbe Land bereits abgewürgt, da hören wir vom Club of Rome, das bedeutendste Problem dieser Tage sei gar nicht das Klima. Da haben wir uns wohl umsonst den Hals umgedreht. Schließlich war das Klimagejammer des Club of Rome, mit dem ganze Generationen von Schulkindern belästigt wurden, mit ein Grund dafür, dass am Ende immerhin 15 Prozent der deutschen Wähler den grünen Phantasten ihre Stimme gaben. Nun soll die Zukunft der Menschheit nicht länger vom Klimawandel abhängen, sondern von „fünf außerordentlichen Kehrtwenden“:
- Beendigung der Armut – da können wir uns nach der „Energiewende“ leider nicht beteiligen, wir sind selbst pleite.
- Beseitigung der eklatanten Ungleichheit – da sind wir dabei, mit SPD und SED und Zufallsgewinnsteuer.
- Ermächtigung der Frauen – Check! Mehr als Annalena, Christine, Svenja, Nancy, Lisa, Steffi, Klara und Bettina in einer Regierung hat kein Land zu bieten.
- Aufbau eines für Menschen und Ökosysteme gesunden Nahrungsmittelsystems – macht der Cem.
- Übergang zum Einsatz sauberer Energie – bereits übererfüllt, siehe Punkt eins.
♦ Um auch späteren Generationen Kunde zu geben vom segensreichen Wirken unserer Kanzlernden, ist schon länger ein Erweiterungsbau des größten Regierungssitzes der Welt, des Kanzleramts, geplant. Der soll inzwischen 777 Millionen Euro kosten, 177 Millionen Euro mehr als ursprünglich gedacht. Inflation? Nein, Planwirtschaft, die uns allen zugutekommt, denn „es wird ein helles und freundliches Gebäude, ein Ort, zu dem die Bürger auch gerne mal hinkommen können, um zu sehen, wie hier gearbeitet wird“ (Scholz). Wobei – wie da gearbeitet wird, erleben wir auch so jeden Tag …
♦ Wie? Wollen Sie wirklich, dass wir das schwarz auf weiß dokumentieren, auch bei der Gefahr einer Wiedervorlage, Herr Finanzminister? Na bitte: „Eine Zusage kann diese Bundesregierung geben – das politische Versprechen: Aufgrund von finanziellen Sorgen wird in diesem Land in diesem Winter niemand frieren und niemand hungern.“ (Der Liberale Lindner, der sich aus dem Fenster lehnte …)
Schönen Sonntag!
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