Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 29 – Nach der Hitze das Gewitter

Annalena Baerbock fürchtet schon Volksaufstände, Journalisten bekommen ernste Zweifel an ihrem Tun. Nur eins war früher besser: deutlich weniger Klimetta.

Gestern begrüßte die Regenbogenfahne am Reichstag den bunten Umzug zum CSD-Staatsfeiertag. Der Grünen-Kindergarten machte wieder seine beliebten Tik-Tok-Videos, Polit-Promis diverser Parteien suchten die Kameras der Fernsehanstalten. Die Diskriminierungsbeauftragte Ataman wurde schnell gesichtet, andere hatten sich besser verkleidet. Haben wir da den Peter Altmaier im Solidaritäts-Tutu gesehen? Und vollmaskiert Corona Karl? Claudia Roth hat uns völlig verwirrt. Wir könnten schwören, dass sie uns mindestens einhundert Mal in diversen Verkleidungen über den Weg gelaufen ist.

♦ Dank Klimawandel (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) war beim CSD in Berlin eine Freikörperkulturstimmung wie beim Karneval in Rio. Aber wo die Hedonisten feiern, hat der Abstinenzler und Altruist vor allem Sorgen. Ist es nicht viel zu heiß? Brennen nicht die Wälder in Spanien und Portugal? Steigt der Meeresspiegel? Es war unsere Außenaktivistin Annalena Baerbock, die Tage zuvor beim Klimagipfel, zu dem aus allen Erdteilen die Abgesandten der Klimakirche herbeigeflogen kamen, die unbestreitbaren Fakten vortrug: „Uns bleiben noch acht Jahre, um die weltweiten Emissionen nahezu um die Hälfte zu senken.“ Nur noch acht Jahre? Gut, dass der nächste Klimagipfel schon im November stattfindet.

♦ Es liegt was in der Luft, wenn sich sogar der inzwischen staubtrockene Spiegel mal wieder ein Scherzchen gegen die Obrigkeit erlaubt. Weil der grüne Habeck, um die Welttemperatur exakt justieren (und nebenbei den Putin kujonieren) zu können, die Drosselung von Privatheizungen plant – ist ein Spiegel-Redakteur ins Archiv gestiegen und hat ein Beispiel aus der Geschichte gefunden: „Rumäniens Diktator ließ sein Volk einst bei einer Raumtemperatur von zwölf Grad bibbern …“

♦  Sorgen in diese Richtung macht sich inzwischen sogar Parteifreundin Annalena Baerbock. Wenn Russland im Herbst kein Gas liefern sollte, sind wir „mit Volksaufständen beschäftigt“, plapperte sie Medien ins Mikrophon, was die so sehr verwirrte, dass sie sich tatsächlich zu einer in diesen Kreisen völlig unüblichen Nachfrage durchrangen: Rechnen Sie wirklich mit Volksaufständen? Ach Gottchen, ja, das war „vielleicht etwas überspitzt“ und gelte außerdem nur für den Fall, dass „wir kein Gas mehr hätten“, und das müssten wir ja dann schon selber verbaerbocken, gelle?

♦ Insa hat gleich die passende Umfrage parat. Der zufolge wollen 44 Prozent aller Befragten „sicher oder mit großer Wahrscheinlichkeit an Demonstrationen gegen die hohen Energiepreise teilnehmen“. Radical Nancy (SPD und tatsächlich Innenministerin) hat alle schon mal prophylaktisch zu Rechtsradikalen erklärt und ist bestens vorbereitet. So kann sie bei ihren Parteifreunden noch einen guten Eindruck hinterlassen, bevor sie sich dann vom Acker macht.

♦ Vielleicht könnte eine Laufzeitverlängerung der letzten AKWs das Schlimmste verhindern. Hierzu positionierte sich die 28-jährige Grünen-Chefin Ricarda Lang auf dem Mädelsabend bei Anne Will klar und deutlich. Aber ja, aber nein, aber ja, aber nein, … was sich wörtlich so anhörte: „Dann sage ich, dass wir in jedem Moment innerhalb dieser Krise natürlich immer auf die aktuelle Situation reagieren müssen und dabei alle Maßnahmen prüfen werden. Das haben wir in der Vergangenheit getan. Das haben wir nie kategorisch ausgeschlossen. Sondern wir haben immer aktuell geprüft, was macht in diesem Moment Sinn. Das werden wir auch weiter tun.“

♦ Apropos. Ob Migration, Corona oder „Energiewende“ – nur durch permanente Desinformation konnten die Akteure der sozialen Zerstörung ihr Werk ungestört fortsetzen. Nun lesen wir, dass die Mitmacher so langsam beginnen zu (ver)zweifeln. Mehr als 60% von online befragten Journalisten „haben in den vergangenen zwölf Monaten wiederholt daran gedacht, dem Beruf den Rücken zu kehren – insbesondere Jüngere spielten verstärkt mit dem Gedanken“. Viele leiden unter dem „Vertrauensverlust des Publikums in die Medien“.
Mehr als die Hälfte hält die Publikumskritik an einseitiger oder zu unkritischer Berichterstattung für bedingt richtig. Was heißt „bedingt richtig“?

♦ Nun verwirrte auch noch das Lauterbachsche Gesundheitsministerium die gläubigen Journos mit einer Twitter-Veröffentlichung, in der es hieß: „Eine von 5.000 Personen sei von einer schweren Nebenwirkung nach einer Covid-Impfung betroffen.“ Auf deutsch: Die Chancen eines Geimpften auf gravierende Nebenwirkungen sind 100.000 Mal größer als die des gemeinen Lottospielers auf einen ordentlichen Gewinn.

Das erschien den Ministerialen dann doch zu deutlich, also schoben sie eilig eine Korrektur nach: Die Melderate für schwerwiegende Reaktionen betrage 0,2 Meldungen pro 1.000 Impfdosen. Klingt schon besser, kommt aber aufs Gleiche heraus. Inzwischen hat das Ministerium seinen Tweet gelöscht, und glaubt, damit sei der für immer verschwunden 😉 Wie der Herr, so’s Gescherr.

♦ Sie klagen über Bauchkrämpfe, Durchfall und Erbrechen? Vielleicht sollten Sie öfter mal den Mundschutz wechseln oder abnehmen, denn eine jüngst in „Nature“ veröffentlichte japanische Studie berichtet von prächtig gedeihenden Bakterien- und Pilzkulturen auf Schutzmasken. Dazu passt, dass „über Deutschland eine Welle von Atemwegserkrankungen hinwegrollt“, wie Hausärzte klagen.

♦ Für Doktor Buschmann von der deutschen Maskenpartei (früher mal FDP) bleibt hingegen das Tragen von Masken erste Bürgerpflicht, wozu er schon mal allerlei Verordnungen und Gesetze für den Herbst vorbereitet. Denn, so Doktor Buschmann: „Die Wirksamkeit von Masken für den Einzelnen in Innenräumen ist unstreitig.“ Jedenfalls zwischen ihm und Freund Karl.

♦ Hubertus Heil freut sich wie ein Schnitzel mit Pommes, denn schon im Januar werde die Bundesregierung ein „Bürgergeld“ einführen (statt Hartz IV). Damit soll den Stütze-Empfängern in SPD-Sprech „mehr Respekt und Wertschätzung“ entgegengebracht, vor allem aber mehr Geld übergeben werden. Auch die Wohnungsgröße pro Person soll nicht mehr so streng ausgelegt werden.
Hä? Wundern sich die hartzenden Al Zein-Clanbrüder in ihrer Luxus-Villa in Leverkusen. Dat war doch immer schon so.

♦ Was sagt Klima- und Außenaktivistin Baerbock zu Italien? Wir haben nix gefunden, wahrscheinlich wird noch an einer Erklärung gefeilt. Denn einerseits ist es ja gut, dass der alte, weiße Draghi hingeschmissen, und nun mit Giorgia Meloni eine Frau gute Chancen hat, das Amt zu übernehmen. Andererseits ist Giorgia so was wie Alice Weidel, nur dass ihre „Fratelli d’Italia“ mit 22 Prozent die stärkste Partei Italiens ist.
Apropos. Fratelli heißt doch Brüder, Giorgia wäre doch eine von den Sorelli d’Italia. Oder sind die da nicht so genderig?

♦ Für eine gelungene feministische Außenpolitik braucht es in erster Linie Frauen vom Schlage Baerbock, Lang oder Roth, auch wenn sich manche männliche Antons als Feministen ganz gut schlagen. Aber was tun, wenn ausgerechnet die Frauen am vorgeschriebenen Allgemeinwissenstest zum Diplomatischen Dienst scheitern? Na ganz einfach: Die Tests werden gestrichen, damit Frau Baerbock ihre Freundinnen schon bald als Diplomatinnen begrüßen kann. Hauptsache, sie beherrschen die Klimaziele (1,5 Grad!) aus dem Effeff, und wo die Ukraine oder Italien liegt, kann man schließlich gugeln.

♦ Und nun zum Sport. Die deutsche Frauennationalmannschaft schlägt sich wacker, die TV-Quoten steigen, da wäre es doch gelacht, wenn’s nichts zu maulen gäbe. Der Staatsfunk klagt, dass zu wenig Spielerinnen einen Migrationshintergrund vorweisen können, und das Tandem „NDR und SZ“ versorgt seine Leser mit allerlei kursierenden frauenfeindlichen Sprüchen. Wir können uns da nur vollumfänglich Heike Ullrich vom Deutschen Fußball-Bund anschließen und den Unholden mit einem bösen Blick zurufen: „Ich fand das nicht gut, was du gerade gesagt hast!“

Schönen Sonntag!


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